Fract OSC25.04.2014, Benjamin Schmädig

Im Test: Die bildgewaltige Welt der Musik

Ich weiß nicht, warum ich hier bin. Oder was ich tun muss. Wenn ich mich bewege, reagiert die Welt. Kleine Vierecke flirren um mich herum, Leuchtgitter vibrieren in einem bauchigen Bariton. Gleißende Neonstreifen wurden in eine riesige Höhle geschlagen. Und als ich in einem kleinen Test Töne zu Musik kombiniere, öffnet sich eine Tür. Nein, Fract ist kein Trip für Selbstfinder. Doch was ist es?

Clever und vertraut

Wenn ich eine Plattform richtig drehe, lenkt sie einen Energiestrahl zur nächsten Plattform und die zur übernächsten... bis der Strahl den Ausgang öffnet. Wenn ich vier hintereinander stehende Türen in der richtigen Reihenfolge öffne, kann ich hindurch sprinten. Richtig: Fract ist ein Puzzle mit recht herkömmlichen Rätseln. Manche sind clever konstruiert, einige bringen die grauen Zellen zum Rauchen. Die meisten Elemente wiederholen sich aber und die wenigsten sind echte Kopfnüsse. Das Besondere ist nicht die spielerische Herausforderung.

Musikalische Lösungen

Das Besondere ist ihre Einbindung in den einzigartigen Schauplatz. Denn ich laufe nicht von einer Aufgabe zur nächsten – obwohl es mir frei steht, das zu tun. Stattdessen sehe ich mich in der riesigen Welt frei um, schwebe in einem unsichtbaren Fahrstuhl fast eine Minute lang von einem Punkt zum nächsten und beobachte, wie die Umgebung auf mein Näherkommen reagiert. Tore leuchten auf, Treppen klappen auseinander, Stege drehen sich. Wie aus dem Nichts entstehen Wege: Aus einem Würfel gehen vier weitere hervor, die sich erneut vervielfältigen. Als würde ein Computer die Objekte für jeden Gebrauch neu replizieren. Ein tolles Schauspiel!

Manche Objekte kann ich benutzen, Aufzüge z.B. oder die schwebende Schnellreise. Und Maschinen, die wie abgeschaltet in großen Installationen stehen. Sie erinnern an stilisierte Schaltkreise, Generatoren, Dioden – an die von Tron geprägte Ästhetik. An ihnen lenke ich Strom,

Neonfarbene Maschinen und Lichter ragen wie gigantische Sehenswürdigkeiten aus dem Fels.
indem ich Kreuzungen auf Leiterplatten drehe und den Widerstand verändere. Oder ich beeinflusse den Rhythmus, in dem riesige Antennen Energie ausstoßen. So aktiviere ich die Maschinen, um einen neuen Weg zu öffnen. Jede Aktion sendet dabei einen Ton, der sich in den elektronischen Beat einfügt: Ich mache Musik.

Die Geräusche einer erfolgreich manipulierten Maschine fügen sich in den Soundtrack. Tatsächlich bin ich auf der Suche nach coolen Melodien immer wieder vor längst gelösten Rätseln stehen geblieben. Ich habe komponiert, einfach weil es ging. Die Verbindung von Spiel und Ton ist nahtlos, weil alle Aufgaben ohne Rhythmusgefühl lösbar sind, ihre Handhabung aber unmittelbar mit der Akustik verbunden ist.

Selbst geschrieben

In einem separaten Teil der Spielwelt lege ich sogar wie an einem Tracker Instrumente auf mehreren Spuren übereinander. Über zahlreiche Regler ändere ich die Eigenschaften der Klänge, ich kann Einstellungen speichern und bereits vorhandene auswählen. Alle Bedienelemente schalte ich durch gelöste Aufgaben frei oder ich erhalte durch einen Klick vollständigen Zugriff auf alle Funktionen – je nachdem, wonach mir der Sinn steht. Eine stilvolle Dreingabe in einem coolen Spiel!

Fazit

Fract ist ein grandioses audiovisuelles Erlebnis! Es ist ein Genuss, dem futuristischen Neon zuzusehen – wie es Brücken aus dem Nichts erschafft, wie es beim Näherkommen brummend knistert. Es macht Spaß, das kunstvolle Farbspiel als Wegweiser durch die geheimnisvolle Technowelt, die musikalischen Akzente als Leitfaden für die Lösung einfallsreicher Rätsel zu nutzen. Weil die Kopfnüsse zu selten eine Herausforderung sind und sich häufig wiederholen, erschöpft sich das kreative Spiel zwar irgendwann. Reisende mit einem Faible für elektronische Musik lassen sich aber in einen Ozean beeindruckender Fantasie fallen.

Pro

interessante Rätsel...
freies Erkunden einer großen Welt
Verbindung von Spiel und elektronischem Soundtrack
teils grandiose Kulisse ähnlich Tron
umfangreicher Tracker zum Erstellen eigener Musik

Kontra

... in denen sich viel wiederholt
relativ wenige, nicht allzu schwere Kopfnüsse

Wertung

PC

Gutes Puzzlespiel, das durch grandioses audiovisuelles Design besticht.

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