Die Hölle der Elektrifizierung
Das Schlimmste ist aber die nachträgliche Elektrifizierung von Bahnlinien. Selten habe ich bei einer Wirtschaftssimulation dermaßen geflucht. Das Oberleitungs-Werkzeug funktioniert nämlich nur sehr unzuverlässig, spart zum Teil fingernagelgroße Linienstücke aus und gibt mir nur sehr indirekt Hinweise, wo noch keine Oberleitung installiert sein könnte. Das führte dazu, dass ich mitunter minutenlang Schienenstränge nach Lücken in der Oberleitung abgesucht habe, nachdem meine E-Lok die Ausfahrt aus dem Bahnhof verweigert hat.
Die Siedlungen wachsen nachvollziehbar: aus kleinen Flecken werden pulsierende Städte.
Auch das Signalsystem hätte bei mir definitiv für einige graue Haare gesorgt, wenn ich denn noch welche besäße. Die Lichtanlagen teilen die Gleise in Abschnitte ein, die die Züge nacheinander befahren können und können an Ausweichstellen durch geschicktes Nutzen der Einbahnstraßen-Funktion zu einer möglichst effizienten Auslastung derSchienen führen. Allerdings gibt es keinen optischen Hinweis, in welche Richtung die Strecke befahrbar ist, wie weit die Abschnitte reichen und welche Stellen eventuell kritisch sein könnten.
Selbst bei intensiver Planung führte das immer wieder zu Zügen, die sich an Bahnhofsausgängen gegenüberstanden und keinen Millimeter mehr rühren wollten. Die Folge sind langwierige manuelle Lösungen, bei denen die Züge mit einigen Klicks händisch gewendet und in ein Depot bugsiert werden müssen. Warum hat man hier nicht einfach eine farbliche Markierung, Pfeile oder sonst irgendwas eingeführt, um wenigstens für den Hauch von Übersicht zu sorgen?
Die Freuden des öffentlichen Nahverkehrs
All diese Strapazen sind aber vergessen, wenn ein stolzes Dampfross über ein neues Talviadukt schnauft, ein langer Güterzug durch einen Bergtunnel rumpelt oder eine neue Tram ein weiteres Stadtviertel an mein ÖPNV-Netz anschließt. Es entsteht dank der schönen Zugmodelle schnell ein grandioses Modellbahn-Flair. Das Kind in mir, das mit großen Augen vor der H0-Anlage im
Die Elektrifizierung macht vieles leichter - dank des vekorksten Nachrüst-Werkzeuges ist sie aber zu Beginn eine Tortur.
heimischen Keller stand, beobachtet fasziniert die eleganten Schnellzüge auf der Langstrecke und klapprige Triebwagen auf kleinen Nebenarmen.
Während Urban Games im Wirtschaftsteil nicht ganz überzeugen kann, brillieren sie auf der Schiene. Jede neue Anbindung, jedes erreichte Ziel ist für mich ein kleiner Triumph. Jede Passagierladung, die von den Bahnhöfen in die Städte und zu den Busbahnhöfen und Tramstationen strömt ist eine erfüllte Mission. Das Beobachten des emsigen Treibens ist ein verdienter Lohn für die mitunter mühselige Errichtung der Strecken – bevor es an das nächste Großprojekt geht.
Dabei ist die Kulisse oft eher zweckmäßig als grandios: Es gibt keinen Tag-Nacht-Wechsel, keine Jahreszeiten, keine unterschiedlichen Lichtstimmungen. Viele Oberflächen könnten so auch aus einem zehn Jahre alten Spiel stammen und die Passanten sind recht eckig. Trotzdem verströmen die hübschen Zugmodelle und Dampfeffekte einen tollen Modellbahn-Charme, dem ich auch die kleinen Clippingfehler verzeihen kann.