Im Test: Zurück in die Zukunft
Der etwas andere Weltraum
Was für ein Panorama: Mit vollem Boost rausche ich durch einen in warmen Farben beleuchteten Asteroidenschwarm auf ein bizarres Gitterkonstrukt zu, welches sich an mehreren Stellen exotisch um die Ecke faltet. Was ist sein Zweck? Haben Aliens es geschaffen? Auch ein rotierender Laser zieht mit seinem gleißenden Licht sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Bewacht wird er von einigen rechteckigen Schiffen, deren maskenartige Gesichter mich grimmig anschauen, während sie mir mit jedem Flügelschlag ein glimmendes Paket fetter Projektile entgegenschleudern. Die fünf Schüsse erinnern an eine knallrote Kunstflugstaffel im Weltraum – was für eine hübsche Komposition! Das kleine Team Kraken Empire hat erstaunlich viel Liebe ins Design seiner Welten fließen lassen. Mit ihrer Retro-Hommage treffen sie genau den richtigen Mix aus leuchtender Coolness und der Sehnsucht nach andersartigen Welten im unendlichen Universum.
Immer die gleiche Leier
Mit Hilfe des fetten Navi-Pfeils fliege ich zu einer Reihe von Sammelobjekten und knöpfe mir zum Abschluss einen fetten Boss vor. Zwischendurch aktiviere ich auch mal ein paar Schalter oder fliege durch die schmalen Gänge eines Mausoleums, um mein Schild aufzuladen – davon abgesehen bleibt der Ablauf aber stets gleich. Ich weiß nicht, ob den Entwicklern die Zeit für abwechslungsreichere Missionen fehlte oder ob sie die Aufgaben aus Liebe zu alten Vorbildern so einfach gestaltet haben - mir ist der simple Aufbau auf Dauer aber zu fade. Als ich mich an der visuellen Pracht satt gesehen hatte, wurden die spielerischen Schwächen immer deutlicher. Um zur letzten Prüfung zu gelangen, müssen die vier Standard-Welten sogar jeweils viermal gemeistert werden.
Auch die ständig nachwachsenden Gegnerschwärme wirken auf Dauer anstrengend, statt mich mit dynamischen Angriffsformationen zu fordern. An großen Weltraumfestungen setzen mich die Biester auch mal mit vereinten Kräften unter Druck, meistens spielen sich die Dauergefechte aber ähnlich monoton wie schwache Passagen in einem Call of Duty. Durch eine adaptive KI passen sie ihren Schwierigkeitsgrad an meine Aktionen an, das Ergebnis stört die Motivation aber ähnlich stark wie das Gummiband in Rennspielen. Manchmal habe ich mich sogar erfolgreich mit Boost-Manövern am lästigen Schwarm vorbeigemogelt, um endlich zum nächsten Boss zu gelangen. Der Kampf gegen fette Biester wie eine Weltraumschlange macht deutlich mehr Spaß, im Vergleich zu anderen Arcade-Titeln grasen aber auch die Endgegner zu stur ihre vorprogrammierten Bahnen ab. An vier galaktischen Göttern soll ich Rache nehmen – so flüstert es mir die geheimnisvolle Stimme meines Vaters im Intro ein. Davon abgesehen nimmt sich die Geschichte aber ähnlich stark zurück wie in alten Shoot-em-ups.
Geheimnisvolle Welt
Fazit
Kromaia ist ein klassisches Beispiel dafür, dass ein hübsches Retro-Design nicht alles ist. Beim Gestalten mysteriös verbogener Bauwerke und glühender Gegner haben die Entwickler viel Kreativität bewiesen. Spielerisch bleibt die Action aber für heutige Ansprüche deutlich zu simpel: Als ich mich sattgesehen hatte, wurde das ständige Abgrasen der Sammelobjekte reichlich fade, zumal auch die nachwachsenden Gegner nur selten in spannenden Formationen angreifen. Für einen exotischen Action-Abstecher ins leuchtende All ist Kromaia also allemal gut. Wer mehr Spannung und Dynamik möchte, sollte lieber zu Arcade-Spielen wie Resogun oder Child of Eden greifen.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Visuell fasziniert Kromaia so sehr wie alte Spielhallenklassiker, der simple Spielablauf und monotone Angriffsformationen sorgen aber schnell für Ermüdung.
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