Plants vs. Zombies: Garden Warfare27.06.2014, Jan Wöbbeking

Im Test: Gemetzel in der Vorgarten-Idylle

EA gönnt den Spielergehirnen eine Pause: In Plants vs. Zombies: Garden Warfare (ab 12,17€ bei kaufen) bekriegen sich Popcaps Erzfeinde nicht im klassischen Tower-Defense-Prinzip, sondern in einem hektischen Mehrspieler-Shooter. Nach Xbox One und 360 sind jetzt PC-Spieler an der Reihe. Alberne Konkurrenz für Gears of War und Team Fortress?

Action mit Hirn?

Seit der ersten Präsentation auf der E3 2013 habe ich mich auf das Gemetzel im Garten gefreut: Schon der erste Teaser veralberte gekonnt das Pathos von Call of Duty, Battlefield & Co. Auch spielerisch sah das Gewusel auf dem Schirm eindeutig nach unkompliziertem Spaß aus. Ein reiner Shooter steckt allerdings nicht drin, schließlich kann ich mich auch als Fleisch fressende Pflanze durch die Erde buddeln, um Zombies aufzulauern und mit einem Happs zu verschlingen. Auch die übrigen Klassen besitzen allerlei Nahkampfattacken sowie nützliche Gadgets.

Ungeheuer befriedigend: Der Stealth-Kill des Schnappers.
In den Online-Matches tritt immer eine Horde Untoter gegen fröhlich quietschende Pflanzen an. Entweder geht es im klassischen Team-Deathmatch um die meisten Treffer oder ein Team erobert aufeinanderfolgende Stützpunkte des Gegners – ähnlich wie in Battlefields Rush-Modus. Im Menü warten zwar noch eine  Reihe weiterer Modi, doch das sind leider nur Varianten der bereits genannten Exemplare. Trotzdem ist es schön, dass sie dabei sind: In einigen lässt sich eine Runde z.B. komplett ohne die zahlreichen Klassen-Upgrades spielen, um Chancengleichheit herzustellen. Einsteiger profitieren in „Türmatte“ von einem Extraschub Energie.

Happs!

Ein Knopfdruck – und schon hängt der überraschte Gegner an meiner klebrigen Zunge und wird heruntergeschluckt. Damit das Extra nicht übermächtig wird, bin ich während der Mahlzeit angreifbar und werde bereits von zwei Seiten mit Projektilen eingedeckt. Außerdem können sich manche Zombies auch mit einem Raketensprung aus dem Staub machen; oder sie warten einfach, bis meine Buddel-Energie leer ist und ich zwangsläufig „auftauchen“ muss.

Die Kampfschreie der Erbsenkanone erinnern an Kenny aus South Park und erklingen immer, wenn sie mit dem Turbo-Sprint übers Schlachtfeld flitzt.
Auch die Spezialfähigkeiten der anderen Figuren können mit ihren jeweiligen Schwachstellen ausgehebelt werden. Ob die Balance auch mit Maus und Tastatur gelungen ist, wird natürlich erst die Zeit zeigen - bisher gestalteten sich die meisten Duelle aber schön spannend.

All zu schlimm waren die auf mich einprasselnden Schüsse übrigens nicht: Der Energievorrat fällt ähnlich üppig aus wie bei Halo, daher erinnern auch die erbitterten Zweikämpfe an die der Spartans. Die Schulterkamera orientiert sich dagegen eher an Gears of War und der Aufbau der mittelgroßen Karten schließlich weckt Erinnerungen an Call of Duty.

Kaktus-Sniper gesichtet!

Bis zu 24 Spieler tummeln sich online auf einem Schlachtfeld. Bei den meisten Waffen bietet es sich an, vor dem Feuern mit dem linken Trigger anzuvisieren, wobei meist auch ein wenig hereingezoomt wird. Der bullige Quaterback trägt z.B. eine fette Minigun mit sich herum, der Kaktus feuert seine Stacheln wie ein Scharfschütze über große Distanz und die Sonnenblume folgt ihren stärkeren Kameraden mit einem gleißenden Heilstrahl. Bei den Zombies übernimmt der Wissenschaftler mit seinen Heilbrunnen diese Rolle. Der Ingenieur kann dagegen z.B. Geschütze verbessern. Zusätzlich zu den nur rund fünf Standard-Karten der Konsolenversionen (plus einigen Variationen für andere Modi) sind in der PC-Fassung von Anfang an die beiden kostenlos veröffentlichten Updates enthalten, darunter auch Garden Variety und Zomboss Down. Man kann also z.B. von Anfang an mit der Gnom-Bombe den gegnerischen Garten platt machen.

