Test: Finding Paradise (Adventure)

von Alice Wilczynski



Finding Paradise (Adventure) von Freebird Games / XD Network
Auf der Suche nach Emotionen
Entwickler:
Release:
14.12.2017
14.12.2017
14.12.2017
2021
Erhältlich: Digital
Spielinfo Bilder Videos

Ganze sechs Jahre ist es her, dass Kan Gao uns mit dem Adventure To the Moon auf eine gefühlvolle Reise in 16 Bit schickte. So schrieb Ben damals in seinem Fazit: „ To the Moon hatte mein Herz gefangen und bis zum Finale nicht mehr losgelassen.“ Nachdem die spielbare Kurzgeschichte A Bird Story bereits einen ersten Eindruck davon vermittelte, erleben wir im offiziellen Nachfolger Finding Paradise die ganze Lebensgeschichte von Patient Colin. Ob uns auch diese fesseln konnte, lest ihr im Test.



Steckt die Taschentücher weg

Wenn Kan Gao ein Spiel entwickelt, kann man sicher davon ausgehen, dass ich am Ende schluchzend und doch glücklich in einem Tränenmeer versinke. So schaffte Gao es in To the Moon mich intensiv in die Lebensgeschichte seiner Charaktere zu ziehen, die so wunderbar verträumt, mal naiv und mal tragisch war. Leider schafft Finding Paradise dies nicht.

Dabei sind die Grundvoraussetzungen zunächst dieselben: Dr. Rosalene und Dr. Watts erhalten erneut einen Auftrag den letzten Lebenswunsch eines sterbenden Patienten zu erfüllen. Dafür implementieren sie ihm mit der Technologie der „Sigmund Corp“ eine alternative Biografie, die auf seinen persönlichen Erinnerungen basiert. Protagonist Colin gibt sich jedoch schrecklich bescheiden, denn sein einziger Wunsch ist es glücklich zu sterben, ohne dass zu viele Erinnerungen verändert

Erneut beobachtet man Dr. Rosalene und Dr. Watts bei ihrer Arbeit, um den letzten Wunsch eines sterbenden Menschen zu erfüllen.
Dr. Rosalene und Dr. Watts sollen den letzten Wunsch eines sterbenden Menschen erfüllen.
werden. Doch das ist nicht so einfach, wie es klingt. Wie im Vorgänger durchläuft man daher verschiedene Altersstufen  und sammelt Erinnerungskugeln, um die jeweils nächste Stufe zu aktivieren und etwas über das Leben des Protagonisten zu lernen. Wie im Vorgänger erfährt man dabei erst im Verlauf der Reise, wie man dem Patienten seinen Wunsch erfüllen kann.

Erinnerungen Sammeln wie ein Roboter

Leider klickte ich mich irgendwann nur noch wie ein Roboter von Raum zu Raum. Es gab kaum Erkundungsreize und man fand keine Notizen oder Erinnerungsstücke, was mittlerweile in fast jedem Adventure Standard ist. Und das eine stumpfe Schieberätsel, das man mit leichten Variationen immer wieder machen musste, war viel zu leicht. Wieso sollte ich mich also anstrengen? Die Objekte, die Erinnerungskugeln enthalten, sind so offensichtlich gekennzeichnet, dass man zu keinem Zeitpunkt nach ihnen suchen muss. Auch weiß man stets wie viele Kugeln man noch finden muss, um zum nächsten Abschnitt zu gelangen. So besteht das ganze Spiel aus den immer gleichen Abläufen: Kugeln finden, zu Gegenständen bringen, die als Tore in neue Erinnerungen dienen, Schieberätsel lösen und das Ganze von vorne. Wieder und wieder und wieder
Der immergleiche Rätseltyp wird schnell langweilig und ist nur sehr entfernt mit der emotionalen Geschichte verknüpft.
Der immer gleiche Rätseltyp ist kaum mit der emotionalen Geschichte verknüpft.


Es fehlen Spannung und Aha-Momente abseits der Geschichte. Zuletzt zeigte die erneut am Soundtrack beteiligte Laura Shigihara mit ihrem Rakuen, wie viel intensiver eine Geschichte wirkt, wenn Rätsel und Erkundungsreize mit der Erzählung verknüpft sind. Und Gao versucht sogar im letzten Drittel mit kleinen Arcade-Einlagen etwas Abwechslung in die Routine zu bringen. Leider fühlte es sich genauso an: Wie ein Element, das man einfügt, um wenigstens etwas Spielerinteraktion abseits vom Klicken anzubieten. Auch werden neue Elemente wie das Wechseln zwischen Rosalene und Watts oder das Verändern ihrer Kleidung, inklusive Gurkensocken und lustigem Schnauzbart, nur kurz zu Beginn ermöglicht und direkt wieder verworfen. Die Finesse eines What Remains of Edith Finch oder Night in the Woods ist weit entfernt.

Selbst der sonst so grandiose Soundtrack will sich diesmal nicht so richtig ins große Ganze einfügen. Die Klavierstücke sind zwar erneut allesamt atmosphärisch, doch es fehlen starke Themen wie ein „For River“ aus To the Moon oder „Searching my Life“ aus Rakuen, die immer wieder an wichtige Momente und Charaktere erinnern und so die emotionale Geschichte untermalen.

