Im Test: Gemetzel in der Vorgarten-Idylle
Action mit Hirn?
Seit der ersten Präsentation auf der E3 2013 habe ich mich auf das Gemetzel im Garten gefreut: Schon der erste Teaser veralberte gekonnt das Pathos von Call of Duty, Battlefield & Co. Auch spielerisch sah das Gewusel auf dem Schirm eindeutig nach unkompliziertem Spaß aus. Ein reiner Shooter steckt allerdings nicht drin, schließlich kann ich mich auch als Fleisch fressende Pflanze durch die Erde buddeln, um Zombies aufzulauern und mit einem Happs zu verschlingen. Auch die übrigen Klassen besitzen allerlei Nahkampfattacken sowie nützliche Gadgets.
Happs!
Ein Knopfdruck – und schon hängt der überraschte Gegner an meiner klebrigen Zunge und wird heruntergeschluckt. Damit das Extra nicht übermächtig wird, bin ich während der Mahlzeit angreifbar und werde bereits von zwei Seiten mit Projektilen eingedeckt. Außerdem können sich manche Zombies auch mit einem Raketensprung aus dem Staub machen; oder sie warten einfach, bis meine Buddel-Energie leer ist und ich zwangsläufig „auftauchen“ muss.
All zu schlimm waren die auf mich einprasselnden Schüsse übrigens nicht: Der Energievorrat fällt ähnlich üppig aus wie bei Halo, daher erinnern auch die erbitterten Zweikämpfe an die der Spartans. Die Schulterkamera orientiert sich dagegen eher an Gears of War und der Aufbau der mittelgroßen Karten schließlich weckt Erinnerungen an Call of Duty.
Kaktus-Sniper gesichtet!
Bis zu 24 Spieler tummeln sich online auf einem Schlachtfeld. Bei den meisten Waffen bietet es sich an, vor dem Feuern mit dem linken Trigger anzuvisieren, wobei meist auch ein wenig hereingezoomt wird. Der bullige Quaterback trägt z.B. eine fette Minigun mit sich herum, der Kaktus feuert seine Stacheln wie ein Scharfschütze über große Distanz und die Sonnenblume folgt ihren stärkeren Kameraden mit einem gleißenden Heilstrahl. Bei den Zombies übernimmt der Wissenschaftler mit seinen Heilbrunnen diese Rolle. Der Ingenieur kann dagegen z.B. Geschütze verbessern. Zusätzlich zu den nur rund fünf Standard-Karten der Konsolenversionen (plus einigen Variationen für andere Modi) sind in der PC-Fassung von Anfang an die beiden kostenlos veröffentlichten Updates enthalten, darunter auch Garden Variety und Zomboss Down. Man kann also z.B. von Anfang an mit der Gnom-Bombe den gegnerischen Garten platt machen.
Schlägt die In-App-Seuche erneut zu?
Auf dem Weg zu den Gärten kommen außerdem immer wieder automatisch kämpfende KI-Helfer zum Einsatz, welche an das Tower-Defense-Vorbild erinnern. Team Grün pflanzt per Knopfdruck kleine Geschütze und Energiespender in bereitstehende Töpfe und die Zombies erwecken schwächliche KI-Bots, welche aber beim Erobern durch Übermacht und Ablenkungspotential gute Dienste leisten. Jeder Helfer lässt sich allerdings nur einmal einsetzen, danach müssen mit käuflichen Sticker-Paketen neue freigeschaltet werden. In den teuren Sticker-Tütchen stecken neben lustigen Verkleidungen und anderem Krempel auch die Charakter- und Waffen-Upgrades.
Aufgemotzte Superpflanzen
Die Grundfähigkeiten hat man nach ein paar Minuten freigeschaltet. Kleine Vorteile wie schnelleres Nachladen oder z.B. die etwas weiter reichende Blitzattacke der Schnapper-Pflanze nehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch. Ärgerlich ist außerdem, dass die Sticker-Päckchen mit KI-Helfern mit der gleichen Währung gekauft werden. Wer seine Figuren möglichst schnell hochleveln will, muss sich Automatik-Geschütze und KI-Zombies zu Beginn also manchmal verkneifen – glücklicherweise geht es aber schon deutlich schneller als zu Beginn auf der Xbox One. Da auch jeder andere Spieler damit haushalten muss, ist es ohnehin nicht so tragisch. Wem das ganze Aufrüsten am wohlproportionierten Hintern des Zombie-Ingenieurs vorbei geht, kann man es aber auch ignorieren und die Pur-Modi ohne Upgrades spielen.
Etwas lieblose Umsetzung
Technische Probleme funken zum Glück bei weitem nicht so häufig dazwischen wie in Battlefield 4. Während unserer Testspiele kam es nur selten zu Lags oder Situationen, in denen ein Spieler an einer Stelle fest hing, ohne sich bewegen zu können. Einen LAN-Modus, ein Browser für dedizierter Server oder private Spiele gibt es auch auf dem PC leider nicht. Stattdessen kann man lediglich in der Spielersuche vermittelt werden oder dem Match eines Freundes per Origin beitreten. Ärgerlich war auch, dass wir wild kreischende Kinder und Rückkopplungen vor jedem Match neu stummschalten mussten – immerhin lassen sich dann auf Wunsch alle Stimmen auf einen Schlag eliminieren. Ebenfalls enttäuschend: Sprechen bei Knopfdruck oder Text-Chat sind nicht eingebaut. Wer möchte, kann übrigens auch mit dem 360-Controller spielen – mit Maus und Tastatur flutscht das Zielen natürlich eine ganze Ecke besser. Die langsame Laufgeschwindigkeit fällt dann allerdings noch etwas stärker auf als in den Konsolenversionen – nach einigen Minuten hatte ich mich aber dran gewöhnt. Die neue Karte Jewel Junction hat mir bereits gut gefallen – inmitten von verwinkelten Wildwest-Häusern düst regelmäßig eine flotte Dampflock einige Spieler über den Haufern.
Fazit
Plants vs. Zombies: Garden Warfare ist wie ein Klecks bunter Farbe im graubraunen Alltag der Militärshooter. Vor allem zu Beginn ist das wilde Gemetzel ein Riesenspaß: Die Krieger sind unheimlich lustig designt und ihre sehr unterschiedlichen Fähigkeiten machen die Schlachten erstaunlich abwechslungsreich. Viele fiese Fallen, Gadgets und kleine KI-Helfer sorgen außerdem für eine taktische Note. Auch technisch schlägt sich der Krieg auf fantasievoll gestalteten Karten gut. Auf Dauer dämpft die überschaubare Zahl an Karten und Modi die Motivation aber ein wenig. Mikrotransaktionen werden vermutlich auch in der PC-Fassung folgen, zum Glück haben die den Spielablauf aber schon auf der Xbox One nur leicht beeinflusst. Technisch lief die Action auf dem PC zwar meist sauber, es fehlen aber Komfort-Funktionen beim Chat und auch eigene dedizierte Server lassen sich nicht aufsetzen oder anmieten. Wer Lust auf albernes Gemetzel hat, wird gut unterhalten.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Herrlich albernes Mehrspieler-Gemetzel mit abwechslungsreichen Klassen und Karten, aber nicht allzu großem Umfang.
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