Kickstarter-Knete
Was zum Henker ist das? Ein vollbärtiger Affenkopf. Mit Krebsscheren und einem Zylinder. In einer Blüte, die sich öffnet, wenn ich drauf klicke. „Greetings, i am Abrahand Lincoln!“, klärt die wundersame Knetpuppen-Apparatur mich auf, bevor sie bedeutungsvoll mit den Scheren klappert. Erst dreimal, dann zweimal, dann einmal. Das kann ich doch bestimmt irgendwo gebrauchen oder? Bingo – allerdings erst rund eine Stunde später, wenn ich in einer anderen Ecke von Armikrog eine futuristische Kanone und ein paar Vögel entdecke. Vorher begegnen mir in der Festung aber noch allerhand andere seltsame Maschinen, Geistwesen und psychedelische Effekte, deren Bedeutung sich erst langsam erschließt. Nachdem Tommynaut und sein treuer Hund Beak-Beak auf einem gefährlichen Planeten abgestürzt sind, flüchteten sie sich vor hungrigen Monstern in die seltsame Burg. Natürlich versuchen sie, sich wieder zu befreien. In dem verlassenen Bauwerk stoßen sie aber auf mysteriöse Hilferufe, ein verloren gegangenes Baby und verführerisch leuchtende Artefakte, welche mit den exotischen Apparaturen und einem intergalaktischen Gauner in Verbindung zu stehen scheinen.
Greetings!
Um die Knetwelt lebendig werden zu lassen, starteten TenNapel und die Pencil Test Studios eine Kickstarter-Kampagne, bei der mehr als 970.000 Dollar zusammenkamen. Zumindest visuell hat sich die Investition ausgezahlt: Das Art-Design ist schlichtweg fantastisch! Der gutmütige, aber trotzdem selbstbewusst posierende Held ist mir sofort ans Herz gewachsen – und sein kleiner (ebenfalls spielbarer) Begleiter ist sogar noch putziger. „Beak-Beak“ heißt so viel wie Schnabel-Schnabel – wer einen Blick auf ihn wirft, versteht, warum. Das intergalaktische Hündchen kann schweben, lustige Kommentare abgeben und seinen eigenen Schwanz jagen, was äußerst knuffig animiert wurde. Auch in den Bau der Kulissen ist viel Liebe geflossen. Werfe ich zu Beginn einen Blick aus dem Fenster, zerfleischen sich draußen einige absonderliche Aliens auf äußerst unterhaltsame Weise.
Exotische Apparaturen
Ähnlich unterhaltsam sind all die seltsamen Wesen bzw. Apparaturen wie der glucksende Tintenfisch-Aufzug mit ausfahrbaren Tentakeln oder grün leuchtende Maschinen mit wild pumpenden Zylinderköpfen. Immer wieder gibt es Projektionen kryptischer Botschaften zu entdecken, in denen die ehemaligen Bewohner mir helfen und etwas mitteilen wollen. Zwischendurch gibt es immer wieder hübsche kleine Kurzfilme, in denen sich z.B. das komplette Haus auseinanderfaltet – beim Erforschen spielt die Geschichte aber nur eine Nebenrolle, da sie nur ab und zu mit den Rätseln verknüpft wurde.
Ab geht die Post!
Schade, dass sich die Entwickler beim handwerklichen Teil des Spiels nicht ähnlich viel Mühe wie bei der Animation gegeben haben, denn das Entdecken und Knobeln wirkt viel zu oft hakelig und altbacken. Die Probleme beginnen schon bei der Steuerung. Dass sich die Hotspots nicht auf Knopfdruck anzeigen lassen, kann ich noch nachvollziehen: Bei solch einer interessanten Umgebung ist es durchaus logisch, dass die Entwickler mich zum Suchen zu animieren wollen. Die Reaktionen von Tommynaut oder seinem Hund sind aber nicht vernünftig darauf abgestimmt: Während ich im Hintergrund auf interessante Objekte klicke, zuckeln die Figuren abgehackt und nervös im Vordergrund herum, weil sie meine Klicks auch als Steuerungs-Kommandos wahrnehmen. An den Nerven zehren auch die langsame Laufgeschwindigkeit und der umständliche Wechsel zwischen Räumen: Mal reicht es, auf eine Tür zu klicken, anderswo muss ich schon den schwarzen Bildrand dahinter treffen, so dass der Zeiger manchmal versehentlich auf den zweiten Bildschirm gerutscht ist und ich das Spiel geschlossen habe. Theoretisch gibt es auch eine alternative Controller-Steuerung, die bei uns aber nicht funktioniert hat.