Im Test:
Alltagshelden in Aktion
Das Feuer auf dem Zeltplatz brennt lichterloh. Langsam kriechen meine Einsatzfahrzeuge vom Rand der Karte auf den Brand zu. Schließlich ist das hier die Feuerwehr, da wird allerhöchstens Strich 30 gefahren. Ordnung muss schließlich sein. Endlich am Bestimmungsort angekommen, bugsiere ich meine Straßenrowdys aus ihren Trucks und verlege Verteileranschlüsse, damit die Männer ihre Schläuche auch mit dem kühlen Nass meiner Tankwagen versorgen können.
Habe ich diese Hürde genommen und den Alltagshelden das Gerät mit zig Mausklicks erst in die Hand, dann an den Wassertank und im Anschluss auf den Boden gefriemelt, muss ich sie nur noch davon überzeugen das Feuer auch zu löschen. Schon wäre der Einsatz geschafft, wäre da nicht das aufgrund von katastrophaler Wegfindung unmachbare Zeitlimit von knapp zwei Minuten.
Micromanagement aus der Hölle
Beispiel gefällig? Um den oben genannten Wasserverteiler zu verlegen damit ich einen Hydranten nutzen kann, muss ich (1) den Brandmeister auswählen, (2) rechts auf das Fahrzeug klicken, (3) den Verteiler auswählen, (4) den Verteiler am Fahrzeug befestigen um (5) die Düse auf dem Boden platzieren zu können. Dass alle Symbole dafür krümelig-klein sind und die Steuerung furchtbar friemelig und zudem ungenau ist, hilft nicht unbedingt. Meist sind deshalb jeweils zwei oder drei Klicks notwendig um eine Auswahl zu treffen - Sehnenscheidenentzündung ich hör dich trapsen.
Die Entdeckung der Langsamkeit
Insgesamt bekommt man in diesem laut Entwickler extrem realistischen Spiel aber den Eindruck, dass man als Feuerwehrmann einen ziemlich entspannten Lebensstil pflegt. Nicht nur die Fahrzeuge bewegen sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit zu ihren Einsatzgebieten, auch die Einsatzkräfte haben einen Hang zum gemütlichen Schlendergang. Die katastrophale Wegfindung und das gelegentliche In-Fahrzeuge-Clippen wird von konspirativen Gruppenblockaden begleitet, wenn mehrere Feuerwehrmänner gleichzeitig bewegt werden sollen. Das lässt die so ohnehin viel zu niedrig angesetzten Zeitlimits zu einer echten Herausforderung werden - zumindest für meine Frusttoleranz.
Auch Fahrzeuge haben merkwürdige Kollisionsabfragen und furchtbare Wegfindungsroutinen. Insbesondere wenn sich zwei meiner Einheiten auf einer Straßenseite begegnen, kann es zu interessantem Feuerwehrauto-Balztanz kommen. Sieht lustig aus, ist aber hochgradig nervig. Da lob ich mir schon beinahe die Lösung, dem KI-Verkehr auf Autobahnen oder Landstraßen einfach keine Kollisionsabfrage zu geben. Hier fahren Autos einfach durch mein Einsatzgerät hindurch. Ein Glück.
Monotonie im Einsatz
Jede dieser „Missionen“ ist zudem nur einige Minuten lang, es gibt keine dynamische Feuerentwicklung oder spannende Faktoren wie Backdrafts, das Kühlen von Nachbargebäuden oder Schlagen von Brandschneisen. Ach ja: eure Männer sind außerdem 100% feuerfest. Verletzungen oder gar Tod im Einsatz? Nicht bei Rondomedia! Mal ganz nebenbei: viel besser als Fire Departement sieht Rescue 2013 auch nicht aus; und das bei 10 Jahren Altersunterschied.
Sim Feuerwache
Vor größere, vor allem finanzielle Probleme stellt mich da schon eher die Sprinkleranlage in meiner Zentrale: die geht nämlich laut der ständig aufpoppenden dynamischen Events ungefähr dreimal im Monat kaputt und muss vollständig ersetzt werden. Glücklicherweise kostet das nur 600 Euro, man fragt sich aber, welcher Meisterbetrieb für diese Sternstunde der Feuerlöschtechnik verantwortlich ist. Spaß beiseite: es gibt ungefähr vier Events, die sich ständig wiederholen. Das wirkt, genau wie der gesamte Managermodus, aufgesetzt und ist ziemlich unnötig. Wer dann noch nicht genug von Rescue 2013 hat, kann sich übrigens im „Freien Spiel“ direkt aufeinander folgenden Herausforderungen stellen, die allerdings genauso miserabel zu bedienen sind wie der Rest.
Fazit
Selten hat ein Echtzeit-Strategiespiel meinen Blutdruck dermaßen in die Höhe schnellen lassen wie Rescue 2013. Die unfassbar schlechte Wegfindungsroutine der Einheiten bringt mich in jeder Mission an den Rand des Wahnsinns. Fahrzeuge verhaken sich ineinander, Feuerwehrmänner führen Gruppentänze auf, Feuer werden nicht gelöscht, sondern lieber aus sehr großer Nähe betrachtet, RTWs fahren durch die Pampa, aber nicht zum Einsatzort: Katastrophe ist da fast noch ein Lob. Da fällt kaum noch auf, dass die Einsätze extrem langweilig und lieblos sind. Die Feuerentwicklung ist ein Witz, es gibt keine spannenden Faktoren wie Wetter, Wind, Backdrafts, Verletzungen im Einsatz oder Schutz der umliegenden Gebäude. Die Zeitlimits sind in Kombination mit der mangelhaften Spielmechanik nicht nur zu niedrig angesetzt, sondern frustrieren massiv. Zudem stören sporadisch auftretende Bugs wie fehlende Bodentexturen das ohnehin unschöne Bild. Auch die Auswahl von Einheiten sowie die generelle Steuerung ist einfach schlecht. Der überflüssige Managermodus rundet den Gesamteindruck ab: Rescue 2013 ist meilenweit von der Qualität von Titeln wie Emergency 4 oder Fire Department entfernt und sollte schnellstens in Vergessenheit geraten. Achso, ein Gutes hat das Spiel doch: Der Schlüsselanhänger aus der Collector’s Edition, der ist echt schick!
Pro
Kontra
Wertung
PC
In allen Belangen mangelhafter Rettungssimulator im Echtzeitstrategie-Gewand.
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