Vorsicht, Football-Zombie! Der massige Untote...
Die sehr unterschiedlichen Spielweisen und das kreative Schlachtfeld-Design sorgen trotz begrenzten Umfangs für Abwechslung: Inmitten der Vorstadt-Idylle geht es durch die Häuserreihen über einen Spielplatz mit verwinkeltem Tunnel bis hin zu einem mondänen Anwesen, welches von fetten Zwiebelkanonen beschützt wird. Spannend wird es auch auf dem Friedhof oder an der zerklüfteten Steilküste, an sich die Spielerhorden über schmale Pfade und Brücken kämpfen. Auch kleine Zwiebel- oder Zombiekopf-Drohnen kommen zum Einsatz. Mit ihnen kann man arglose Gegner herrlich aus der Luft piesacken oder Luftschläge anordnen. Letzteres funktioniert auch im einfach gehaltenen Commander-Modus: Ähnlich wie in Battlefield 4 spielt ein Teammitglied in der taktischen Übersicht. Er platziert Artillerieschläge, Heilbrunnen und andere langsam regenerierende Extras auf der Karte. Zusätzliche sammelt er vom Himmel rieselnde Sonnen bzw. Gehirne – ein ödes Minispiel, welches sich aber per Tastendruck umgehen lässt.

Schlägt die In-App-Seuche erneut zu?

Auf dem Weg zu den Gärten kommen außerdem immer wieder automatisch kämpfende KI-Helfer zum Einsatz, welche an das Tower-Defense-Vorbild erinnern. Team Grün pflanzt per Knopfdruck kleine Geschütze und Energiespender in bereitstehende Töpfe und die Zombies erwecken schwächliche KI-Bots, welche aber beim Erobern durch Übermacht und Ablenkungspotential gute Dienste leisten. Jeder Helfer lässt sich allerdings nur einmal einsetzen, danach müssen mit käuflichen Sticker-Paketen neue freigeschaltet werden. In den teuren Sticker-Tütchen stecken neben lustigen Verkleidungen und anderem Krempel auch die Charakter- und Waffen-Upgrades.

...beherrscht eine kraftvolle Ramm-Attacke.
Moment mal, Sammel-Bildchen? Sticker-Pakete? Käuflich erwerben? Hat EA das Spiel so sehr mit Mikrotransaktionen verseucht wie das Remake von Dungeon Keeper oder Plants vs. Zombies 2? Bislang zum Glück nur sehr viel schwächer: In den Konsolenfassungen wurde nach einiger Zeit der Kauf von Tütchen per Echtgeld nachgereicht. Auf dem PC wird die Option irgendwann vermutlich ebenfalls folgen – bislang lassen sich nur Extramünzen erwerben, indem man von Beginn an die fünf Euro teurere „Digital Deluxe Edition“ statt der Standard-Fassung für 29,90 Euro kauft. Auch Retail-Hüllen gibt es, in ihnen liegt allerdings lediglich ein Origin-Code zum Download.

Aufgemotzte Superpflanzen

Die Grundfähigkeiten hat man nach ein paar Minuten freigeschaltet. Kleine Vorteile wie schnelleres Nachladen oder z.B. die etwas weiter reichende Blitzattacke der Schnapper-Pflanze nehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch. Ärgerlich ist außerdem, dass die Sticker-Päckchen mit KI-Helfern mit der gleichen Währung gekauft werden. Wer seine Figuren möglichst schnell hochleveln will, muss sich Automatik-Geschütze und KI-Zombies zu Beginn also manchmal verkneifen – glücklicherweise geht es aber schon deutlich schneller als zu Beginn auf der Xbox One. Da auch jeder andere Spieler damit haushalten muss, ist es ohnehin nicht so tragisch. Wem das ganze Aufrüsten am wohlproportionierten Hintern des Zombie-Ingenieurs vorbei geht, kann man es aber auch ignorieren und die Pur-Modi ohne Upgrades spielen.

EA präsentiert: Der etwas andere Naturschutz.
Grafisch gleicht die PC-Umsetzung der hübschen Xbox-One-Version beinahe komplett: Die von Frostbite 3 berechnete, knallbunte Gartenwelt sieht sauber und idyllisch aus und lief mit unserer GTX 770 auf höchsten Einstellungen immer flüssig. Auch die weiche Beleuchtung und der feine Glanz auf der welligen Zwiebeldrohne und anderen Oberflächen tragen zum ansehnlichen Gesamtbild bei. Auf den zweiten Blick offenbaren sich aber kleine Schwächen: Bei den Hügeln am Horizont haben die Entwickler es sich leicht gemacht und sie einfach mit einem viel zu starken Unschärfefilter überdeckt. Außerdem wirken die kaum zerstörbaren Vorgärten und andere Orte viel starrer und unbelebter als die lebendigen Inseln aus Battlefield 4. Für ein Spiel im überzogenen Comicdesign schlägt sich Garden Warfare trotzdem auch technisch richtig gut. Der Soundtrack erzeugt währenddessen den passenden Klangteppich für vergnügliche Schadenfreude.

