Primal Fears25.01.2013, Jens Bischoff
Primal Fears

Im Test:

Seid ihr es leid, schon wieder irgendeine Zombie-Plage oder Alien-Invasion niederzuschlagen? Wie wäre es dann mit insektoiden Mutanten, die wir einem folgenschweren Chemie-Experiment in Primal Fears zu verdanken haben? Welches Grauen uns die Bremer Entwickler von DnS Development bereitet haben, verrät der Test.

Stilles Entsetzen

Menschenleere Straßen, brennende Autos, umgekippte Strommasten, jede Menge Leichen: Was die Welt von Primal Fears aus den Fugen gerissen hat, offenbart sich nur langsam und bruchstückhaft über Zeitungsartikel und Notizen mit äußerst mickrigem Informationsgehalt. Angeblich ist eine Chemikalie namens pharGONe für alles verantwortlich. Man selbst sucht aber keine Schuldigen oder Überlebenden, sondern ballert einfach alles über den Haufen, was sich noch bewegt.

Warum? Gute Frage... Es wird nichts geredet, erzählt oder inszeniert. Man kämpft sich völlig wortlos als wahlweise männlicher oder weiblicher Niemand von Schauplatz zu Schauplatz, tötet immer wieder dieselben Mutanten, sammelt Geld für Munition und Waffen sowie Punkte für Level-Freischaltungen und Online-Ranglisten.

Auch bis zu drei Mitspieler lassen sich online rekrutieren, lokale Teams sind hingegen nicht erlaubt. Schade, denn die Spielersuche via Netz gestaltet sich sehr holprig und mühsam. Matchmaking und Kommunikation sind sogar geradezu abenteuerlich. Es gibt keinerlei Angaben zu Einsatzort, Spielfortschritt, Verbindungsqualität, Sprachwahl oder Schwierigkeitsgrad. Die Devise lautet: Friss oder stirb.

Und wer tatsächlich eine passende Partie findet, der verzweifelt spätestens beim Versuch sich mit seinen Teamkameraden abzusprechen. Bei jeder Nutzung des Text-Chats friert die eigene Spielfigur völlig regungs- und wehrlos an Ort und Stelle fest.

Die technischen und spielerischen Gebrechen sind auch mit noch so viel Blut nicht zu übertünchen.
Die technischen und spielerischen Gebrechen sind auch mit noch so viel Blut nicht zu kaschieren.
Bis ein entsprechender Hilferuf abgelassen wurde, ist das Opfer oft schon tot. Zudem ist das Chat-Fenster teils nur Sekundenbruchteile sichtbar, so dass es vielleicht nicht mal jemand mitbekommt, wenn's irgendwo anders Ärger gibt.

Fehlende Balance

Eine Kartenfunktion gibt es ebenfalls nicht, so dass man versprengte Kameraden ausschließlich anhand von Richtungsmarkern ausfindig machen muss. Und wenn man zu spät kommt, hat man nicht einmal die Möglichkeit das Opfer zu reanimieren. Wer tot ist, muss zuschauen und warten bis der aktuelle Abschnitt gemeistert ist, was aufgrund des unausgewogenen Schwierigkeitsgrads aber alles andere als leicht zu bewerkstelligen ist.

Das Spiel wird nämlich mit jedem weiteren Mitspieler ein ganzes Stück schwerer. Zwar kann man jeden Einsatz in vier unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen angehen, aber zu viert kann einen selbst die niedrigste Stufe schnell vor unlösbare Aufgaben stellen - vor allem, wenn es an Geld oder Einkaufsmöglichkeiten mangelt. Eine passende Balance scheint es jedenfalls nicht zu geben und so ist man traurigerweise am besten dran, wenn man allein loszieht...

Auf ins Getümmel

Das Arsenal stufenweise aufrüstbarer Waffen und Gadgets kann sich durchaus sehen lassen.
Das Arsenal stufenweise aufrüstbarer Waffen und Gadgets kann sich durchaus sehen lassen.
Neben den sieben Story-Einsätzen im Krankenhaus, Polizeirevier oder Einkaufszentrum gibt es auch noch sechs Horde-Arenen, in denen man mit oder ohne Schützenhilfe gegen feindliche Wellen bestehen muss. Die Gegnervielfalt ist hier aber genauso gering wie in der Kampagne, so dass man sich bald schon nur noch zum schnellen Geldverdienen hierher verirrt. Die Finanzen sind auch sonst so ziemlich die einzige Motivationssäule, da man diese in allerlei neue Waffen, Gadgets und Upgrades investieren kann.

