Pro Evolution Soccer 201518.11.2014, Jörg Luibl
Pro Evolution Soccer 2015

Im Test: Wackliges Comeback

Egal ob Eishockey, Basketball oder Fußball - Sportspiele haben es dieses Jahr schwer bei uns. Das liegt auch daran, dass sich nur wenige wirklich so entwickeln, dass sie wie NBA 2K frische Faszination zum Vollpreis entfachen. FIFA 15 hat uns z.B. hinsichtlich der Regie in der Karriere total enttäuscht. Deshalb gab es zum ersten Mal seit Jahren kein Gold für den lizenzierten Kick. Eigentlich ein guter Zeitpunkt für Konami, um mit Pro Evolution Soccer 2015 (ab 12,98€ bei kaufen) aufzuholen. Ob das Comeback gelingt, verrät der Test.

Das Online-Glücksspiel

Da sitzt man nach einem Day-One-Patch von über einem Gigabyte auf der Couch und schaut auf bunte Fußballschuhe von Nike & Co. Die Treter sind auch verdammt realistisch designt. Genauso wie übrigens die Menüs im Kacheldesign – alles wirkt frischer und aufgeräumter. Aber welche Rolle spielt das schon, wenn man gar nicht kicken kann? Ich habe seit Donnerstag bis über das Wochenende versucht, in die Online-Modi von Pro Evolution Soccer 2015 (PES 2015) abzutauchen, weil ich richtig Lust auf diesen Fußball hatte. Und immer dann, wenn es mal mit einer Verbindung geklappt hat, lief der Ball auch weitgehend solide. Schön auch, dass Matches ohne Punktverlust abgerechnet werden, wenn das Ganze zu ruckeln beginnt und die Qualität auf einen von drei Balken sinkt.

Neues Menüdesign im Kachelstil: Hier die Trainingsmöglichkeiten (PC).
Aber bis zu einem Online-Anstoß braucht man manchmal zwanzig, dreißig Versuche, wenn überhaupt eine Partie angepfiffen wird - egal in welchem Modus, egal auf welcher Plattform! Schnelles Spiel? Klappte fast nie! Ich hätte über drei, vier Tage auch gerne mehr als vier Saisonspiele gemacht, aber irgendwann hat man keine Lust mehr, die ewige Suche anzustarren. Die Freundschaftsspiel-Lobby ist noch der beste Weg, um online zu kicken. Dort kann man als Host einen Raum öffnen oder Kumpels einladen.

Noch ärgerlicher als diese Wankelmütigkeit ist es, wenn man das Spiel komplett neu starten muss, weil es während der erfolglosen Suche nach einem Matchpartner in manchen Modi manchmal keine Möglichkeit gibt, selbige

Auf dem PC sieht PES 2015 solide aus, aber man bekommt nicht dieselbe Technik wie auf PlayStation 4. Außerdem läuft der Kick hier nicht konstant flüssig.
abzubrechen – der Button wird nicht angezeigt. Als ich den Online-Modus „Wettbewerb“ unter myClub angewählt habe, fror auch alles ein. Was soll das, Konami? Wieso verschenkt ihr schon wieder Sympathien mit diesem schlechten Internet-Service?

Flucht in die Offine-Wüste

Ja, man kann diesmal online kicken. Man erlebt also keine totale Katastrophe wie mit Pro Evolution Soccer 2014 letztes Jahr auf Xbox 360, wo man noch drei, vier Tage nach Release gar nicht online spielen konnte. Aber aktuell ist ein Online-Match fast Glückssache – und das darf nicht sein! Das kann auch nicht am digitalen „Ansturm“ liegen, denn in den Lobbys sind manchmal nur dreihundert Leute unterwegs. Schade ist auch, dass ich bisher kein Online-Match mit einem über Transfers editierten bzw. neu erstellten Team machen konnte, was laut Anleitung zumindest in der Lobby funktionieren sollte. Also habe ich mich vor allem in die Offline-Modi gestürzt. Und auch dort wird man erstmal komplett ernüchtert.

