Rettungswagen-Simulator 201402.09.2013, Mourad Zarrouk
Rettungswagen-Simulator 2014

Im Test:

Mit 40 Prozent avancierte der Vorgänger vor zwei Jahren zur „besten Rettungswagen-Simulation“ am Markt. Auf diesen „Lorbeeren“ ruhte man sich offensichtlich aus und so gab es 2012 keinen Nachfolger. Hat man die Zeit für eine Verbesserung genutzt?

Jetzt mit Sprachausgabe

Man lässt sich bei z-Software nicht lumpen und spendiert dem Spiel tatsächlich eine

Um zum Einsatzort zu gelangen, darf's auch mal der direkte Weg sein.
Um zum Einsatzort zu gelangen, darf's auch mal der direkte Weg sein.
Mini-Sprachausgabe. Neuerdings ist nämlich Sprechfunk an Bord und zumindest dieser wurde durch einen recht ordentlichen Sprecher eingespielt. Ansonsten bleibt auf den ersten Blick vieles beim Alten: Auf einem unspektakulären Startbildschirm hat man die Wahl eine „Kampagne“ zu beginnen oder die 40 Rettungseinsätze sukzessive frei zu spielen. Der einzig erkennbare Unterschied: Bei der Kampagne wird automatisch gespeichert und es gibt zu Beginn ein kleines Tutorial.

Weiterhin unlizenzierte Fahrzeuge

In der Garage der Rettungswagenzentrale mache ich, wie schon beim Vorgänger, Bekanntschaft mit unlizenzierten Rettungswagen, denen offensichtlich der Sprinter jeweils in einer Koffer- und Kastenaufbau-Version  und der VW Crafter als Kastenaufbau-Variante Pate standen. Zusätzlich steht jetzt auch ein Notarztwagen zur Verfügung, der wohl einem Mercedes-Kombi nachempfunden sein  dürfte. Hinzu kommt ein „Überraschungsfahrzeug“, das erst freigespielt werden muss.  Die Wagen lassen sich dann wahlweise aus  Fahrersicht  oder der klassischen Draufsicht steuern. Der Tacho ist in beiden Varianten gut einsehbar, denn nur bei Freigabe, die anhand einer deutlichen Anzeige signalisiert wird, dürfen Blaulicht und Martinshorn zum Einsatz kommen.  Nur

In der Fahreransicht wird die antiquierte Grafik besonders deutlich.
In der Fahreransicht wird die antiquierte Grafik besonders deutlich.
dann dürfen rote Ampeln überfahren oder die Höchstgeschwindigkeit überschritten werden und nur dann machen die übrigen Verkehrsteilnehmer artig Platz, wenn man sich von hinten nähert. Wer von vorne kommt ist in „der großen Stadt am Fluss“ (Zitat: Anleitung) anscheinend blind und taub, jedenfalls  kümmern sich  jene KI-Verkehrsteilnehmer um die Sonderrechte nicht die Bohne! Ansonsten habe ich mich streng an die Verkehrsregeln zu halten, sonst gibt’s empfindlichen Punktabzug und der schmälert mein Ergebnis bei der Einsatzauswertung oder führt unter Umständen sogar zum Abbruch des gesamten Einsatzes, wenn das Fahrzeug z.B zu viel Schaden genommen haben sollte. In Ermangelung eines Schadensmodells ist hier allerdings etwas Kaffeesatzleserei angesagt, doch  immerhin klärt euch das Spiel auf, ob es sich (seiner Ansicht nach) bei einer Kollision um eine leichte, mittlere oder schwere gehandelt hat.

