Cognition: An Erica Reed Thriller - Episode 2: The Wise Monkey01.02.2013, Jan Wöbbeking
Cognition: An Erica Reed Thriller - Episode 2: The Wise Monkey

Im Test:

Im November blickte Erica Reed zum ersten Mal in die Vergangenheit – jetzt schiebt Phoenix Online die zweite Episode nach. Nachdem sie ihre Vorgesetzte ermordet auffand und ihr Kollege entführt wurde, jagt die übersinnliche FBI-Agentin einem Serienkiller nach, der seinen Opfern auf blutige Weise die Sinnesorgane entfernt.

Übersinnliche Jagd nach dem Killer

Reagiert man nicht schnell genug, fährt der Entführer Erica vor dem FBI-Quartier über den Haufen. Danach gibt es zumGlück weniger Quicktime-Speilchen als in Episode 1.
Reagiert man nicht schnell genug, fährt der Entführer Erica vor dem FBI-Quartier über den Haufen. Danach gibt es zum Glück weniger hektische Reaktionstests als in Episode 1.
Der Startschuss für das klassische Krimi-Adventure mit Mystery-Einschlag fiel auf Kickstarter: Da Thriller-Autorin Jane Jensen an der Story mitwirkte, kam genügend Geld zusammen, um sich an das Projekt zu wagen. Man bemerkt nach wie vor, dass es sich um das erste professionelle Adventure der Entwickler handelt. Die Kombination von Gegenständen gestaltet sich etwas fummelig, beim Wechsel zwischen Menüs gibt es quälend lange Wartezeiten, Figuren zucken abgehackt durch einen Tresen und manchmal rotiert sogar Ericas Kopf auf ihren Schultern.

Trotz dieser handwerklichen Fehler fühlte ich mich sofort wie zu Hause. Das Spiel startet wieder mit einer dramatischen Szene: Nachdem sie ihre Vorgesetzte ermordet auffand, wird Erica auch noch Zeuge davon, wie ihrem bewusstlosen Freund und Kollegen Jared „Sully“ Sullivan das Ohr abgeschnitten wird, bevor ihn eine Unbekannte aus der FBI-Zentrale schleift.

Kleine Abzweigungen

Mit Hilfe gesammelter Gegenstände kann man in die Vergangenheit schauen.
Mit Hilfe gesammelter Gegenstände kann man in die Vergangenheit schauen.
Je nachdem, ob ich einen vergifteten Kaffee annehme, erlebe ich die Entführung mit verschwommenem Blick oder während ich im Büro des Chefs ein Gespräch führe. Immer wieder gibt es solche kleinen alternativen Entscheidungen. Sie beeinflussen die Handlung zwar kaum, sorgen aber dafür, dass das Spiel kurzzeitig anders abläuft und manche Rätsel erleichtern oder erschweren. War ich im Büro des Chefs, muss ich z.B. erst einmal meine seherischen Fähigkeiten einsetzen, um die lange Mähne der Täterin zu erkennen.

Der Großteil der Rätsel gestaltet sich logisch, es gibt aber einige Ausreißer: Als ich den Entführer durch den Hintereingang auf den Parkplatz gefolgt bin, kann ich meine eingesperrte Kollegin z.B. nicht mit meinem Dietrich aus dem Kofferraum befreien – das klappt nur mit dem Brecheisen aus meinem Auto nebenan. Die actionreiche Eröffnung wirkt trotzdem gelungener als die hektische Friedhof-Szene zu Beginn von Episode 1. Sobald es an die Ermittlungen geht, plätschert die Geschichte aber etwas ruhiger vor sich hin als im Vorgänger.

Abnutzungserscheinungen

Ab und zu kommt es zu skurrilen Grafikfehlern: Hier rotiert z.B. Ericas Kopf auf ihren Schultern
Ab und zu kommt es zu skurrilen Grafikfehlern: Hier haben wir z.B. an Ericas wild rotierenden Schädel herangezoomt.
Da viele Schauplätze, Figuren, Musikstücke und Zeichnungen bekannt sind, machen sich schnell Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Auch die übersinnlichen Fähigkeiten wirken natürlich nicht mehr so frisch. Trotzdem sorgen sie weiterhin für die unterhaltsamsten Rätsel. Wenn Erica z.B. jemandem das Händchen hält, kann sie ihm helfen, sich an eine Szene aus der Vergangenheit zu erinnern. Oder sie sammelt Gegenstände, welche mit einem vergangenen Moment in Verbindung stehen, um selbst eine Rückblende zu starten. Glücklicherweise hat die mutmaßliche Mörderin Hinweise wie kleine Amulette hinterlassen.

