SteamWorld Dig06.12.2013, Jörg Luibl
SteamWorld Dig

Im Test:

Grüne Brille, brauner Hut, Stahl in der Hand: In SteamWorld Dig buddelt sich ein Western-Roboter immer tiefer in den Wüstenboden, um Schätze und Geheimnisse zu bergen. Das Spielprinzip erinnert an Klassiker wie Boulder Dash (1984), wurde aber um einige  Abenteuer-Elemente bereichert. Für 7,19 Euro (auf dem 3DS waren es 8,99 Euro) dürft ihr ab sofort auch auf dem PC die Spitzhacke schwingen. Ob sich der Kauf lohnt, verrät der Test.

Graben, was die Hacke hält!

Das Licht flackert, die Zigarre qualmt und der kleine Roboter erinnert mit seinem Hut und dem grimmigen Blick fast an Django. Allerdings trägt er keinen Colt, sondern eine Spitzhacke oder später einen Bohrer; beides hilft gegen all die Käfer und Verrückten, die in den Tiefen der Mine lauern. Zu Beginn konnte er sich lediglich in vier Richtungen durch den Erdboden hacken, mittlerweile kann er dank cooler Stiefel nicht nur sprinten, sondern auch weiter sowie direkt an Wänden hoch springen und sich mit seinem „Steam Jump“ in die Höhe katapultieren – sieht nicht nur cool aus, sondern flutscht dank präziser Steuerung (wahlweise per Gamepad oder Tastatur) intuitiv!

Die Frage ist: Welche Route soll er jetzt einschlagen? Ein Blick auf die Karte des unteren Bildschirms zeigt bereits ein verschachteltes Stollensystem über zig Etagen – ein roter Pfeil zeigt das nächste Ziel an, das meist irgendwo in der nicht erforschten Tiefe liegt. Manche Bereiche hat der Roboter bereits frei gehackt, andere liegen auch auf dem Weg zum Ziel noch im Dunkeln; und da könnten sich weitere Schätze, Monster, Geheimkammern oder Wasserstellen verbergen - das kostbare Nass liefert z.B. die Energie für Bohrer und Dampf-Sprünge. Aber wohin mit all dem Edelmetall von Bronze und Silber

Die 2D-Kulissen überzeugen mit stimmungsvoller Ausleuchtung und Steampunkflair. Unter seinen Füßen hat der Roboter kostbares Edelmetall entdeckt, das er an der Oberfläche verkaufen kann.
Die 2D-Kulissen überzeugen auch auf dem PC mit stimmungsvoller Ausleuchtung und Steampunkflair. Unter seinen Füßen hat der Roboter kostbares Edelmetall entdeckt, das er an der Oberfläche verkaufen kann.
bis Quarz? Man kann nicht alles sofort einsacken, sondern muss zunächst auswählen. Erst hat man nur drei, später dann bis zu neun Plätze für Edelmetalle im Rucksack frei. Und hier kommt auch leider die einzige Interaktion mit dem Touchscreen zum Einsatz: Man kann Erze dort löschen, um Platz für Kostbareres zu schaffen.

Steampunk unter Tage

Es ist zwar etwas nervig, dass man nach dem Verkauf seiner Beute immer wieder von ganz oben starten muss, aber es gibt mitunter angenehme Abkürzungen, die wie Zwischenspeicher wirken und Teleporter, die man manuell stationieren kann. Ist man in der Mine unterwegs, haut man je nach Konsistenz und Werkzeug unterschiedlich oft auf Erde und Steine ein, um Blöcke zu zerstören und Wege in der liebevoll gezeichneten 2D-Kulisse frei zu machen. Die sorgt mit ihren bronzenen Rohrleitungen, glimmenden Laternen und blau schimmernden Apparaten auch unter Tage für Steampunkflair. Vor allem die schummrigen Ausleuchtung und die zwielichtige Musik tragen ihren Teil zur coolen Abenteuerstimmung unter Tage bei.

Aber Vorsicht: Wer wild auf alles einhackt, kann krabbelnde Metallmonster befreien, fiese

An der Oberfläche von Tumbleton führt man ein wenig Smalltalk und kauft ein.
An der Oberfläche von Tumbleton führt man ein wenig Smalltalk und kauft ein.
Trittfallen übersehen oder schwere Felsen in freien Fall versetzen und zermalmt werden. Man sollte sich also genau anschauen, wo man die Hacke ansetzt, welche Fels porös oder stabil ist. Der Schwierigkeitsgrad zieht sanft an und bietet auch klassische Schalter-Rätsel: Wie kann man bloß die drei Barrieren beseitigen? Wo sind die verflixten Hebel? Die Suche verlangt vor allem akrobatisches Geschick sowie Umsicht, damit man z.B. diese eine Schwachstelle in der Decke mit dem "Steam Jump" treffen kann.

