Im Test: Kostenloser Comic-Shooter
Eine Prise blutiger Humor
Loadout erfindet den Ballerspaß sicher nicht neu: Wie in Team Fortress erlebt man hier einen Comic-Shooter, bewegt sich allerdings in der Schulterperspektive fort, visiert seine Gegner in der Zielansicht etwas präziser an, schmeißt Granaten oder weicht mit einer schwungvollen Hechtrolle dem feindlichen Beschuss aus. Nahangriffe finden sich neben einer Sprint-Funktion ebenfalls im Repertoire. So weit, so bekannt.
Was man eher nicht alle Tage sieht, sind die expliziten Verstümmelungen und Blutfontänen, mit denen die Kämpfer zerfetzt werden. Edge of Reality inszeniert ein wahres Gemetzel, das durch die völlig übertriebene Darstellung für den einen oder anderen Lacher sorgt. So humpeln die Figuren z.B. mit abgetrennten Gliedmaßen weiter über die Karte oder haben auch schon mal ein Loch im Torso, das einen Blick auf die Eingeweide gewährt. Verkohlte Haut nach einer Feuerattacke gehört ebenso zum Alltag wie zermatschte Köpfe, bei denen nur noch die Augen hervorstehen. Keine Frage: Hätten die Entwickler nicht den Comic-Stil gewählt und die Gewalt völlig überzogen inszeniert, hätte Loadout sicher keine Freigabe für Deutschland bekommen. So aber kann man sich das Schmunzeln kaum verkneifen, wenn sich das halbierte Opfer bei seinem letzten Atemzug noch mit einem ausgetreckten Mittelfinger von seinem Häscher verabschiedet. Eher unfreiwillig komisch ist die deutsche Lokalisierung ausgefallen: Die Texte strotzen nur so vor Grammatikfehlern und seltsamen Umschreibungen, bei denen man oft gar nicht so recht weiß, was einem das Spiel hier überhaupt sagen will. Das ist zwar peinlich, aber trotzdem irgendwie lustig.
Gute Auswahl an Modi
Meine Krawumm-Wummediwumm-Wumme
Teilt man nicht gerade auf den solide designten Schlachtfeldern wie einer Schlucht, einer Brauerei oder einem Wohnwagenpark aus, tüftelt man in der Schmiede an neuen Waffendesigns, bei denen man erfreulich viele Freiheiten besitzt. Das geht schon beim Namen für die eigene Wunderwaffe aus und erstreckt sich über Anpassungen an den sieben Modulen, aus denen die Wummen bestehen. Dabei entscheidet man sich zunächst für ein „Fahrwerk“, das die generelle Grundausrichtung bestimmt. Soll es ein Gewehr oder ein Raketenwerfer sein oder setzt man lieber auf futuristische Puls- und Strahlengeschosse? Die Wahl der Ladung ist ebenfalls wichtig: Neben Standardmunition kann man der Waffe mit einer Tesla- oder Pyro-Erweiterung Extra-Power verleihen oder man entscheidet sich, das gute Stück in eine Heilungskanone umzufunktionieren, mit deren Hilfe man seine Mitstreiter unterstützt. Auch das Baden in der grünen Suppe von Heil-Granaten füllt die Energieleiste wieder auf – alternativ hält man neben Munitionskisten Ausschau nach Erste-Hilfe-Paketen, die auf der Karte verteilt werden und nach Verwendung kurze Zeit später wieder auftauchen. Aber zurück zu den Waffen: Auslöser (Trigger), Magazin, Lauf (z.B. Scharfschütze), Vorrat (z.B. Rückstoßdämpfung) und Umfang (z.B. optischer Zoom oder Röntgenblick) dürfen ebenfalls nach eigenen Wünschen zusammengebaut bzw. modifiziert werden. Selbst die Charakteristik der Geschosse lässt sich festlegen.
Bis zu zwei Waffen werden mit in die Schlacht genommen. Zusätzlich ist ein weiterer Slot für Ausrüstung wie Handgranaten, Schutzschild, Springstiefel, eine Tarn
Teure Mikrotransaktionen
Aber das ist nur der Anfang: Wie bei fast allen Free-to-play-Titeln gibt es auch hier mehr als genug Möglichkeiten, sein Echt-Geld loszuwerden – vor allem, um das Aussehen der Figuren zu verändern. Selbst für die günstigste Gesichtsmaske legt man schon knapp zwei Euro hin. Soll es ein fesches T-Shirt oder eine schicke neue Hose sein, muss man auch schon mal sechs oder mehr Euro berappen. Und wer seine Gegner per Tastendruck richtig schön verspotten möchte, muss für die eine oder andere Beleidigung schon mal über zehn Euro löhnen. Unfassbar – auch wenn man die Spacebux optional in Sparpaketen erwerben kann. Das teuerste von ihnen kostet bei einer Ersparnis von 24 Prozent 15,99 Euro, für das man im Gegenzug 16000 Spacebux bekommt. Und es versteht sich quasi von selbst, dass die Mikrotransaktionen immer schön mit ungeraden Beträgen verrechnet werden: Ein dämlicher Zahnstocher kostet z.B. 999 Spacebux, eine Schweißerbrille 1499 Spacebux und Arm-Tattoos bekommt man für 6499 Bux. Wer übrigens das Maximum an Plätzen für Loadouts und Waffen freischalten möchte, ist mit knapp über 80 Euro dabei. Das sind unverschämte Wucher-Preise, aber okay: Man muss für diesen Unsinn ja kein Geld ausgeben und verschafft sich keine Vorteile. Das gilt auch für die Avatare, die man gegen Bezahlung freischalten darf.
Fazit
Für eine kleine Baller-Runde zwischendurch macht mir Loadout tatsächlich Spaß! Karten und Spielmodi sind zwar weder zahlreich vorhanden noch übermäßig gut designt, doch das Zusammenbauen und die individuelle Namensgebung der Waffen sorgt zusammen mit der blutigen Comic-Präsentation für einige Lacher. Das gilt auch für die grottenschlechten deutschen Übersetzungen, für die die Entwickler scheinbar eine Billigvariante von Babelfish bemüht haben. Im Kern ist Loadout allerdings nur ein weiterer generischer Shooter, der abgesehen von der Gore-Inszenierung und dem Waffenbaukasten spielerisch nichts Außergewöhnliches zu bieten hat. Aber manchmal braucht es eben nicht mehr als eine fette Wumme und ein bisschen Kanonenfutter, um den Tag zu genießen. Für ein kleines Intermezzo eignet sich Loadout perfekt, zumal das Ganze kostenlos ist. Zum Glück beschränkt sich das Angebot an preislich völlig überzogenen Mikrotransaktionen überwiegend auf optische Gimmicks, doch verschafft man sich durch Investitionen in Boosts durchaus auch spielerische Vorteile, da man der Zugang zu stärkeren Upgrades beschleunigt wird – und das stinkt mir gewaltig!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Loadout ist ein netter und kostenloser Comic-Shooter für zwischendurch, doch Pay-to-Win-Ansätze und überzogene Item-Preise erweisen sich als Spielverderber.
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