Im Test: Sammelkartenspiel für Einsteiger
Nichts Halbes und nichts Ganzes
Die Frage „Machen die prinzipiell kostenlosen Kartenschlachten wirklich Laune?“ kann ich eigentlich nur mit einem klaren „Jein“ antworten, denn irgendwie ist das Sammelkartenspiel nichts Halbes und nichts Ganzes. Doch der Reihe
Das Tutorial ist gelungen und gerade Leute, die bisher überhaupt keinen Kontakt mit Sammelkartenspielen hatten, wird das Geschehen auf sympathische Art und Weise näher gebracht. Sämtliche Mechaniken deckt es zwar nicht ab, aber im Anschluss sollte man genug wissen. Warum hingegen erfahrene Spieler die interaktive Anleitung nicht abbrechen können, steht auf einem anderen Blatt. Apropos Tutorial: Auf die grundlegende Spielmechanik wird an dieser Stelle nicht mehr eingegangen und stattdessen auf die Vorschau verwiesen.
Spieler-gegen-Spieler und Arena
Eigentlich könnt ihr sofort nach dem Tutorial gegen andere Spieler antreten und trefft dank des Matchmakingsystems auch in der Regel (aber nicht immer) auf „ähnlich stark“ bewertete Gegner. Aber es versteht sich von selbst, dass die anfängliche Kartenauswahl für euer Deck ziemlich eingeschränkt ist. Also müssen neue Karten her und das ist die Grundmotivation, die hinter allem steckt: Karten sammeln und das Deck verbessern.
Neue Karten müssen her
Die einfachste bzw. günstigste Methode zur Kartenbeschaffung ist es, erstmal gegen die Computergegner anzutreten, die wiederum als Helden der anderen Klassen daherkommen. Für jedes siegreiche Match erhaltet ihr Zugang zum Deck der jeweiligen Klasse – besiegt ihr also den Paladin, dürft ihr fortan neben dem Magier auch als Paladin ein Deck bauen und damit andere klassenspezifische Karten verwenden. Hinzu gesellt sich ein Stufenaufstiegssystem für jeden der neun Helden und für jedes Level-Up winken zusätzliche Basiskarten der Klasse. Sehr schön! So wird man einerseits an die verschiedenen Klassen herangeführt und bekommt andererseits eine Belohnung. Aber sobald man alle Grundkarten gesammelt hat, zieht sich der Ausbau des Decks in Länge, sofern man nicht echtes Geld für
Um den Sammeldrang weiter zu fördern, haben die Karten unterschiedliche Qualitäten bzw. Seltenheiten. Zudem wird das Öffnen der Kartenpackungen in einem Extrabildschirm und für die grafischen Verhältnisse des Spiels ziemlich aufwändig zelebriert. Neben den gewöhnlichen (weiß) Vertretern wären da seltene (blau), epische (lila) oder legendäre (orange) Karten. In jedem Profipaket befindet sich mindestens eine Karte von seltener oder besserer Qualität - und darüber hinaus gibt es besondere „goldene Karten“. Doppelte oder ungewollte Karten können „entzaubert“ werden und mit dem daraus entstandenen
All diese Karten wandern ins virtuelle Sammelalbum und mit Sortierfunktionen nach Manakosten und Klassen bzw. Dienern ist dies sogar halbwegs übersichtlich, obgleich nur acht Karten auf einmal zu sehen sind. Was mich allerdings stört ist, dass man dort nur Karten sieht, die man bereits erhalten hat. Will man sich einen Überblick darüber verschaffen, welche Karten noch fehlen, muss man erst in den „Herstellungsmodus“ wechseln. Das hätte einfacher und intuitiver gelöst werden können.
KI-Geplänkel, PvP-Matches und Arena
Nach der Freischaltung der anderen Klassen geht es ans Eingemachte. Entweder kann man weiter gegen computergesteuerte Gegner mit mäßiger Intelligenz auf unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden (bessere Decks) spielen oder man tritt via Matchmaking-System im Modus „Spielen“ gegen menschliche Kontrahenten an – wahlweise in gewerteten (Rangliste) oder ungewerteten Partien.
