Im Test:
Spielumfang
Es sind nicht nur die Menschen, welche ihr in Kohan 2 ins Feld führen dürft. Aus sechs höchst unterschiedlichen Fantasy-Rassen rekrutieren Kohan und Ceyah ihre mächtigen Mitstreiter: Menschen, Drauga, Untote, Gauri, Haroun und Schatten.
Das Echtzeit-Strategiespiel besteht aus einer umfangreichen Kampagne, mit 25 teils langen Schlachten, bei der ihr auch immer wieder die Seite wechselt. Darüber hinaus existiert ein Tutorial, das aus mehreren einführenden Missionen besteht. Im Endlosmodus könnt ihr zu euren Bedingungen gegen die Feinde eurer Wahl antreten. Schließlich könnt ihr eure Kräfte auch gegen andere Fantasy-Generäle über LAN oder im Internet messen.
Bekanntes Spielprinzip
Die Veteranen der preisgekrönten Strategiereihe brauchen sich nicht vor der 3D-Ausgabe zu fürchten, denn das süchtig machende Spielprinzip von Kohan 2 ist eigentlich das alte geblieben. Am ehesten lässt sich das Ganze wie eine Art von Echtzeit-Heroes of Might & Magic beschreiben: Ihr müsst eine möglichst schlagkräftige Armee aus dem Boden stampfen, die aus einer begrenzten Zahl von Trupps verschiedenster Soldaten, Reiter, Zauberer und Helden besteht. Um zu siegen, müsst ihr Rohstoffe abbauen, eure Städte ausbauen und Neues erforschen. Was auf den ersten Blick nach der üblichen Strategie-Dutzendware aussieht, entpuppt sich allerdings als ziemlich komplex, so dass wohl nur ausgebuffte Strategen den Sieg davontragen.
__NEWCOL__Wichtiges Städtemanagement
Am Anfang sind die Levels noch linear aufgebaut, im weiteren Spielverlauf werden sie allerdings immer anspruchsvoller. Ihre Schwierigkeit erhalten sie dadurch, dass Rohstoffe, Einheiten und Städte in ihrer Zahl begrenzt sind. Städte dürft ihr zwar gründen, aber nur auf bestimmten Arealen. Ihr könnt auch nur eine begrenzte Anzahl von Gebäuden errichten, die allerdings steigt, wenn ihr die Stadt um eine Stufe vergrößert. Nur wer sich für die richtigen Ausbauten entscheidet, darf bestimmte Einheiten wie Priester überhaupt erst bauen. Deren Produktion kostet nicht nur Gold, zu ihrer Versorgung werden auch dauerhaft Ressourcen entzogen. So kommt es vor, dass ihr in einem Wüstenlevel nur wenige Bogenschützen bauen könnt, weil dazu einfach das Holz fehlt.
Begrenzte Ressourcen
Bei Kohan 2 könnt ihr auch Rohstoffe ausgeben, die ihr gar nicht habt, was allerdings viel Gold kosten kann. Kommt ihr mit eurer Rohstoffanzeige jedoch zu sehr ins Minus, wird das auf Dauer so enorm teuer, dass dadurch etwa der Bau von neuen Gebäuden behindert wird. Daher müsst ihr euch auf die Rohstoffe verlegen, die ihr im Überfluss abbaut, was sich per Ausbauten noch steigern lässt. Durch den Marktausbau könnt ihr dann daraus Gold machen. Auf diese Weise seid ihr schließlich doch gezwungen, ständig neue Rohstoffe zu erschließen. Ein Trupp Arbeiter zimmert dann eine Mine daraus, die allerdings der Feind erobern kann. Daher solltet ihr wichtige Rohstoffquellen mit dem Bau eines Forts oder mit Soldaten schützen.
Während eure standhaften Truppen eine Attacke zurückschlagen, zimmern eure Handwerker eine schützenden Festung.
Überall Abenteuer
Doch auf der Karte sind nicht nur Rohstoffe zu finden. Überall gibt es seltsame Schreine, Keller und mysteriöse Bauwerke, die euch einen Bonus etwa bei der Produktion bieten. Bisweilen bekommt ihr auch eine extra Unterstützungseinheit, wenn ihr einige Riesenmonster besiegt. Ein übergroßer Drache ist sogar einmal das primäre Ziel einer Mission der Ceyah. Außerdem gibt es noch kleine Barbarenlager und Höhlen, die von einer Horde Monster bewacht werden. Zerstört ihr diese, bringt euch das Gold und ihr könnt die meist daneben liegenden Rohstoffe ohne Gefahr erschließen.
Fülle von Einheiten
Kernstück von Kohan 2 sind wieder die Schlachten, die viel Raum für die richtige Taktik lassen. Über 150 Einheiten stehen euch dabei zur Verfügung - vom einfachen Pikenier über blitzende Dragoner und knirschende Eismonster bis hin zum mächtigen Kampfmagier. Einheiten gibt es aber nicht einzeln, sondern nur truppweise: Ein solcher Trupp besteht aus den Grundeinheiten, Flankeneinheiten und unterstützenden Truppen wie Heilern, Hexen oder Zauberern, die ihr beliebig kombinieren könnt. Zusätzlich könnt ihr jedem Trupp einen Helden zuweisen, wodurch diese länger durchhalten und nicht gleich in Panik davonrennen. Einheiten gewinnen auch an Erfahrung und steigen auf, so dass eure besten Einheiten bei der nächsten Mission wieder auftauchen.
