Im Test:
Vorsprung durch Technik
Als Basis dient den Schweden die Technologie, die man in Zusammenarbeit mit KW Automotive bereits für die RaceRoom Experience entwickelt hat. Von daher überrascht es kaum, dass die DTM Experience nicht nur in den Free-to-Play-Titel integriert wird, der sich derzeit in der offenen Beta befindet. Auch hinsichtlich der gelungenen Fahrphysik, den originalgetreu modellierten Tourenwagen mit ihren kernigen Motorenklängen sowie der etwas sterilen aber dennoch ansehnlichen Kulisse ist die Verwandtschaft unverkennbar.
Beim Blick zum Wagen-Setup wird der Eindruck weiter gefestigt, denn es warten die üblichen Feineinstellungen an der Aerodynamik, der Vorder- und Hinterradaufhängung, Traktionskontrolle, am Differential, den Stabilisatoren, am Getriebe und den Bremsen. Hier findet man wie immer alles, um den Wagen optimal auf die Strecke vorzubereiten. Selbstverständlich lassen sich die Früchte der mühevollen Schraubarbeit abspeichern. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, während des laufenden Rennens die Traktionskontrolle zusätzlich auf Knopfdruck anzupassen - perfekt, um sich in der einen oder anderen rutschigen Kurve dieses kleine aber so unglaublich wichtige Plus an Bodenhaftung zu sichern.
Windschatten alleine...
Doch gerade bei hohem Tempo und harten Positionskämpfen steigt automatisch das Unfallrisiko. Da es nicht die von Konsolen- und Arcade-Rennspielen bekannte Rückspulfunktion gibt, sitzt man hier doch wieder mit etwas mehr Respekt hinter dem Steuer der PS-Schleudern und agiert etwas vorsichtiger. Vor allem dann, wenn man dem Schadensmodell nicht nur Deformationen der Karosserie, sondern auch mechanische Konsequenzen eingeräumt hat. Zwar sind die Folgen - oder besser gesagt: die ausbleibenden Folgen - nach Kollisionen nicht immer ganz nachvollziehbar, doch im schlimmsten Fall muss man das Rennen mit einem saftigen Motorschaden vorzeitig beenden. Zwar geht man bei der Darstellung der Schäden einen Schritt weiter als Gran Turismo & Co, doch zufriedenstellend oder gar authentisch wirkt es trotzdem nicht, wenn nach einem Frontal-Abflug in die Mauer nur ein paar Beulen im Grill und an der Motorhaube auftauchen.
Einmal durchfahren, bitte!
Das alles ließe sich vielleicht noch verschmerzen. Eine Sache jedoch nicht: Es gibt keine Boxenstopps in DTM Experience - egal ob man sich für das Minimum von einem Achtel oder die volle Renndistanz entscheidet. In einer Motorportserie, in der Besuche bei den Mechanikern für kleine Reparaturen und Reifenwechsel ein wesentlicher Bestandteil des Renngeschehens darstellen (Stichwort: Pflicht-Boxenstopps), ist diese unverständliche Designentscheidung eine kleine Todsünde! Das ist beinahe so, als würde man ein Fußballspiel bestreiten, aber vorher die Tore abreißen. Alleine deshalb verbaut man sich schon trotz des exzellenten Fahrgefühls die Zufahrt zum guten Wertungsbereich. Dabei hat man den ersten Schritt in Richtung Boxengasse mit dem zuschaltbaren Reifenabrieb doch schon gemacht. Doch einen Wechsel der Pneus gibt es hier leider ebenso wenig wie Wetterwechsel: Im Rahmen der DTM Experience herrschen auf den neun lizenzierten Pisten wie Hockenheim, Brands Hatch, Zandvoort und selbst am Nürburgring optimale Streckenbedingungen mit trockenem Asphalt und Sonnenschein-Flatrate.
Harte Konkurrenz
- Hockenheimring
- Brands Hatch
- Red Bull Ring
- Lausitzring
- Norisring
- Moscow Raceway
- Nürburgring
- Oschersleben
- Zandvoort Ein Ladebildschirm brachte Licht ins Dunkel, denn dort wird mit dem A.R.I-System eine adaptive KI angepriesen, die sich dem Können des Spielers anpasst, um möglichst spannende Rennen zu garantieren. Und tatsächlich: Schon im zweiten Rennen schrumpfte mein ehemals stolzer Vorsprung beim Überfahren der Ziellinie unter gleichen Bedingungen auf eine knappe Sekunde, während mir die Verfolger seit dem Start am Heck klebten und mich gehörig unter Druck setzten. Zwar fährt die KI teilweise merkwürdige Linien und agiert etwas nervös am Lenkrad, doch erreicht SimBin trotzdem das Ziel, spannende Rennen auf den Bildschirm zu zaubern. Und das ohne den verhassten Gummiband-Effekt, der in einer Simulation ohnehin nichts verloren hat. Sprich: Verliert man durch ein Missgeschick den Anschluss, wird das Feld hier nicht auf den Pechvogel warten, sondern fährt mit Vollgas weiter, wie es sich gehört. Auch in Zweikämpfen stecken die anderen Piloten nicht freiwillig zurück, sondern agieren angenehm bissig, ohne dabei zum Pisten-Rowdie zu mutieren. Natürlich kommt es wie in der echten DTM schon mal zu Kollisionen und Unfällen, doch passt es ins Gesamtbild: Der Kern und die Dramatik des Motorsports werden super eingefangen! Störend ist einzig die Diskrepanz zwischen den KI-Leistungen in der Qualifikation und dem eigentlichen Rennen, in dem die Piloten nicht mehr solche Rundenzeiten in den Asphalt brennen.