Während man bei "Üben" oder im Spiel gegen andere Gegner via Matchmaking auf eigene Decks zurückgreifen kann, die aus allen bisher gesammelten Karten bestehen können, bietet die Arena als dritter und letzter Spielmodus eine andere Vorgehensweise, die einen stärkeren Wettkampfcharakter hat. So ist im Gegensatz zu anderen Spielvarianten der Zugang nicht frei. Jedes Mal, wenn ihr einen Arena-Durchgang beginnt, müsst ihr eine Zugangsgebühr in Form von "Gold" (150) oder Echtgeld (1,79 Euro) bezahlen - das erste Match ist kostenlos. Der Clou ist dabei, dass ihr für jede Arenarunde ein eigenes Deck zusammenstellen und euch für einen von drei zufällig ausgewählten Helden entscheiden müsst. Danach werden euch 30 Mal drei unterschiedliche Karten präsentiert, von denen ihr jeweils eine ins Deck übernehmen könnt. Die Entscheidung für eine Karte ist endgültig. Das Blatt darf danach nicht mehr getauscht werden. Der Vorteil ist Vergleich
Vorteile durch Echtgeldeinsatz?
Spieler, die kein Geld in die Hand nehmen, um Karten zu kaufen, haben hauptsächlich einen zeitlichen Nachteil, denn es dauert ohne Echtgeld viel länger sich die Kartenpakete zu erspielen. Das liegt u.a. daran, weil die Begrenzung der täglichen Quests das Erspielen des Goldes unnötig einschränkt. Wenn man aber aktiv spielt und die täglichen Aufgaben angeht, kann es sein, dass man in zwei Wochen an ca. zehn Kartenpakete kommt, ohne Geld auszugeben und wenn man sich noch in der Arena umschaut sowie Glück gepaart mit Können hat, sind mehr Pakete drin. Spezielle Karten, die ausschließlich gegen Echtgeld verfügbar sind, gibt es aber nicht. Daher kommt man mit
1 Packung: 100 Gold (Ingame-Währung)
2 Packungen: 2,69 Euro
7 Packungen: 8,99 Euro
15 Packungen: 17,99 Euro
40 Packungen: 44,99 Euro Geldeinsatz schneller an die Pakete, was Käufern gerade am Anfang einen Vorteil beschwert, da sie über mehr Karten verfügen, als diejenigen, die erst begonnen und wohlmöglich nur die Standardkarten gesammelt haben.
Ein bisschen Freude und viel Frust
Ich fasse mal zusammen: Es gibt neun Klassen mit eigenen Heldenfähigkeiten und ungefähr 350 Karten im Repertoire. Das klingt nach vielen taktischen Möglichkeiten, um seinen Gegner zu besiegen, aber in der Praxis sieht das anders aus, denn das beherrschende Element in dem Spiel ist der Zufall. Ihr könnt euer Deck noch so schön konzipieren und auf Kombinationen auslegen, aber wenn in einer Partie zufällig die "falschen" Karten zum falschen Zeitpunkt gezogen werden, hilft sämtliche Vorplanung nichts. Und es ist mir schon mehrfach passiert, dass eine Karte, z.B. "Sheep" (Diener in ein Schaf verwandeln), "Flamestrike" (vier
Also wenn ihr mit solch starken Zufallselementen auf Kriegsfuss steht, ist Hearthstone nichts für euch. Und natürlich lassen sich die Zufälle besser in den Griff bekommen, in dem man sein Deck entsprechend anpasst und sich
Bei Hearthstone liegen also Freud und Frust ziemlich nah beieinander liegen, wobei ich zugeben muss, dass ich mich in knapp 50 Partien gegen menschliche Kontrahenten mehr über Zufall, Pech und Karten geärgert habe, als ich wirklich Spaß hatte. Erschwerend kam noch die häufig unerträglich langsame Spielweise vieler menschlicher Gegner hinzu – es ist wirklich nervend fast eine Minute zu warten, bis irgendetwas geschieht. Manchmal ist das sicherlich eine Zermürbungstaktik, aber wenn man den gegnerischen Mauszeiger ziellos über die Karten wandern sieht, kann ich nur die Augen verdrehen und hoffen, dass es bald weiter geht, denn außer die eignen Karten auswendig zu lernen und ein bisschen auf den Spielbrett rumzuklicken, gibt es nicht viel zu tun. Und so komplex ist Hearthstone nun wirklich nicht. Aber wenn mal ein Match richtig lang und ausgewogen verlief, kam echte Spannung und Wettkampfstimmung zum Mitfiebern auf und ich war mit Inbrunst dabei, aber bei der Mehrzahl der Matches überwog tatsächlich der Frust.