FIFA 15 musste bereits viel Kritik für seine sterile Karriere einstecken. Mal abgesehen davon, dass die Japaner ihre ewig gleiche „Meisterliga“ lediglich hinsichtlich des Menüdesigns aufgefrischt, aber nicht hinsichtlich der Herausforderungen und Regie modernisiert haben: Hier ist die eigentliche Karriere „Werde zur Legende“ sogar noch dröger als bei FIFA 15, denn es fehlt sowohl der Bezug zum aktuellen Fußballgeschehen als auch eine Regie, wenn man mit einem jungen Profi loslegt. „Erlebe den Fußball hautnah!“ – ja wo denn? In der Szene, wo man den Platz betritt? Wo sind Spielervorstellung, aktives Trainer- und Fanfeedback? Wo sind emotionale Momente oder situative Herausforderungen innerhalb der Matches oder im Training? Pressekonferenzen?

Sieht nach vielen Spielmodi aus, aber Meisterliga und vor allem Karriere werden auf allen Systemen steril inszeniert (PC).
Irgendwas Persönliches? Stattdessen erlebe ich erneut eine sterile  Tabellenkalkulation mit blödsinnig pathetischen Kurztexten, in der ich auch noch selbst mein Training festlegen und an der Taktik rumwurschteln darf – ich dachte, ich bin Profi,  nicht Trainer? All das wirkt neben NBA 2K15 wie dramaturgische Steinzeit. 

Warum passiert hier nicht mal etwas Kreatives? Ist doch kein Hexenwerk, denn das macht 2K Games seit ein paar Jahren. Und das wäre die Chance für PES, sich mal abzuheben! Electronic Arts wird hinsichtlich der Lizenzen vermutlich immer vorne liegen, also muss man sich doch mal auf andere Stärken besinnen. Die Japaner hätten gerade mit dieser Premiere auf PlayStation 4 und Xbox One nicht nur demonstrieren können, dass sie für frischen Wind in der Inszenierung sorgen können. Sie hätten die Konkurrenz von Electronic Arts auch an der Schwachstelle der Karriere überflügeln können!

Fußballtechnik in Drei-Klassen-Gesellschaft

Auch auf der Xbox One muss man mit grafischen Abstrichen leben - wie hier arg verpixelte Zuschauer in manchen Nahaufnahmen. Das gibt es auf PlayStation 4 nicht.
Aber stattdessen gibt es auf Xbox One gleich den nächsten Dämpfer: Das Fußballspiel sieht auf Microsofts Konsole fast aus wie aus der letzten Generation – deutlich schlechter als auf PlayStation 4. Und das liegt nicht daran, dass man hier nur 720p darstellt. Wir haben uns die Augen gerieben: Die Bandenwerbung ist beim Anstoß nahezu unlesbar ausgefranst, die Trikotnummern sind kaum zu identifizieren und manche Zuschauer werden im Jahr 2014 so peinlich grob aufgepixelt wie 2000 – das alles sieht man auf Sonys Konsole nicht, dort kann man einzelne Zuschauer und Spieler viel besser identifizieren. Auch die Gesichter der Profis sind beim Einmarsch nicht so hoch aufgelöst. Hier wird also schon wieder mit zweierlei Maß entwickelt.

Nein, mit dreierlei Maß: Denn die PC-Version ist ja gar nicht erst auf dem neuesten Stand! Hier bekommt man eine Art Zwischenschritt mit sehr vielen technischen Altlasten von PES 2014. Man kann noch nicht mal aus dem Spielmenü heraus die Systemeinstellungen zu Vollbild, Auflösung & Co anpassen, sondern muss erst ins Steam-Menü - geht's noch umständlicher? Nicht nur, dass sich die Schattenbildung auf dem Rasen nicht der Tageszeit anpasst, dass das Publikum aussieht wie auf PlayStation 2 und dass sowohl die Profis als auch Trikots weniger Details zeigen. Auch die Animationen wirken im Vergleich zur PlayStation 4 steifer und statischer. Hinzu kommen immer wieder Ruckler sowie Eingabeverzögerungen, die es so nicht auf den Konsolen gibt. Das, was die angeblich so potente FOX-Engine leisten kann, ist auf dem potentesten System nicht zu sehen und liegt noch unter der Präsentation auf Xbox One. Auch hier verspielt Konami wertvolle Pluspunkte.

myClub – willkommen im Ultimate Team 0.5

Was tun sie stattdessen? Sie kopieren den - vor allem wirtschaftlich -  erfolgreichen Ultimate-Team-Modus von FIFA 15. Sie bieten also auch ein Sammelkarten-Managerspiel an, in dem ich meine Traum-Mannschaft bilden und optional über Mikrotransaktionen virtuelles Geld erhalten kann. Was PES 2015 sogar etwas besser macht: Ich kann diese Punkte komfortabler erspielen, weil man sie für nahezu alles bekommt, nicht nur für Siege. So wird man zumindest bei regelmäßiger Spielweise kaum genötigt, echtes Geld in zu investieren.