Unterm Strich trifft man allerdings auf zu wenig Überraschungen und Monstertypen, auch wenn die Entdeckung der alten Zivilisation nochmal zombieske Irre und Dynamitwerfer sowie explosive Fässer für fiese Kettenreaktionen bereit hält. Der Spielrhythmus ist trotz einiger Hüpf- und Sprinteinlagen eher gemütlich als hektisch. Ein tiefer Fall in Schächte sorgt zwar für großen Schaden und auch die Kämpfe können recht zügig mit dem Tod enden, aber der Schwierigkeitsgrad ist wesentlich verzeihlicher als etwa imgnadenlosen Spelunker HD. Aufgrund stets neuer Fähigkeiten, die das Erreichen bzw. Durchdringen bisher verschlossener Areale ermöglichen, fühlt man sich wie in einem klassischen Action-Adventure.

Spitzhacke, Laternen & Teleporter

Im Laufe des Spiels schaltet man nicht nur weitere Ausrüstung und Fähigkeiten frei, sondern trifft auch auf eine unterirdische "Zivilisation" - die gerne mit Dynamit spielt.
Im Laufe des Spiels schaltet man nicht nur weitere Ausrüstung und Fähigkeiten frei, sondern trifft auch auf eine unterirdische "Zivilisation" - die gerne mit Dynamit spielt.
An der Oberfläche warten kleine Saloons und Shops. Was kann man kaufen? Neben Heilung, immer besseren Spitzhacken oder effizienten Bohrern sowie weiteren Inventarplätzen gibt es Lichtquellen, Leitern oder Teleporter. Mit der Zeit werden neben neuen Fähigkeiten auch Gegenstände wie Dynamit, Plattenpanzer, einfache und duale Tanks für das Wasser sowie sparsamere Druckdüsen für den "Steam Jump" freigeschaltet. Manche kosten lediglich Geld, andere wiederum die seltenen blauen Energiekugeln oder eine Kombination aus beiden.

Das Aufrüsten lohnt sich: Mit einer stählernen Spitzhacke beseitigt man wesentlich schneller die Hindernisse unter der Erde; mit einer Laterne kann man finstere Bereiche für die bessere Erkundung erhellen und Leitern sind hilfreich, wenn man aus Versehen einen zu tiefen Schacht gebuddelt hat.

Fazit

Emerald Mine trifft Rick Dangerous! Okay, das sind alte Amiga-Gespenster, die vielleicht nicht in jüngeren Köpfen herum spuken. Aber SteamWorld Dig erinnert mich aufgrund der stimmungsvollen Inszenierung und des Spielprinzips an gute alte Zeiten: Das ist ein einfacher, aber unterhaltsamer Platttformer, der das Graben und Einstürzen unter Tage mit Erkundungsreizen, Fallen sowie stets neuen Fähigkeiten verknüpft - auch auf dem PC ein Riesenspaß. Zwar entsteht mit der Zeit auch eine gewisse Monotonie hinsichtlich der Laufwege und die Gegner hätten etwas früher variieren dürfen, aber es macht immer wieder Laune, sich auf der Jagd nach Edelmetall ein paar Etagen tiefer zu buddeln. Der Held ist cool, der Spielrhythmus gemütlich – nachdem der Titel bereits in Nintendos eShop zum Geheimtipp avancierte, ist er jetzt endlich auch über Steam für Rechner zu haben; sogar inkl. deutschen Texten.

Pro

interessante Mischung aus Boulderdash und Spelunker
charmantes Artdesign, stimmungsvolle Kulisse
gemütlicher Spielrhythmus
neue Ausrüstung & Fähigkeiten freischalten
sanft ansteigender Schwierigkeitsgrad
gute Musik und Soundeffekte
sehr gute Steuerung (Analogstick, Steuerkreuz)
drei Speicherstände; gutes Zwischenspeichersystem
mit Gamepad oder Tastatur spielbar
auf dem PC mit deutschen Texten

Kontra

Wege zum Ziel wiederholen sich
wenig Überraschungen beim Buddeln
wenig Variationen bei den Monstern

Wertung

PC

Emerald Mine trifft Rick Dangerous: Stimmungsvolles Action-Adventure unter Tage!

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