Im Test:
Untergang oder Läuterung?
Selbst im Angesicht der nahenden Zerstörung seines Heimatplaneten bleibt Rufus cool und seinen egozentrischen Prinzipien treu. Oder etwa doch nicht? Im letzten Teil der Adventure-Trilogie versucht er nach wie vor zu verhindern, dass die finstere Armee aus Organon-Beamten nach Elysium reist und die Sprengung von Deponia anordnet. Auf dem Schrottplatz-Planeten leben schließlich noch einige Bewohner – doch diese Information soll offenbar geheim gehalten werden. Also macht Rufus sich auf, selbst auf das letzte Hochboot nach Elysium zu gelangen und nebenbei das Herz seiner Begleiterin Goal zu erobern.
Ob Rufus diesmal doch noch zur Einsicht kommt und seinen kompromisslosen Egozentrismus überdenkt? Die Antwort auf diese Frage erfährt man natürlich erst im Laufe des Abenteuers – einen kleinen Knacks bekommt sein Selbstvertrauen allerdings schon relativ früh. Zugegeben: In dieser Szene hat er einen schweren Schicksalsschlag zu verdauen. Trotzdem wirkt es fast schon surreal, wenn Rufus plötzlich ein paar von Selbstzweifel geprägte Kommentare abgibt. Auch seine Vergangenheit wird beleuchtet: Ich war regelrecht verblüfft darüber, wie gut ich plötzlich nachvollziehen konnte, wie Rufus zu der Person mit einer selbst für ein Comic-Spiel arg überzeichneten Selbstüberschätzung wurde. Auch ein paar andere Ungereimtheiten ergeben plötzlich Sinn.
Abrisstour durch die Galaxis
Zwischendurch trifft er sogar auf einen Fan. Als plötzlich der Deponia-Geek mit Rufus-Brille im Spiel auftaucht, lässt der selbstverliebte Held sogar Goal hängen. Statt sie aus einer wild rotierenden Stahlseilrolle zu befreien, kümmert Rufus sich erst einmal um seinen Bewunderer, welcher natürlich jede seiner Heldentaten auswendig aufsagen kann. Zwischendurch schaltet das Spiel immer wieder in eine nähere Perspektive oder erzählt die Geschichte mit hübsch gezeichneten Filmschnipseln weiter. Im Vergleich zu Telltales professionell inszenierten Abenteuern wirkt die Kameraführung trotzdem ein wenig altbacken – schließlich laufe ich wie anno dazumal die meiste Zeit über in der Totale als kleine Figur durch die Welt. Eine coole Idee ist dagegen, die Geschichte zwischen den Kapiteln mittels Husaren-Gesang und energischen „Hussa“-Rufen weiter zu erzählen – offenbar angelehnt an die Funktion des Chores im antiken Theater.
Endlich wird’s wieder knifflig!
Als er 5 Zloty benötigt, will er seine Begleiter sogar an die in der Kanalisation hausende Pfandhexe verhökern: „Haben sie nicht zufällig Interesse an ein paar leckeren Kindern? So ein Zufall: Die kosten genau fünf Zloty!“ Beim zweiten Versuch wird er noch kreativer: „Jammijammijammi, lecker Kinderchen. Jetzt neu!“ Auch die zum Baby gewordene Goal hat er im Schlepptau, auf die er natürlich aufpassen und sie in ihre erwachsene Gestalt zurückverwandeln will.
Von Vampir-Schnabeltieren und apokalyptischen Wäschesekten
Selbst wenn mal etwas nicht funktioniert, macht es Spaß, sich Rufus bissige Kommentare anzuhören. Standard-Antworten gibt es hier kaum, dafür viel Liebe zum Detail: Fast in jeden noch so unwichtigen Nebensatz hat Poki wieder viel Humor und alberne Wortspiele einfließen lassen. Die apokalyptische Wäschesekte will z.B. den Waschraum bis zu Deponias Zerstörung besetzt halten und verpackt jede Antwort in ein bedeutungsvoll betontes „Humm, Homm, Kumbayaa!“. Oder eben auch „Humm, Homm, Kumbaneiiin“ oder „Humm, Homm, Kumbegaaal“. Die Szenen werden mal von angemessen alberner, später auch durch ruhige Musik unterlegt – die meisten Melodien bleiben aber nicht im Gedächtnis hängen. Die auf Schrott getrommelten Einlagen wirken bei weitem nicht so gelungen wie in Machinarium – die mit Gaststar Smudo eingespielten Stücke haben mir dagegen wieder besser gefallen. Auch der Let’s-Player Gronkh ist dabei, er leiht Rufus‘ altem Bekannten Goon seine Stimme.
Dreifacher Dickkopf
Das Element passt gut ins Spiel: Das eigentlich sehr große Areal wird durch die Dreiteilung etwas besser überschaubar. Ab und zu muss ich aber über die Grenzen hinaus denken, z.B. wenn ich Goon seinen Heizstrahler abschwatze, um ihn dem Kanalisations-Rufus zu übergeben, welcher damit das bereits erwähnte Nachtlager im Monstermaul aufwärmt.
Bizarre Logik
Schade, dass sich das Verwechslungs-Minispiel so fade gestaltet. Wie in einer alten Klamotte rennen Rufus, Cletus, Goal und andere Figuren durch die zahlreichen Türen im Flur – bis ich den richtigen Weg durchs „Labyrinth“ gefunden habe. Auch die anderen Minispiele wie das Austricksen der Überwachungskameras in einer galaktischen Disco sind nur leidlich unterhaltsam. Zum Glück lassen sich die ausgelagerten Spielchen wieder überspringen. Wer feststeckt, kann übrigens nicht auf eine Hilfe-Funktionen hoffen. Lediglich eine Hotspot-Anzeige erleichtert das Knobeln. Außerdem lässt sich das Inventar per Mausrad wieder sehr bequem auf- und zuklappen.
Fazit
Zum Abschluss seiner SciFi-Trilogie zieht Autor und Lead-Designer Poki noch einmal alle Register: In diesem Adventure stecken derart viel schwarzer Humor, alberne Situationskomik und bissige Kommentare, dass Daedalic damit drei Spiele füllen könnte. Trotz der üppigen Länge von rund 14 Stunden wurde beinahe jeder noch so unbedeutende Nebensatz mit kleinen, treffsicheren Gags gespickt. Aus diesem Grund hatte ich oft sogar dann noch Spaß am Entdecken der Welt, wenn ich wieder mal in einem der grotesken Rätsel feststeckte. Meist halfen mir allerdings die geschickt in die Dialoge eingeflochtenen Hinweise auf die Sprünge. Auch Rufus‘ Dreiteilung durchs Klonen sorgt für gelungenes Kombinieren, lustige Situationen und noch mehr Möglichkeiten, seine Umgebung in Schutt und Asche zu legen. Trotz Unmengen bizarrer Wendungen schafft Daedalic es außerdem, die Handlungsfäden gelungen zusammenzuführen. Alles in allem ein würdiger Abschluss!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Furioser Abschluss des bizarren SciFi-Abenteuers mit Unmengen lustiger Ideen und vielen knackigen Rätseln.
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