Batman: Arkham Origins - Blackgate08.04.2014, Benjamin Schmädig

Im Test: Fledermaus mit müden Flügeln

Laufe ich gerade zum hundertsten Mal an derselben Stelle vorbei oder wurden auf dieser Etage einfach dieselben Bauteile verwendet wie weiter unten? Und geht es von hier in den Lüftungsschacht, der um die Ecke, nach oben, bis in den langen grünbraunen Raum führt? Oder finde ich hier die Tür zum Fahrstuhlschacht, dessen linker Ausgang nach hinten in das grünbraune Büro führt? Mein Orientierungssinn besteht sowohl in natura als auch im Videospiel fast jeden Test - aber genau wie im PS-Vita-Original hatte ich hier irgendwann keine Lust mehr!

Dimensionssprung

Ein echter Batman im Stil von Arkham Asylum war Blackgate schon auf Vita nicht. Dabei möchte es genau das sein, denn der Superheld muss mal wieder Schurke für Schurke in einem Gefängnis für Ruhe sorgen. Mit von der Partie sind fast ausschließlich übliche Verdächtige – ihre Geschichte einige Monate nach Arkham Origins ist auch wegen des faden Wiederkauens kaum der Rede wert. Und immerhin gleicht Blackgate auch spielerisch dem Abenteuer auf der Arkham-Insel: Der Dunkle Ritter wechselt zwischen verschiedenen Gebäudekomplexen und öffnet verschlossene Türen mit immer neuen Werkzeugen. Dazu gehören Sprengstoff, ein Seilzug zum Überwinden gefährlicher Tiefen sowie das Entschlüsselungsgerät. Vor allem Letzteres ist wichtig, weil sich verschiedenfarbige Türen nur mit bestimmten Codes hacken lassen.

In einem entscheidenden Punkt unterscheidet sich Blackgate aber von Arkham Asylum und das ist die Perspektive. Denn während ich Batman bisher frei bewegen durfte, ziehe ich ihn auf dem Handheld nur von links nach rechts. An markierten Positionen auch nach vorne, hinten, oben, unten oder mit seiner Klaue auf einen hohen Vorsprung. Im Grunde bewege ich ihn aber stets auf einer zweidimensionalen Ebene - daran

Auf PC, PS3 und 360 kämpft sich Batman erstmals in HD durch Blackgate.
hat sich in der bis auf Kleinigkeiten inhaltsgleichen Umsetzung für PC, PlayStation 3 und Xbox 360 nichts geändert. Ein neuer Schwierigkeitsgrad ist zumindest für Hartgesottene eine sinnvolle Ergänzung.

Hin und zurück

Und das geht genau so lange gut wie die Kamera von Süden auf das Geschehen blickt. Weil sie allerdings munter die Blickrichtung ändert, geht die Übersicht in dem verwinkelten Gefängnis schneller flöten als eine Fledermaus mit den Flügeln flappt. Dass sich zahlreiche Stilelemente wiederholen, macht es nur schlimmer. Es hilft leider nicht, dass Batman an durchaus beeindruckenden Kulissen wie der Kanalisation vorbei kommt und dass die Übersichtskarte zumindest das aktuelle Ziel genauer anzeigt.

Es hilft auch nicht, dass Blackgate ein Schlauch ist, der schnurstracks von A nach B führt. Es gibt durchaus versteckte Winkel und um in Komplex A voranzukommen muss die Fledermaus schon mal einen Schlüssel in Komplex B auflesen – aber genau da liegt das Problem: Viele Wege sind ereignislose Fußmärsche durch Areale, in denen man längst gewesen ist.

Kombo? Oder nicht!

Natürlich sind die Gänge beim ersten Betreten nicht leer. Schaltkästen wollen deaktiviert, Türschlösser gehackt, verborgene Schächte entdeckt werden und gelegentlich prügelt sich Batman mit den Insassen. Entweder schlägt und kontert er dabei wie in den großen Arkham-Spielen oder er schleicht sich für lautlose Angriffe heran.

