inFlux30.07.2013, Benjamin Schmädig
inFlux

Im Test:

Eine weite Ebene erstreckt sich vor mir. Vögel zwitschern, eine ruhige Musik trägt mich durch hohes Gras. Als geheimnisvolle Kugel bewege ich mich durch verlassene Dörfer und tiefe Höhlen, futuristische Maschinen dienen als Brücken von einem Gebiet zum nächsten. Welche Geschichte will mir diese Welt erzählen? Ganz ehrlich: Es interessiert mich nicht die Bohne!

Rollende Langeweile

Mysteriöse Rätselwelt? Von wegen! Seit Stunden rolle ich jetzt von einem Puzzle zum nächsten; vorbei an einer sterilen Kulisse ohne Mensch und Tier und ohne Seele. Ein plakatives Stillleben ähnlich den kalten Tech-Landschaften mancher Demo-Künstler – daran erinnern mich die leeren Stimmungsbilder. Viel zu selten gibt die Umgebung etwas von ihrer Geschichte preis. Ich entdecke keine Geheimnisse und ich spüre keine Verstecke auf, die meine Neugier wecken.

Stattdessen rolle ich eine Kugel, die zu Beginn wie ein Meteorit auf die Oberfläche stürzt, von einem Rätselraum in den nächsten. Auf dem Weg dorthin schiebe ich Steine aus dem Weg oder nutze sie als Kanonenkugel und lese drei Leuchtkugeln auf, die den Eingang zum kommenden Raum öffnen. Ich kann sogar mehr als drei Kugeln finden, um... für nichts. Und obwohl ich die Kugel aktiv bewege, fordert das Auflesen nicht einmal die Fingerfertigkeit in anspruchsvoller Weise.

Wenn links oben ist...

Sobald ich in einen der Rätselräume gelange, die wie gläserne Villen in der Landschaft stehen, ändert sich die Umgebung: Anders als die Außenwelt bestehen sie aus

In den an Portal erinnernden Räumen müssen teils mehrere Kugeln in verschiedene Ziele gelenkt werden.
In den an Portal erinnernden Räumen müssen teils mehrere Kugeln in verschiedene Ziele gelenkt werden.
hellen Mauern (so weit, so Portal) und ändern das Zentrum ihrer Schwerkraft, sobald ich die Kugel auf einen Schalter rolle – die meisten Aufgaben drehen sich um das interessante Prinzip. Logisch, dass ich von einem Schalter zum nächsten gelangen muss, um den Ausgang zu erreichen.

Aufwändig wird das spätestens dann, sobald weitere Kugeln ins Spiel kommen, die ich an meine eigene heranziehen oder von ihr fort schieben kann. Schalter reagieren entweder auf meine oder eine der anderen Kugeln und bevor ich die verschieden farbigen "Helfer" nicht in unterschiedliche Ziele gelotst habe, komme ich nicht aus dem Raum heraus. Da steckt viel Stoff für knackige Rätsel drin, zumal ich es mir richtig schwer vorstelle, die Räume so zu gestalten, dass mehrere Kugeln auch nach mehrmaligem Drehen der Schwerkraft immer dorthin rollen, dass das Puzzle lösbar bleibt.

Programmierunglück

Ein wichtiges Element haben die Entwickler allerdings übersehen: Ich muss die Rätsel verstehen, damit ich sie lösen kann. Und genau diese Übersicht fehlt ihrem Spiel über

Die Welt sieht hübsch aus, ist spielerisch aber fast völlig uninteressant.
Die Welt sieht hübsch aus, ist spielerisch aber völlig uninteressant.
weite Strecken. Das offensichtlichste Versäumnis ist eine Markierung der Richtung, in die ein Schalter die Schwerkraft kippt. Cleveres Vorausplanen ist allein deshalb fast unmöglich. Eine eigensinnige Kamera, die in zahlreichen Ecken in die falsche Richtung blickt, tut ihr Übriges. Würde ich z.B. farblich markierte Schalter erkennen und auch durch Wände hindurch sehen, könnte ich vorausschauend grübeln und mir nach einem Erfolg auf die Schulter klopfen. Stattdessen rolle ich einfach drauflos – langweiliges Probieren führt meist ans Ziel, auch weil sich der richtige Weg viel zu oft von selbst ergibt.

Während das Versuchsspiel ohnehin nicht lange dauert, bleiben Besitzer eines 32-Bit-Betriebssystems übrigens von vornherein außen vor: inFlux kann auf entsprechenden Windows-Versionen so häufig abstürzen, dass es unspielbar ist. Auch von Problemen bei 64-Bit-Systemen mit 8 GB Hauptspeicher wurde berichtet . Das sind keine ärgerlichen Fehler, das ist eine technische Katastrophe! Zumal die Probleme seit Monaten vor der Veröffentlichung bekannt waren .

Fazit

Es gibt ja ein paar Kopfnüsse, deren Aufbrechen Spaß macht – doch das sind Ausnahmen inmitten dröger Langeweile. Dabei ist die Idee der auf Knopfdruck kippenden Schwerkraft reizvoll. Weil die meisten Lösungen aber nicht planbar sind und somit das reine Ablaufen des einzig möglichen Weges zum Erfolg führt, verpufft das tolle Prinzip im spielerischen Garnichts. Ich könnte den Entwicklern für den Zusammenbau vieler idiotensicherer Konstrukte Respekt zollen, als Spieler bringt mir das allerdings herzlich wenig. Ähnlich leer fühlt sich das Erkunden einer Welt an, in der ich keine Geheimnisse entdecke und die sich vergeblich bemüht eine Geschichte zu erzählen. Auch die wenigen Puzzles außerhalb der Rätselräume verleihen ihr kaum Tiefe. Ein Schelm, wer denkt: Zum Glück werden manche nie in diese Luftnummer stolpern, weil inFlux auf einigen Betriebssystemen nahezu unspielbar ist.

Pro

hübsche, z.T. weitläufige Schauplätze
einige interessante Rätsel

Kontra

ständige Abstürze auf 32-Bit-Betriebssystemen -€“ nahezu unspielbar!
leere Welt ohne versteckte Geheimnisse
Rätsel fast ausschließlich durch reines Probieren lösbar
Funktion wichtiger Schalter nicht erkennbar
keine Übersicht über Anordnung der Rätsel
häufige Kameraprobleme

Wertung

PC

Das interessante Schwerkraft-Drehen und die hübsche Kulisse reichen nicht aus, um den Kopf zum Qualmen zu bringen. Die miserable Technik "krönt" das schlechte Spiel.

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