Obwohl sich 350 Karten plus Heldenfähigkeiten nach ziemlich viel anhören, bietet Hearthstone in Sachen Umfang, Kombinationen und taktische Vielfalt nicht die Tiefe, die andere Titel ausmachen. Das meiste rund um Spott-Diener, Todesröcheln (wenn ein Diener das Spielfeld verlässt), Windzorn (zwei Attacken pro Runde) etc. ist schnell durchschaut und nach kurzer Zeit weiß man was passiert. Es wird ersichtlich, dass die tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten – vor allem im Vergleich zu anderen Spielen wie Magic: The Gathering oder Yu-Gi-Oh! – eher überschaubar sind. Es sind aber nicht die 350 unterschiedlichen Karten, die zügig entlarvt sind, sondern vielmehr die dahinterstehenden Mechaniken, die sie auf dem Spielbrett auslösen bzw. ermöglichen, denn irgendwie kann jede Klasse ähnliche Dinge, nur halt mit anderen Karten.
In diesem Zusammenhang soll noch angesprochen werden, dass die Ausbalancierung der Karten ganz ordentlich
Chancen nicht genutzt
Und das war’s schon mit Hearthstone, denn außer den Spieler-gegen-Spieler-Duellen und dem Üben-Modus wird im Spiel nichts geboten und viel schlimmer: das WarCraft-Universum wird kaum genutzt – höchstens als Stichwortgeber für Figuren, Zauber, Kreaturen und Co. Das vergleichsweise kleine Entwicklerteam bei Blizzard Entertainment hat es mit dem ersten Free-to-play-Spiel nicht geschafft, konkrete Verknüpfungen mit der Geschichte herzustellen oder bekannte Storyszenarien zu nutzen. Warum gibt es z.B. nicht so etwas wie einen Story-Modus, in dem man Schlachten von bestimmten Helden nachspielen kann - wie Arthas gegen Illidan aus WarCraft 3? Okay, dann müsste die Computerintelligenz verbessert werden und am Ende könnte es eine spezielle Beutekarte geben.
Fazit
Blizzard ist mit Hearthstone: Hereos of Warcraft ein ordentliches Sammelkartenspiel (ohne Kartentausch) gelungen, aber nichts wirklich Besonderes. Ja, es sieht ganz putzig aus, nimmt Neulinge super an die Hand und auch die WarCraft-Anleihen sind unverkennbar, aber das Spiel wirkt daneben irgendwie uninspiriert und macht zu wenig aus der Vorlage. Hearthstone ist bloß ein Sammelkartenspiel unter vielen und gerade im Bereich des taktischen Tiefgangs sowie der Handlungsmöglichkeiten bietet es nicht genug – schade, aber unter Umständen kann dies mit künftigen Erweiterungen verbessert werden. Ansonsten empfand ich die Duelle in der Arena als ziemlich spaßig, da die Spieler dort quasi mit den gleichen Voraussetzungen starten, während der Freude-/Frust-Faktor bei den gewerteten und ungewerteten Matches doch ziemlich stark schwankt, was einerseits am Zufallsfaktor beim Kartenziehen und andererseits an der Sammlungsgröße bzw. den gebauten Decks liegt. Doch abseits dieses Kernspiels, also der PvP-Matches, herrscht Langeweile, denn die Entwickler machen rein gar nichts aus dem WarCraft-Universum und liefern letztendlich nur brauchbare Standardkost.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Dem einstiegsfreundlichen Sammelkartenspiel im WarCraft-Universum fehlt es an Umfang und Spielvarianten.
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.