Startvorbereitungen
Audi Sport Team Abt
Audi Sport Team Abt Sportsline
Audi Sport Team Phoenix
Audi Sport Team Rosberg
BMW Team RBM
BMW Team RMG
BMW Team MTEK
BMW Team Schnitzer
Mercedes-Benz Team Euronics / Thomas Sabo Mercedes AMG
Mercedes-Benz Team Stihl / AMG Mercedes Mercedes-Benz Team stern / AMG Mercedes Abseits der Online-Herausforderungen gegen Geisterwagen und Bestzeiten darf man auch alleine im Zeitfahren persönliche Rekorde aufstellen, Einzelrennen absolvieren oder an der DTM der Saison 2013 teilnehmen. Im Gegensatz zur Formel Eins mit ihren knapp 20 Rennen umfasst das Jahr hier lediglich zehn Veranstaltungen, wobei der Hockenheimring gleich zwei Mal besucht wird und die Rennen selbst bei voller Distanz kürzer ausfallen als in der Königsklasse. Entsprechend muss einem klar sein, dass sich der Umfang bei der DTM Experience in Grenzen hält. Auch bei der Präsentation fährt SimBin auf Sparflamme: Die Real-Videos im Hintergrund der Menüs sehen zwar schick aus, aber warum gibt es keine Musikuntermalung oder zumindest Effekte wie die Geräusche eines Schlagschraubers? Stattdessen herrscht Stille. Auch die Siegerehrungen sind billig inszeniert, denn bis auf Fahrzeuge und Fahrer-Portraits im Tabellen-Look gibt es nichts zu sehen. Wo sind Champagnerduschen, Grid-Girls und Podeste? Die ganze Aufmachung abseits des Cockpits wirkt lieblos. Bei der Zusammenstellung von Hintergrundmaterial hätte man sich ebenfalls mehr Mühe geben können: Es gibt kaum Infos zu Teams oder Fahrern und die Geschichte der DTM wird nur kurz in einem kleinen Infokasten mit englischem Text angerissen. Immerhin wird die offizielle Webseite zur DTM direkt ins Spiel eingebunden, so dass man nur einen Klick entfernt ist, wenn man sich auch außerhalb der Experience weiter mit der Serie befassen möchte.
Tuning benötigt
Fazit
Endlich wieder ein Rennspiel rund um die DTM - und dann noch mit einer gelungenen Fahrphysik sowie röhrender Klangkulisse, wie man es von SimBin kennt und erwartet. DTM Experience fängt den Kampf um die Tourenwagen-Krone zwischen BMW, Audi und Mercedes klasse ein - zumindest auf der Strecke, denn abseits des Cockpits wirkt die Präsentation etwas lieblos. Die adaptive KI trägt einen entscheidenden Teil dazu bei, dass man hinter dem Steuer ganz schön ins Schwitzen kommt und sich meist am persönlichen Limit bewegen muss - schön! Allerdings sorgen das eingeschränkte Flaggen- und Strafsystem sowie das nicht immer nachvollziehbare Schadensmodell für Unmut – vor allem der Verzicht auf die (Pflicht-)Boxenstopps versetzt der angepeilten Authentizität einen herben Dämpfer, mit dem sich SimBin den Weg in höhere Wertungsbereiche verbaut. Auch Online-Raser werden hier vorerst nicht glücklich: Zwar sorgt die asynchrone Jagd nach Tausendstel für schweißtreibende Duelle gegen die Geisterwagen der Bestenliste, doch der direkte Positionskampf auf der Strecke soll erst im nächste Jahr mit dem 2014er-Update nachgereicht werden. Auch die zahlreichen Abstürze trüben derzeit noch den Fahrspaß. Doch wenn es rund läuft, die fantastischen Motoren in der 5.1-Abmischung aus den Boxen dröhnen und ich voll konzentriert die Angriffe der KI abwehren muss, lässt mich DTM Experience immer wieder in der Welt des Motorsports versinken.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Anspruchsvolle Fahrphysik, knackige Motorenklänge und die adaptive KI sorgen für eine packende DTM-Rennerfahrung, die durch das Fehlen von Boxenstopps und Mehrspieler-Modi beeinträchtigt wird.
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