Der enttäuschten Musik-Studentin wurde ihr Stipendium entzogen und offenbar ließen auch einige Bekannten sie hängen, bevor sie untertauchte. Doch warum finde ich in ihrer alten Studentenbude eine rätselhafte Puzzle-Box, welche an Ericas verschollenen Kollegen Sully adressiert ist? Und was hat der Dekan zu verbergen, welcher zunächst verleugnet, sie zu kennen – sein Büro aber mit erstaunlich teuren Accessoires schmückt?

Griff in die Klischeekiste

Gestatten, Melissa: Musiktherapie-Studentin, Hippie und Esoterik-Fan.
Gestatten, Melissa: Musiktherapie-Studentin, Hippie und Esoterik-Fan.
Auf meinen Nachforschungen treffe ich z.B. ihre Bekannte Melissa: Ihre übertriebene Vorliebe für Esoterik ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Entwickler bei der Entwicklung ihrer Figuren zu sehr auf Klischees bauen. Die Musiktherapie-Studentin schwafelt einfach viel zu häufig von Auren und anderen Hippie-Phrasen, als dass ich sie als glaubwürdigen Charakter akzeptieren könnte. Schade, denn dank der guten englischen Synchronisation strahlen andere Figuren wieder viel Persönlichkeit aus. Eine deutsche Version gibt es übrigens nicht.

Zwischendurch steht wieder das Durchforsten relevanter FBI-Fälle am Computer oder die Untersuchung einer Leiche auf dem Programm. Letzteres gestaltet sich aber deutlich weniger komplex als z.B. in Das Testament des Sherlock Holmes. Die Hilfe-Funktion ist erneut gut eingebunden: Wenn ich nicht weiter weiß, schickt mir Ericas cleverer Vater auf Wunsch einen Denkanstoß per SMS.

Fazit

Auch mit der zweiten Epsiode von Cognition ist Phoenix Online ein unterhaltsamer Adventure-Krimi gelungen. Das Spiel verströmt die gleiche gemütliche, mystisch angehauchte Knobel-Stimmung wie im Vorgänger. Diesmal nutzt sie sich allerdings deutlich schneller ab, weil vieles schon bekannt ist: Ein Großteil der Schauplätze, Lieder und (etwas zu klischeelastigen) Figuren kannte ich bereits aus dem Vorgänger. Schade auch, dass viele kleine handwerkliche Schwächen wie das fummelige Inventar und lange Ladezeiten ebenfalls übernommen wurden. Klare Stärken sind dagegen wieder die englischen Sprecher und die Rätsel, bei denen Ericas Spezialfähigkeiten zum Einsatz kommen. Der Rest der Puzzles wirkt zwar nicht immer durchdacht – zur Not hilft aber die vorbildlich integrierte Hilfe weiter.

Pro

motivierende Detektivaufgaben
gut eingebundener Einsatz von Ericas Visionen
gute englische Vertonung
sympathische Charaktere...
gelungenes Verschmelzen von Cel-Shading und Zeichnungen
SMS-Nachrichten vom Vater dienen als dezentes Hilfesystem
mystischer Soundtrack

Kontra

umständliche Bedienung
mitunter unlogische oder zu leichte Rätsel
manche Kulissen schlicht gezeichnet
...Figuren aber zu sehr an Krimi
Klischees angelehnt
viele recycelte Schauplätze und Musikstücke
ständig lange Lade
und Wartezeiten
gelegentliche Grafikfehler
keine deutsche Version erhältlich

Wertung

PC

Klassisches Krimi-Adventure mit gelungenen übersinnlichen Rätseln, aber handwerklichen Fehlern.

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