Lassen sie mich durch, ich bin Arzt

Nachdem ich per Sprechfunk meinen Einsatz erhalten habe und dieser in der Karte

Bei der Versorgung der Patienten kommt ein simples Multiple-Choice Verfahren zum Einsatz.
Bei der Versorgung der Patienten kommt ein simples Multiple-Choice Verfahren zum Einsatz.
markiert wurde, navigiere ich per virtuellem-GPS zum Unfallort. Die Richtungspfeile des Vorgängers sind verschwunden, aber das funktioniert auch so recht gut. Auch die knappen und manchmal nicht nachvollziehbaren Zeitvorgaben gehören endlich der Vergangenheit an. Dort  angekommen, wird eine kurze Zwischensequenz eingespielt und schon befinde ich mich mit meinem Personal beim „Kunden“. Die Spielwelt ist jetzt nämlich nicht mehr frei begehbar. Hier gilt es anhand der  Vorab-Infos die richtigen Behandlungsmethoden auszuwählen. Das klingt jedoch anspruchsvoller als es letztendlich ist. Außerdem verzeiht das Spiel auch eine gute Anzahl von Behandlungsfehlern, so dass man hier im Grunde nicht wirklich scheitern kann. Im besten Fall lernt man tatsächlich etwas zum Thema Erste Hilfe und Erstversorgung. Leider läuft die Behandlung selbst vollkommen automatisch ab und es gibt auch keine Zwischensequenzen oder Animationen, die vermitteln würden, wie man z.B. korrekt intubiert - diese Chance wurde vertan. Mit der Erstversorgung ist der Einsatz jedoch nicht abgeschlossen: Je nach Schwere der Verletzung muss der Patient noch zum Krankenhaus gefahren werden oder der Einsatzwagen muss eben wieder sicher zur Notfallzentrale zurück. Erst dort gilt der Einsatz als beendet.

Einige Verbesserungen, aber...

Im Gegensatz zum Vorgänger kann man auch in der Fahreransicht das Martinshorn hören. Es gibt erstmals Nachteinsätze (Regen und Schnee konnte ich nach wie vor nicht

Neu: Es darf auch Nachts gefahren werden, warum die Heckleuchten nicht rot leuchten weiß kein Mensch.
Neu: Es darf auch Nachts gefahren werden, warum die Heckleuchten nicht rot leuchten weiß kein Mensch.
ausmachen), die Option den Sprechfunk zu nutzen ist eine sinnvolle Ergänzung und es tummeln sich mehr als  der eine immer gleiche Passant auf den Straßen.  LKW, Busse, Fahrradfahrer, Kinder oder gar Hunde suche ich aber nach wie vor vergebens. Leider kann ich durch Passanten fahren als wären sie Luft, rote Ampeln lassen sich ungestraft „umfahren“, indem ich kurzerhand über den Bürgersteig brettere (wovon ich bei den unnötig langen Ampelschaltungen oft Gebrauch gemacht habe) und nach wie vor hören sich die Motoren der Einsatzwagen schrecklich dünn und unglaubwürdig an.  Auch die KI der übrigen Verkehrsteilnehmer ist noch extrem ausbaufähig. So machen die PKW zwar artig Platz, wenn ich mich von hinten nähere, doch kommen mir KI-Fahrzeuge entgegen, kümmert sie mein Blaulicht einen feuchten Kehricht. Dann knallt es auch gerne mal und ich bin schuld...natürlich. Warum alle Fahrzeuge nachts weiße statt rote Rückleuchten haben (was extrem verwirrend ist), wird auch nur der Chefprogrammierer von z-Software beantworten können. Solche Fehler sind vermeidbar und es ist nicht nachzuvollziehen, warum so etwas Banales durch die Qualitätskontrolle rasselt...ach stimmt: Qualitätskontrolle?

Fazit

Die gute Nachricht: Es wurde nicht viel verschlechtert! Nein, das ist in diesem Segment der Möchtegern-Simulationen alles andere als selbstverständlich. Zwar hat man sonderbarerweise das sinnvolle Anpassen der Verkehrsdichte gestrichen, doch die Fahrzeuge lassen sich per Tastatur, Gamepad sowie Lenkrad recht passabel steuern; Unfälle sowie Missachtung der Verkehrsregeln werden sanktioniert, zudem lerne ich etwas über erste Hilfe. Außerdem wurde der Umfang der Einsätze von 21 auf 40 etwa verdoppelt. Die schlechte Nachricht: All das sind Kleinigkeiten, die diese schwache Simulation nicht auf ein befriedigendes Spielniveau hieven können - auch grafisch hinkt man immer noch zehn Jahre hinterher. Alles in allem bekommt man viel zu wenig spürbare Verbesserungen für zwei Jahre Entwicklungszeit. Traurig, dass soetwas dennoch die aktuell beste Rettungswagen-Simulation am Markt ist.

Pro

leicht zugängliches Spielprinzip
gewisses didaktisches Potential
akzeptable Fahrphysik
teilweise Sprachausgabe
Nachteinsätze
inkl. Karte der "Stadt am Fluss"
Sprechfunk

Kontra

keine Storyelemente
schwache Geräuschkulisse
kein Schadensmodell
kein freies Speichern
kein dynamisches Wettermodel
kein dynamischer Tag/Nachtwechsel
Verkehrs-KI mit deutlichen Schwächen
insgesamt unzeitgemäße Grafik

Wertung

PC

Einige Verbesserungen zum Vorgänger, aber unterm Strich noch viel zu wenig für ein befriedigendes Spielerlebnis.

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