Taktische Schlachten
Drei Formationen habt ihr zur Verfügung: Angriff, Marsch und Aufklärung. In Marschformation seid ihr z.B. schneller, habt aber einen Nachteil beim Kämpfen. Die Computergegner halten sich nur am Anfang vornehm zurück, später greifen sie dann höchst aggressiv an. Man kann nie sicher sein, wo sie jetzt wieder auftauchen, was für zusätzlichen Nervenkitzel sorgt.
Lasst ihr eure Truppen an einem Ort stehen, so graben sich diese automatisch ein, was dann einen Verteidigungsbonus bringt. Eure Einheiten greifen automatisch an, wenn sie in Stellung sind. Auch hier gilt das bekannte Stein-Schere-Papier-Prinzip, wonach jede Einheit ihren Angstgegner hat. Bogenschützen haben z.B. Bammel vor Reiterei. Insbesondere sind es aber die teils großen Karten selbst, die viel Raum für taktische Manöver wie Scheinattacken, Angriffe von der Seite oder von hinten lassen.
O weh - die Drauga haben euren Vereteidigungsring durchbrochen! Jetzt ist es höchste Zeit, die Ghul-Reiter in die Schlacht zu werfen.
__NEWCOL__Forschung light
Leider spielt die Erforschung neuer Technologien nicht die zentrale Rolle, die sie etwa in der Civ-Reihe einnimmt. Wie bei vielen anderen Echtzeit-Strategiespielen nehmt ihr die Forschung in Form von Ausbauten an den Gebäuden vor. Dadurch könnt ihr in erster Linie die Kampfkraft eurer Truppen steigern, aber auch deren Kosten lassen sich derart drücken. Spezielle Waffen, die Krankheiten übertragen können, verschaffen euch einen gewissen Vorteil. Bestimmte Technologien erhaltet ihr auch, wenn ihr einen der Schreine besetzten könnt. Spielentscheidend sind sie aber nicht, da ihr auch ohne Forschung eine schlagkräftige Truppe aufbauen könnt.
Tolle 3D-Effekte
Timegate hat das Spielgeschehen erfolgreich in die dritte Dimension versetzt. Einen radikalen Schnitt stellt die 3D-Grafik aber nicht dar, da sie, wenn man herauszoomt, stark an den 2D-Vorgänger erinnert. Richtig dreidimensional wirkt sie eigentlich erst beim Heranzoomen. Weniger Verzückung lösen die eckig wirkenden Städte, Festungen und Bauten aus. Auch die Animationen der Einheiten wirken nicht immer gefällig, da sie oft zu langsam agieren. Jedes Volk besitzt übrigens sein eigenes Design. Erste Sahne sind die 3D-Effekte, die eure Magiebegabten auf den Bildschirm zaubern, wann immer sie einen Kampfzauber wirken. Da blitzt, leuchtet und kracht es und grüne Giftwolken steigen auf. Das Geschehen wird durch Videosequenzen weitererzählt, die aus Spielgrafik bestehen. Die Gesichter der Akteure werden dabei in einem Fenster animiert.
Stimmungsvolle Klänge
Eines der Highlights von Kohan 2 ist sicher die atmosphärische Musik, die der aus Knights of the Old Republic bekannte Starkomponist Jeremy Soul komponierte. Mit ihren heroischen Klängen passt die klassische Orchestermusik perfekt zum wuchtigen Schlachtgeschehen auf dem Bildschirm.
Auch die vielen Geräusche wie Hämmern oder Tierlaute hauchen dem Strategiespiel zusätzlich Leben ein. Die Soundkulisse ändert sich auch, je nachdem welche Fraktion ihr gerade spielt. Düster brummenden klingen etwa die Untoten der Ceyah. Gelungen ist auch die deutsche Sprachausgabe, die professionell aufgenommen wurde, bekannte Stimmen vereint und deren pointierter Einsatz sich weitgehend auf die Zwischensequenzen beschränkt.
Fazit
Alle, die Bedenken hatten, dass der Sprung der Kohan-Reihe in die schöne bunte 3D-Welt mit der Einführung eines 08/15-Gameplays einhergehen würde, werden eines Besseren belehrt. Diejenigen, die schon den Vorgänger gespielt haben, dürften sich nun wundern, wie wenig sich verändert hat - und das ist gut so. Die Entwickler haben alles richtig gemacht und das ohnehin innovative Strategieprinzip fast unangetastet gelassen. Kohan 2 bietet euch taktisch anspruchsvolle 3D-Schlachten, die in einer wundervollen Fantasy-Welt spielen, effektvoll inszeniert sind und schnell süchtig machen. Toll ist auch, dass ihr die Truppen nach Belieben zusammenstellen könnt. Außerdem demonstrieren die Macher militärischen Sachverstand, wenn sich die Einheiten ganz von alleine eingraben, ständig Nachschub benötigen oder bei schlechter Moral flüchten. Während der ellenlangen Kampagne gibt man nicht eher Ruhe, bis man auch die letzte Burg des Feindes vernichtet hat - ganz besonders, wenn ihr ab der fünften Mission endlich die erfrischend fiesen Ceyah spielen könnt. Zu loben ist auch die stimmungsvolle Musikuntermalung, die für epische Motivation sorgt. Fantasy-Generäle, die möglicherweise von Warlords Battlecry 3 enttäuscht waren, sollten sich das dazu noch preisgünstige Kohan 2: Kings of War also nicht entgehen lassen!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Vor allem die militärischen Taktik-Finessen zeichnen Kohan 2 aus!
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