Es gibt nicht nur unterschiedliche Schusswaffen wie Sturmgewehr, Schrotflinte oder Gatling-Gun, sondern auch Spezialwaffen wie Flammenwerfer, Sägeblattschleuder oder Nagelpistole. Interessant sind aber auch Sekundärwaffen wie Lockgranaten, mobile Selbstschussanlagen oder explosive Drohnen. Neue Tötungswerkzeuge und Munition gibt es nur an speziellen Verkaufsautomaten, wo man auch bereits erworbenen Modelle stufenweise aufmotzen kann, indem man Reichweite, Durchschlagskraft, Munitionskapazität oder Schussfrequenz modifiziert.

Die eigene Spielfigur lässt hingegen nicht modifizieren - weder optisch, noch spielerisch. Jeder Spieler sieht gleich aus, ist gleich schnell, gleich groß, gleich dick, gleich stark und wird vermutlich gleich oft über die teils geradezu haarsträubende Kollisionsabfrage schimpfen. Da rennen Gegner durch geschlossene Türen, entleeren ihre ätzende Galle durch massive Wände und lassen sich von keinem noch so riesigen Hindernis aufhalten,

Abseits des Fließband-Geballers gibt es nur wenig zu tun, wie das Suchen und Anbringen von Sprengstoff.
Abseits des Dauergeballers gibt es nur wenig zu tun, wie das gelegentliche Sprengen von Hindernissen.
während man selbst nicht mal bordsteinhohe Absätze überwinden kann und millimetergenau stehen muss, um simple Vorhängeschlösser aufzuschlagen.

Alles im Griff

Ansonsten kommt man mit der frei konfigurierbaren Steuerung aber gut zurecht, wobei es sich mit Controller dank klassischem Twinstick-Ansatz insgesamt runder spielt, während Maus und Tastatur wiederum mehr Präzision und Shortcut-Komfort bieten. Auf die durch Sprints und Nahkampfattacken vorübergehend abnehmende Kondition muss aber jeder achten, genauso wie auf schwindende Munitionsreserven und Punktemultiplikatoren.

Interaktionsmöglichkeiten mit der Spielumgebung gibt es hingegen nur wenige. Neben gelegentlichen Sprengstoff- und Schlüsselsuchen lassen sich auch mal unter Druck stehende Tonnen oder Feuerlöscher in die Luft jagen, Schlösser aufbrechen oder Schalter bedienen. Aber selbst das eine Mal, wo man kurz in einem Gabelstapler Platz nehmen konnte, war alles andere als berauschend. Die immer wieder bedrohlich anschwellende Soundkulisse sowie die hin und wieder ganz ansehnlichen Licht- und Schattenspielereien konnten da schon eher für Stimmung sorgen, wenn auch nicht sehr oft und anhaltend...

Fazit

Primal Fears bietet unspektakuläre Survival-Aaction im Stil eines Alien Breed oder Dead Nation - nur dass man statt auf Außerirdische oder Zombies auf insektoide Mutanten schießt. Spielmechanik und Präsentation sind trotz mitunter ganz passabler Licht- und Soundeffekte ungemein bieder und holprig. Vor allem die Kollisionsabfrage sowie der lediglich online verfügbare Koop-Modus wirken hoffnungslos unausgereift. Dabei hätte gerade der Mehrspieler-Aspekt über so manche andere Schwachstelle hinwegtrösten können. Denn allein hat man sich schnell an den wenigen generischen Kulissen und Widersachern satt gesehen. Selbst das Aufrüsten des durchaus facettenreichen Waffenarsenals hält nur kurzzeitig bei Laune. Und letztendlich gibt es einfach so viele bessere Alternativen.

Pro

Koop-Modus für bis zu vier Spieler...
aufrüstbare Waffen & Gadgets...
atmosphärische Lichteffekte
bedrohliche Soundkulisse

Kontra

...der aber ausschließlich Online-Teams erlaubt
...aber keinerlei Charakterindividualisierung
dürftige Matchmaking
& Chat-Funktionen
keine Reanimation von Mitspielern
schwache Technik & Inszenierung
haarsträubende Kollisionsabfrage
mickrige Gegnervielfalt
keine Kartenfunktion

Wertung

PC

Unspektakuläre Survival-Action, die einem vor allem technisch das Fürchten lehrt.

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