Im Test:
Piratenpack!
Herrlich, wenn ein Plan funktioniert! Donnernd schlagen die Granaten der schweren Geschütze auf dem Deck des Piratenzerstörers ein und vernichten seine nach vorne gerichteten Batterien. Eine Breitseite weitere und das einst stolze Schiff ist ein langsam sinkendes Wrack. Aber abwarten – noch ist die Ausführung der Runde nicht abgeschlossen. Und ist das da nicht eine dieser Overlord-Klassen? Die mit den besonders dicken Kanonen? Die gerade das Feuer auf meine leichten Scouts eröffnen? Verdammt!
Leviathan: Warships ist einer dieser Titel, in denen der Tag nicht vor dem Abend gelobt werden sollte. Das Geschehen ist zwar rundenbasiert, beinhaltet aber gleichzeitig Echtzeitelemente. Es werden nämlich nur die folgenden zehn Sekunden geplant: Dabei müssen Routen, Schiffsausrichtung sowie Feuerbefehle für die einzelnen Geschütze zugewiesen werden. Vor allem aber sollte voraus gedacht werden, denn ist die Befehlszuweisung erst mal beendet, gibt es kein Zurück mehr. Stoisch führen die eigenen und feindlichen Schiffe ihre Befehle zeitgleich aus. Diese lassen sich dann nicht mehr ändern, was zehn Sekunden zu Stunden werden lassen kann.
Befehl und Gehorsam
Durch diese Konsequenz werden die ohnehin sehr taktischen Gefechte recht anspruchsvoll. Ich muss mir genau über die Platzierung meiner bis zu acht Schiffe in der Formation Gedanken machen, feindliche Bewegungen vorhersehen und die Feuerradien meiner Geschütze im Blick haben. Die neun Einsätze umfassende Einzelspielerkampagne hat zudem in einigen Missionen einen ordentlichen Schwierigkeitsgrad, der ordentlich auf die im Mittelpunkt stehenden Mehrspielergefechte vorbereitet, auch wenn der gezielte Einsatz von Spezialwaffen kaum notwendig ist.
Der Kriegsschiffbaukasten
Für den Mehrspielermodus können so ganze Flottendesigns gespeichert werden, die spezialisierte Schiffe wie Artillerieträger oder Nahkampfkreuzer beinhalten können. Sonderwaffen wie Schildgeneratoren, Rauchwerfer oder Ablenkungs-Dummys erweitern die taktischen Möglichkeiten und ermöglichen spannende Mehrspieler-Sitzungen – sofern man Mitspieler findet. Es gibt zwar einige kooperative und kompetitive Modi, zum Testzeitpunkt sind die Server aber sehr schlecht besucht.
Bonjour Tristesse!
Auch die spartanische Kulisse lässt keine echte Hohe-See-Atmosphäre aufkommen. Die Schiffe im Comic-Look sind zwar ganz nett gestaltet, aber die Wasserdarstellung – der Hauptbestandteil eines Spiels mit Schiffen – ist unterdurchschnittlich. Es gibt keine Wellen, Tiefeneffekte oder überhaupt Bewegungen. Dadurch wirken die Kähne oft wie aufgeklebt, was zwar dem taktischen Spielsystem nichts von seinem Reiz nimmt, mir als Spieler aber wenig Immersion ermöglicht.
Fazit
Leviathan: Warships verbindet geschickt Echtzeitelemente mit Rundentaktik und fordert meine strategische Planung. Flottenzusammensetzung, und Schiffsspezialisierung sind entscheidend für den Erfolg im Kampf. Leider ist die Einzelspieler-Kampagne viel zu kurz und schwach inszeniert. Der Fokus liegt klar auf dem Mehrspielerpart, der mich mit kooperativen Herausforderungen und spannenden Gefechten mit bis zu acht Flotten gut unterhält. Leider war zum Testzeitpunkt auf allen Regionsservern wenig los, was sich aber hoffentlich noch ändert. Vor allem für eine schnelle Runde zwischendurch eignet sich Leviathan: Warships vortrefflich, was auch die Veröffentlichung auf iOS-Geräten und das Ermöglichen von Cross-Plattform-Gefechten unterstreicht. Dennoch wäre spielerisch und in der Kulisse an vielen Stellen deutlich mehr drin gewesen: Die Integration eines Stufensystems in die Kampagne oder etwas bessere Wassereffekte würden das Spiel erheblich aufwerten. So bleibt nur ein voll befriedigender Eindruck. Achso und: So entspannt wie im Jazz-Trailer mit Barry White ist das Spiel nie! Versprochen!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Kurzweilige Seeschlachten mit taktischem Anspruch, die an Schwächen im Detail und der durchwachsenen Kulisse kranken.
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