Während des Spiels poppen dauernd "Erfolge" auf, die GP einbringen, wenn man grundlegende Steuerungen meistert (PC).
Allerdings nervt es, dass diese „GP“ in jedem Modus wie Erfolge oben rechts als schwarze Balkenmenüs aufpoppen. Nicht nur, wenn man z.B. einen „Regenbogenschnipser“ meistert, sondern auch wenn man einfach nur „Druck anfordern“ oder einen „Doppelpass“ ausführt – das hätte man dezenter lösen können.

Aber was steckt da an eigenen Ideen drin? Zu wenig! Selbst das Prinzip der Team-Chemie findet sich hier wieder, die zwischen einem und hundert Prozent liegen kann: Dabei werden die taktischen Vorlieben des Trainers mit denen des Spielers in mehreren Bereichen wie Formation, Offensiv- und Defensivverhalten verglichen – je mehr Übereinstimmung, desto besser die Chemie auf seiner Position.  Aber warum muss die Profi- und Kadersteuerung dann so fummelig sein? Wieso gibt es nicht sofort Teamchemie-Vergleiche beim Anwählen? Wieso muss ich so umständlich aus Menüs raus, um neu

Auf der PlayStation 4 macht PES 2015 die beste Figur. Ihr wollt 2 gegen 2 spielen? Das geht auf allen Systemen über die Teamspiel-Lobby.
verpflichtete Profis endlich in die erste Mannschaft zu bringen? Unterm Strich ist PES 2015 lange nicht so komfortabel wie Ultimate Team, aber noch etwas akribischer, was die optimale Besetzung betrifft, zumal man für sehr gute Spieler auch einen sehr guten Trainer braucht; man muss also länger an der Balance tüfteln als bei EA – und das kann durchaus Laune machen.

Online-Meisterliga gestrichen, KI-Schwächen

Konami macht mit myClub allerdings drei Fehler: Erstens wird die Online-Meisterliga dafür gestrichen. Wieso, weshalb, warum? Die ist doch wirtschaftlich komplexer und interessanter hinsichtlich der Spielerentwicklung! Zweitens rauben sie mir Freiheiten: Ich kann nicht gezielt auf einem Transfer- oder Auktionsmarkt nach Profis suchen, sondern sie nur indirekt über Agenten und deren Positions-Spezialisierung anwerben – da schafft nur die Ausleihe etwas Abhilfe. Drittens fehlt dem ganzen Modus aufgrund der wenigen Lizenzen natürlich die Anziehungskraft. Hier habe ich in meiner initialen Mannschaft z.B. keinerlei deutsche Erst- oder Zweitliga-Spieler, weil die Bundesliga gar nicht erst wählbar ist. Also startete ich z.B. mit Argentiniern. Ist auch okay, aber gerade für Sammler nicht so attraktiv wie bei der Konkurrenz, denn hier ziehe ich mit einem Agenten auch immer nur einen Spieler aus der Tombola. So wird nicht nur das Belohnungsgefühl eingeschränkt, sondern auch der Aufbau des Teams künstlich in die Länge gezogen.

Immerhin kann man in myClub sowohl online als auch offline gegen andere myClub-Teams antreten. Letztere werden dann vom Computer gesteuert. Und da beginnt das nächste Problem: Die KI ist unheimlich passiv, was Balleroberung und Pressing betrifft, so dass man selbst auf höheren Schwierigkeitsgraden all diese Spiele locker gewinnt. Das fühlt sich ganz komisch, fast schon lethargisch an, wenn man gegen diese fremdgesteuerten Mannschaften antritt. Man darf nicht vergessen: Es gab mal eine Zeit, das war PES schon auf der dritten Stufe ein anspruchsvoller Gegner! Nach all der Kritik an den Spielmodi und der Drei-Klassen-Präsentation kommen wir zur Spielmechanik. Was geht ab auf dem Platz?

