Thomas was Alone20.12.2012, Benjamin Schmädig
Thomas was Alone

Im Test:

"Thomas war einsam. Wow. Was für ein seltsamer erster Gedanke", spricht ein ebenso kecker wie warmherziger Erzähler. Ich bewege ein rotes Rechteck durch ein schemenhaftes Labyrinth. Es hüpft über Abgründe, es weicht gezackten Plattformen aus, es verlässt den Level durch ein einfaches Portal. Und es bleibt gar nicht so lange alleine, denn schon bald wird es von einem orangefarbenen Würfel begleitet: Chris.

Der grimmige Chris

Wo Thomas neugierig ist und schon im zweiten Level das Geheimnis des "invertierten Falls" entdeckt (also das Springen), da ist Chris eher der ruhige Typ. Chris wirkt grantig, springt nur gefühlte drei Fuß hoch und eignet sich als Stufe, wenn Thomas mal eine leicht erhöhte Plattform erreichen will. Claire ist das sofort suspekt! Claire ist dreimal so breit und so hoch wie Chris. Sie kann schwimmen – Superkräfte nennt sie das. Und weil sie als Superheldin einen Erzfeind braucht, kürt sie Chris zum Superschurken. Vorerst jedenfalls…

James und die Schwerkraft

Rechtecke. Dicke, schlanke, breite, kleine, große, rosa, gelbe, blaue, grüne Rechtecke – und die Stimme des bezaubernden Danny Wallace – mehr braucht es nicht, um das Tor in eine wundersame Welt liebevoller Querköpfe zu öffnen. Genauer gesagt ist es ein Cyberspace, dessen Programme sich verselbstständigen und vor gefährlichen Löschroutinen flüchten. Dazu ertüfteln sie Wege, auf denen ihre unterschiedlichen Eigenschaften zum Einsatz kommen: Laura dient als federndes Sprungbrett; so erreichen ihre Begleiter hohe

Claire hat Superkräfte: Sie kann schwimmen!
Claire hat Superkräfte: Sie kann schwimmen!
Vorsprünge. Tom kann unheimlich weit springen, um über Schalter z.B. Treppen auszufahren. Und für James steht die Schwerkraft Kopf: Er hüpft von der Decke weg und "fällt" wieder auf sie zurück – eine fantastische Vorlage für herrlich vertrackte Puzzles!

Farbstapel

Tatsächlich ist es manchmal ganz schön knifflig, drei, vier oder fünf Vierecke nacheinander so zu platzieren, dass alle einen Weg nach oben oder übers Wasser finden. Sogar mit zweien habe ich vor mancher Kopfnuss gebrütet. Ich kann ja jederzeit zwischen allen Rechtecken wechseln, baue das rote unter das gelbe, dann das gelbe unter das lilane… oder doch erst das blaue unter das rosafarbene? Leider sind das aber Ausnahmen, denn meistens habe ich Chris und Thomas und Tom einfach in unterschiedlicher Reihenfolge übereinander gestapelt, weil die Lösung fast immer offensichtlich ist. Mitunter haben schnell steigendes Wasser oder rasende gezackte Mauern hier zwar noch meine flinke Fingerfertigkeit getestet. Aber auch das waren nur Tropfen auf dem heißen Würfel.

Fazit

Die leichtfüßige Vermenschlichung der rechteckigen Protagonisten ist preisverdächtig! Spielemacher Mike Bithell haucht einfachsten geometrischen Figuren ein Leben ein, von dem manche Rollenspiel-Pinocchios nur träumen. Umso bedauerlicher, dass er ihre eigensinnigen Charaktereigenschaften spielerisch vernachlässigt. Denn so sehr seltene Kopfnüsse den Querdenker verzücken, so durchschaubar sind die meisten Rätsel. Wie am Fließband stapelt man Formen übereinander, bis der schwächste Hüpfer nach oben gelangt, dann der zweitschwächste usw. Auch Unmechanical verpackt eine Geschichte um kleine Rätsel, ist spielerisch aber anspruchsvoller. Thomas Was Alone ist eine unheimlich liebenswerte kurze Reise. Mehr aber leider nicht.

Pro

wundervoll erzählte Geschichte
einfallsreiche Protagonisten mit unterschiedlichen Eigenschaften
stilvolles Artdesign und Soundtrack

Kontra

über weite Strecken viel zu leichte Rätsel

Wertung

PC

Erzählerisch unglaublich sympathisches, spielerisch leider zu einfaches Tüfteln.

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