Er verfügt allerdings über bedeutend weniger Möglichkeiten. Er kann Feinde zwar von Plattformen ziehen und hechtet ähnlich wie in den Vorbildern von einem Gegner zum nächsten, sein Bewegungsrepertoire ist aber so eingeschränkt, dass sowohl die Schlägereien als auch das Schleichen zur oberflächlichen Wegwerf-Herausforderung werden; separate Herausforderungen gibt es zum Glück nicht. Immerhin reagiert schneller auf Eingaben als im Vita-Original; packende Arcade-Action sieht trotzdem anders aus. Mir ist es jedenfalls völlig egal, ob ich eine Kombo am Laufen halte oder nicht.

Wimmelman

Die Handhabung von Werkzeugen wie Scanner oder Cryptographic Sequencer ist ähnlich unausgegoren. So schalte ich die Detektivsicht durch Antippen einer Taste an und erkenne Hinweise in der Umgebung, wie z.B. Lüftungsschächte – so weit, so praktisch. Zum Scannen eines Objekts, etwa eines Sammelgegenstands oder eines verborgenen Zugangs, muss ich aber einen Finger auf der

Einige Kulissen sehen dabei zwar gut aus - viele Ecken gleichen sich aber sehr.
Taste halten und das Zielobjekt mit dem Analogstick anvisieren. Und das ist reine Schikane, denn vor allem verborgene Zugänge muss ich manuell scannen, bevor Batman damit interagieren kann. Ich fahre also über jeden Punkt jedes Bildschirmausschnitts, in dem sich vielleicht ein verstecktes Weiterkommen befinden könnte... Ich weiß nicht, wann ich mir die Zeit zuletzt mit etwas Unsinnigerem vertrieben habe.

Es gibt ja keine cleveren Kopfnüsse. Es gibt nur schwer erkennbare Zugänge und wie auf das fertige Spiel geklebte Sammelobjekte, die man einfach finden muss – was sich wie müßiges Staubkornzählen anfühlt. Selbst das Hacken elektronischer Schlösser fällt in diese Kerbe, denn dort suche ich lediglich eine große Sammlung verschiedener Ziffern nach der richtigen Kombination ab. Wimmelbild statt Superheld? Nein, danke!

Fazit

Klitzekleine Höhepunkte sind Situationen, in denen Batman ein wenig Köpfchen und ein gutes Gefühl für das richtige Timing braucht – Ausnahmen in einem drögen Abklatsch der großartigen Arkham-Vorlage. Abklatsch heißt, dass das Kämpfen und Schleichen sowie das schrittweise Erkunden des großen Gefängnisses den guten Vorbildern ähnelt. Das heißt aber auch, dass keiner der Bausteine nur annähernd so gut funktioniert wie er sollte. Und auf PC und großen Konsolen wirkt das noch müder als auf dem "kleinen" Handheld. Die Action ist eindimensional und ungenau, Rätsel gibt es kaum und das stupide Absuchen nach interaktiven Objekten schadet dem Spielfluss gewaltig. Nein, dass ich mich in Blackgate verlaufen habe, lag nicht nur an den unübersichtlichen Irrgärten. Es lag auch daran, dass es dort nichts Interessantes zu sehen gab.

Pro

seltene spielerische Abwechslung z.B. in Bosskämpfen
einige ansehnliche Kulissen
etliche Geheimnisse

Kontra

geradliniges Ablaufen von Ereignispunkten
lange, spielerisch gehaltlose Laufwege
unübersichtliche Levellabyrinthe statt interessanter Architektur
notwendiges Scannen hält Spielfluss auf
lächerliches Suchspiel statt "žechtem" Hacken
aufgesetzte Sammelaufgaben statt einfallsreicher Rätsel
Steuerung auch im Kampf ungenau
ausgetretene Handlung, mittelprächtige Comiczeichnungen
Kisten mit Batmans Werkzeugen stehen mitten im Gefängnis

Wertung

360

Blackgate ähnelt spielerisch der Arkham-Serie, ist aber in jeder Hinsicht nur ein oberflächlicher Abklatsch.

PlayStation3

Blackgate ähnelt spielerisch der Arkham-Serie, ist aber in jeder Hinsicht nur ein oberflächlicher Abklatsch.

PC

Blackgate ähnelt spielerisch der Arkham-Serie, ist aber in jeder Hinsicht nur ein oberflächlicher Abklatsch.

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