Etwas lieblose Umsetzung

Technische Probleme funken zum Glück bei weitem nicht so häufig dazwischen wie in Battlefield 4. Während unserer Testspiele kam es nur selten zu Lags oder Situationen, in denen ein Spieler an einer Stelle fest hing, ohne sich bewegen zu können. Einen LAN-Modus, ein Browser für dedizierter Server oder private Spiele gibt es auch auf dem PC leider nicht. Stattdessen kann man lediglich in der Spielersuche vermittelt werden oder dem Match eines Freundes per Origin beitreten. Ärgerlich war auch, dass wir wild kreischende Kinder und Rückkopplungen vor jedem Match neu stummschalten mussten – immerhin lassen sich dann auf Wunsch alle Stimmen auf einen Schlag eliminieren. Ebenfalls enttäuschend: Sprechen bei Knopfdruck oder Text-Chat sind nicht eingebaut. Wer möchte, kann übrigens auch mit dem 360-Controller spielen – mit Maus und Tastatur flutscht das Zielen natürlich eine ganze Ecke besser. Die langsame Laufgeschwindigkeit fällt dann allerdings noch etwas stärker auf als in den Konsolenversionen – nach einigen Minuten hatte ich mich aber dran gewöhnt. Die neue Karte Jewel Junction hat mir bereits gut gefallen – inmitten von verwinkelten Wildwest-Häusern düst regelmäßig eine flotte Dampflock einige Spieler über den Haufern.

Yeti im Anmarsch: Auch der Survival-Modus macht Laune!
Der Splitscreen für den Survival-Modus wurde auf PC übrigens gestrichen. Online sorgt der Überlebenskampf aber nach wie vor für turbulente Situationen. Man zieht mit bis zu drei Mitstreitern in den Kampf – mit vermittelten Fremden oder auf Wunsch nur mit Freunden. Zunächst wird der Garten in der Mitte angelegt, ein paar Töpfe mit Energiespendern sowie Pflanzengeschützen bestückt und schon kann der Spaß beginnen. In zehn Wellen wanken immer stärkere Zombies herbei, darunter auch fette Bosse wie ein Gigant oder ein morbider Discotänzer. Wirklich abendfüllend ist auch dieser Horde-Verschnitt nicht. Ein paar Stunden lang macht es trotzdem Spaß, sich mit verschiedenen Klassen zu ergänzen, Zombie-Nester (also große Särge) zu zerstören und zum Abschluss durchs Chaos zum rettenden fliegenden Wohnmobil zu flüchten. Wer eine größere Herausforderung sucht, kann auch den Schwierigkeitsgrad erhöhen.

Fazit

Plants vs. Zombies: Garden Warfare ist wie ein Klecks bunter Farbe im graubraunen Alltag der Militärshooter. Vor allem zu Beginn ist das wilde Gemetzel ein Riesenspaß: Die Krieger sind unheimlich lustig designt und ihre sehr unterschiedlichen Fähigkeiten machen die Schlachten erstaunlich abwechslungsreich. Viele fiese Fallen, Gadgets und kleine KI-Helfer sorgen außerdem für eine taktische Note. Auch technisch schlägt sich der Krieg auf fantasievoll gestalteten Karten gut. Auf Dauer dämpft die überschaubare Zahl an Karten und Modi die Motivation aber ein wenig. Mikrotransaktionen werden vermutlich auch in der PC-Fassung folgen, zum Glück haben die den Spielablauf aber schon auf der Xbox One nur leicht beeinflusst. Technisch lief die Action auf dem PC zwar meist sauber, es fehlen aber Komfort-Funktionen beim Chat und auch eigene dedizierte Server lassen sich nicht aufsetzen oder anmieten. Wer Lust auf albernes Gemetzel hat, wird gut unterhalten.

Pro

süchtig machendes Shooter-Prinzip mit Tower-Defense-Anleihen
cooler Mix sehr unterschiedlicher Klassen
knuffiges Pflanzen- sowie Zombie-Design
sehr saubere und flüssige Grafik
idyllische Beleuchtung und feiner Oberflächenglanz
alberne Kampfschreie
abwechslungsreiches Kartendesign
erbitterte Stellungskämpfe im Rush-ähnlichen Modus
viele lustige Attacken, Gadgets und Drohnen
nützliche aber nicht zu starke KI-Pflanzen und -Zombies
motivierender Survival-Modus für bis zu vier Teilnehmer
Soundtrack sorgt für gute Laune
ein Spieler darf sein Team als Commander unterstützen
viele lustige Verkleidungen für Ingame-Währung erhältlich

Kontra

etwas zu geringer Umfang
kleine Kamera
Probleme
kaum zerstörbare Schlachtfelder wirken unbelebt
hässlich unscharfer Horizont
lokaler Survival-Splitscreen gestrichen
seltene Bugs
nur Spielervermittlung statt eigener oder anmietbarer dedizierter Server
schlecht umgesetzte Chat-Funktionen

Wertung

PC

Herrlich albernes Mehrspieler-Gemetzel mit abwechslungsreichen Klassen und Karten, aber nicht allzu großem Umfang.

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