Kommentare

unknown_18 schrieb am
Also ich habs gelesen und die Meinungen hier sind mir jetzt schon wichtig gewesen, das Spiel landet auf meiner Wunschliste. Mir hat schon To the Moon und mehr mit Dr. Neil Watts soll mir recht sein, mochte den Humor sehr. ^^
Und auf Steam hat das Spiel auch eine "äußerst positiv" Bewertung, also kann es gar nicht so schlecht sein. ;) Fast 3100 positiv und nur 42 negativ Stimmen, das ist doch ziemlich eindeutig, da brauch ich nicht mal mehr einige positive und negative durchlesen um ein besseres Bild zu bekommen.
Da zeigt sich halt wieder wie kritisch es ist, wenn nur eine Person für ein Magazin eine Wertung abgibt. Da spielt dann eben stark der subjektive Eindruck mit. Bei einer Masse an User Reviews kriegt man einen viel objektiveren Eindruck, wenn man diese zu lesen und einzuordnen weiß. Nach dem 4P Test war ich schon etwas enttäuscht, jetzt bin ich erleichtert und freue mich auf ein paar nette Stunden demnächst. So ein Spiel kann man schön mal spielen wenn man so richtig in der Stimmung ist, vielleicht spiele ich davor auch noch mal to the Moon und die 2 Specials bevor ich dann an das Spiel ran gehe. Und solche Spiele spiele ich auch primär wegen der Story, nicht wegen Gameplay, dafür sind andere Spiele da. ^^
Vermutlich ist die 4P Wertung ~10% zu niedrig und mit Fanbonus (to the Moon) ist man dann doch locker über der 80% Marke. ;)
cM0 schrieb am
Wahrscheinlich wird es keiner mehr lesen da der Test zu lang her ist, aber ich möchte trotzdem meine Meinung dazu abgeben:
Die Wertung halte ich für deutlich zu niedrig. Auch wenn ich die beiden Punkte "keine Erkundungsreize" und "einzige Rätselart ist zu einfach und langweilig" unterschreiben kann, geht es bei Finding Paradise doch eher um die Geschichte und diese fand ich sehr spannend. Es dauert ein wenig bis die Story sich richtig entwickelt, aber gerade gegen Ende ist die Geschichte sehr emotional und schon zuvor, etwa ab Akt 2, fand ich sie richtig fesselnd. Aber eigentlich ist die Geschichte durchgehend gut, wird nur gegen Ende immer besser.
Ja, Erkunden kann man wirklich nicht, halte ich auch nicht für wichtig. Und schon in to the Moon waren die Rätsel viel zu leicht. Wer eine interessante Geschichte erleben will, wird hiermit wohl genauso glücklich wie mit To the Moon. Im Übrigen gibt es, wie weiter oben schon jemand erwähnt hat, wirklich mehr lustige Momente im Spiel, die trotz der traurigen Grundstimmung gut ins Bild passen. Alles in allem würde ich es kaum schlechter als To the Moon und auf jeden Fall besser als A Bird Story bewerten.
OG_Shoot schrieb am
Hallo,
ich hab den Test erst nach dem Spielen gelesen, denn ich wollte mich nicht Spoilern lassen. Und wer das ebenfalls nicht machen möchte dem empfehle ich nicht auf den spoiler zu schauen, mir sind im Test einige sachen aufgefallen über die ich was schreiben möchte auch wenn es nur gemecker ist und ich warscheinlich auch viel zu überhyped von dem spiel bin.
Show
"Erinnerung Sammeln wie ein Roboter" Ja das mag am anfang Stimmen, nachdem aber Faye aber alles auf den Kopf stellt finde ich gewinnt das Spiel ziemlich an fahrt. Und ich glaube dieses anfangs sammeln sollte nur veranschaulichen wie es ist, das ganze mit einem normalen mensch zu machen. das es für die beide halt auch nur arbeit ist.
"Musik" The Scale Melody fand ich super, Faye Theme war auch hervorragend und von Wish My Life Away gerade im zusammenhang mit a bird story möchte ich garnicht erst anfangen.
"Ein Ende ohne Tränen" Die besagte situation in der Colin in der schule ausgeschlossen wird findet schon in a bird story statt. ich weis das es schwer ist, das mit in die wertung für ein fetiges spiel mit rein zu nehmen, leider ist es aber so das der Autor dies ja auch in die credits schreibt. und er träumt sich auch nicht an orte dieser tagträumer... sonder einen freund weil er selbst weder eltern noch freunde hat. zur sigmund corp wird in den beiden mini episoden zur sigmund corp und am ende was gezeigt. leider nicht ausführlich, aber das is wahrscheinlich um die geschichte aufzubauen. selbst am ende von to the moon ist man darauf eingegangen.
wie dem auch sei, ich glaube hier fehlt einfach der hintergrund der 3 kleinen episoden zwischen den spielen.
sry wenn ich mich jetzt ein wenig ausgekotzt habe, vllt war auch nur der fanboy in mir unterwegs.
im großen und ganzen wollte ich nur sagen, tolles spiel :'D
SdKfz186 schrieb am
No Cars Go hat geschrieben: ?24.12.2017 23:09 Tief berührt war ich von Dear Esther.
Na ja, in der Formel 1 hat er nix gerissen und in der DTM geht dem Paule auch die Luft aus.
No Cars Go schrieb am
Emotional hat mich To the Moon schon völlig kalt gelassen, weshalb ich es abgebrochen habe. Tief berührt war ich von Dear Esther.
schrieb am