Einmarsch und Fangesänge

Sehr schön: Die Zuschauer gehen endlich emotional mit - vor allem in Strafraumnähe.
Was Konami deutlich verbessert hat: Alles, was vor dem Anstoß passiert. Und alles, was an Gesängen und Geräuschen kommt. Der Einmarsch des Teams von den Katakomben auf den Rasen wird vor allem in den offiziellen Turnieren sehr stimmungsvoll inszeniert, die auch mit eigenen Choreographien für Stimmung sorgen – gerade Südamerika wird gut getroffen. Allerdings erreicht man nicht die TV-Präsentation eines FIFA 15. Auch, weil die Darstellung der Profis hier weniger fotorealistisch, dafür fast schon malerisch wirkt. Etwas skurril sieht das dann bei einigen Animationen aus, die von der Realität weit entfernt sind – wie z.B. das unnatürliche Anziehen der Oberschenkel beim normalen Gehen zum Platz oder das stakkatoartige Spurten. Zwar erreicht PES 2015 nicht die grafische Authentizität eines FIFA 15, aber unterm Strich sieht es – zumindest auf PlayStation 4 - gut aus.

Ein ganz großes Lob gibt es für die Akustik, denn die hat sich deutlich gesteigert: Endlich hat man das Gefühl, dass die Fans eine Rolle spielen und dass sie emotional mitgehen. Vor allem in Strafraumnähe und bei Torabschlüssen will man die Boxen aufdrehen, weil die Zuschauer so lautstark mitfiebern. Zwar hören sich einige der Aaaaahs und Oooohs manchmal etwas zu frenetisch an, außerdem hätte man noch etwas mehr offizielle Schlachtrufe implementieren

Die Torhüter: Stark bei Distanzschüssen, schwach gegen flache Bälle aus der Nähe.
können – aber das ist endlich mal hitziges Stadiongefühl! Auch bei bösen Fouls oder Alutreffern gehen die Fans klasse mit. Wenn man dann noch die wirklich schlimmen deutschen Kommentatoren Fuss und Küpper abschaltet, macht das Kicken vor dieser Kulisse richtig Spaß.

Wie an der Schnur gezogen

Das liegt auch daran, dass PES einen schon nach wenigen Ballkontakten in seinen Aufbaubann zieht – das fühlt sich unheimlich gut und reaktiv an, wenn man mit feinen Drehungen im Mittelfeld nach Anspielstationen oder gleich nach der Lücke für den tiefen flachen Pass zwischen die Abwehrkette sucht. Wenn diese Zuspiele in die Spitze funktionieren und das Stadion mitgeht, kommt nervöse Freude auf,  bevor man den Schuss raushaut. Und es macht richtig Laune, diese Kracher aus der Distanz abzufeuern. Ansonsten hat sich hinsichtlich der Schusstechnik nichts getan: Es gibt zusätzlich den präzisen Schlenzer oder den Flatterball.

In den Nahaufnahmen sehen die Spieler gut, aber nicht so realistisch aus wie bei FIFA 15 (PC).
Kracher aus der Distanz wehren die Torhüter übrigens spektakulär  ab. Aber sie wirken bei flachen Schüssen manchmal komplett überfordert: Egal ob ein Manuel Neuer oder ein Thibaut Courtois – selbst lasche Abschlüsse kugeln elend langsam ins Netz. Und das sieht teilweise sehr peinlich aus.

Das Highlight in diesem PES ist für mich die situative Eleganz. Wenn man sich ein wenig mit den vielen Finten beschäftigt, kann man sich die optimalen Momente für das spätere tödliche Durchstecken wunderbar im Spielaufbau mit Täuschungen, Ballannahmen und Drehungen erarbeiten – so entstehen tolle Momente. Schade ist, dass das Abschirmen des Balles nur noch kontextsensitiv passiert – jedenfalls habe ich keine Möglichkeit gefunden, wirklich aktiv den Körper zwischen Ball und Gegner zu stellen. Es gibt ansonsten für nahezu alle Steuerungsanweisungen ein Tutorial; nur kann man nicht gezielt diese Dribbelbefreiungen einstudieren. Aber man kann das Timing dafür im freien Training anhand der Befehlsübersicht einstudieren.

