Im Schatten der Roten Hochzeit
Einen besseren Auftakt als die "Rote Hochzeit" hätte Telltale Games für diese erste Episode nicht wählen können. Sie gehört nicht nur zu den wichtigsten politischen Ereignissen und Wendepunkten in den Romanen "Das Lied von Eis und Feuer", sondern auch zu den prägendsten Szenen, in denen George R.R. Martin seine ganze Klasse als Schriftsteller demonstriert. Allerdings spielt man die Katastrophe in der Halle nicht nach.
Man beginnt in einem Heerlager in der Rolle des Knappen Gared Tuttle, der dem Haus Forrester dient.
Das Adventure von Telltale Games beginnt in einem Heerlager vor den Twins - dieser mächtigen Doppelfestung der Freys, die beide Seiten des Flusses bewacht. "Mächtig" muss man allerdings für dieses Adventure relativieren. Denn grafisch darf man nicht viel erwarten: Das Artdesign orientiert sich an jenem der TV-Serie und bildet zumindest die Figuren in seinem Aquarellstil gut ab. Aber die teilweise verwaschenen Kulissen bieten nur magere Aussichten in der Distanz, die Architektur wirkt alles andere als pompös und die Areale sind auch noch sehr klein. Mensch Telltale, da kann man heutzutage mehr rausholen!
Gänsehaut trotz schwacher Kulisse
Aber wer die Romane oder die Serie kennt, wird dennoch schnell warm mit der Szene im Heerlager. Kurz bevor Lord Walder Frey und Roose Bolton den schrecklichen Verrat begehen, herrscht dort noch ausgelassene Stimmung.
Kann Gared tatsächlich noch gewinnen? Der Langdolch hat ihn schon schwer am Bein verwundet. In den Kämpfen gilt es Reaktionstests zu meistern.
Ich konnte mich der Gänsehaut nicht erwehren, als ich in der Rolle des Knappen Gared Tuttle bemerkte, wie die Schergen des Hauses Frey ihre Waffen in Zelten versteckten. Hätte ich etwa eine Chance, diesen blutigen Verrat zu verhindern? Nein, man kann in die großen Ereignisse der Romane natürlich nicht eingreifen. Aber in nahezu alles, was das Haus Forrester betrifft. Hier muss Telltale erst noch beweisen, wie weit sie da wirklich gehen, was die innen- und außenpolitischen Verstrickungen angeht.
Eide, Tote & Geheimnisse
Aber die situative Spannung haben sie mal wieder im Griff. Als die Wachen einen bemerken, hat man nur zwei Möglichkeiten: Seinem Lord Gregor Forrester schnell von diesem Hinterhalt berichten oder den eigenen Begleiter schützen? Kurze Zeit später eskaliert die Situation, man muss sich in ersten recht leichten Reaktionstests im Kampf beweisen und die Blutige Hochzeit nimmt ihren Lauf. Schon an dieser Stelle dürfte Telltale jeden Kenner der Romane an der dramaturgischen Gurgel haben.
Denn es geht Schlag auf Schlag: Kaum hat man sich versehen, ist man auf der Flucht, hat einen oder mehrere Tote auf dem Gewissen, einen Eid zu tragen, ein Versprechen zu halten, ein Geheimnis zu überbringen und ein Verbrechen zu verhindern. Aber was davon kann man wirklich einlösen? Hält man sich an die Hinweise des Lords? Lässt man sich auf Gewalt ein? Lügt man?