Die neue Balance

Wirkten die letzten Fußballspiele noch wie Pingpong, weil die Tempowechsel zu abrupt stattfanden, sorgt Konami jetzt für eine deutlich bessere Balance. Einerseits kann man recht geradlinig in die Offensive spielen, aber andererseits muss man sich die optimalen Momente taktisch besser erarbeiten als in FIFA 15. Aber es ist nicht alles optimal: Man wird angesichts der chirurgischen Pässe auch manchmal das Gefühl nicht los, dass da elf Mal ein Toni Kroos auf dem Platz steht, der nahezu alle Bälle sehr sicher an den Mann bringt; selbst mit der Zweitlig-Mannschaft kann man so brillieren. Hier hätte sich die Ausdauer vielleicht noch früher auf die Werte auswirken müssen.

Die einzigen Bundesliga-Clubs: Bayern, Leverkusen und Schalke. Da kann man mit dem Editor Abhilfe schaffen...(PC).
Zwar kann man das mit dem Runterschrauben der Pass-Unterstützung etwas abmildern, aber die Unterschiede zwischen einem Weltklassemann im Mittelfeld und einem No-Name-Verteidiger sind gerade bei den Pässen kaum zu spüren. Auch optisch spektakuläre Dribblings wie der „Regenbogenschnipser“ gelingen hier fast jedem Spieler und nicht nur Ibrahimovic & Co, zumal man sie sehr leicht und fast todsicher einleiten kann. Schade! Zu spüren sind die Unterschiede dafür bei einfachen Bewegungen und auch Dribblings der Top-Stars wie Robben, Messi und natürlich Ronaldo. Wenn man sie steuert, zeigen sie ihre charakteristischen Manöver und sind sehr gut wiederzuerkennen.

Taktik zwischen Ballbesitz und Pressing

Taktisch bietet PES 2015 ein Füllhorn an Möglichkeiten zwischen 5-3-2 und 4-3-2-1. Man kann sein Umschalt- und Pressingspiel sowie das Laufverhalten sehr gut im Vorfeld einstellen. Sowohl für Situationen in der Offensive als auch Defensive lassen sich viele Teamanweisungen festlegen: Ballbesitz oder Konter als Offensivstil, kurzer oder langer Pass als Aufbaustil, weite oder mittige Angriffsbereiche sowie konservatives oder flexibles Stellungsspiel.

Vor allem die taktischen Finessen haben es in sich: Man kann auch auf Knopfdruck die Abseitsfalle auslösen... (PS4).
Und für die Defensive gibt es sogar sechs Bereiche: Man kann die Anzahl der Verteidiger festlegen, die Kompaktheit und die Abwehrreihe in jeweils zehn (!) Stufen, defensives oder aggressives Pressing sowie nahe und ferne Kontrollbereiche zusätzlich zum allgemeinen Stil wie „Eng stehen“ einstellen. Schade nur, dass die passive Gegner-KI davon so selten Gebrauch macht!

PES hat auch im Spiel selbst einige tolle taktische Finessen im Angebot. Dazu gehört die Abseitsfalle auf Knopfdruck oder das direkte Verschieben der Viererkette im Match. Und zu einem großen Teil wirkt das Laufverhalten der Profis auch so wie man es taktisch vorgibt. Mit einer für die Spieldynamik ärgerlichen Ausnahme: Selbst wenn ich auf Konter spiele, spurtet ein Flügelflitzer manchmal nicht von alleine die Linie lang, wenn mein Mittelfeldstratege in seine Nähe kommt – hier fehlen offensive Automatismen. Man muss also sehr oft über die manuelle Laufanweisung (L1 plus rechter Stick) dafür sorgen, dass der Vordermann auch tatsächlich in den freien Raum rennt – was dann auch gut funktioniert.

HSV, VFB, BVB?

Die Team-Chemie spielt in myClub eine wichtige Rolle (PC).
Da mit dem FC Bayern München, Schalke 04 und Leverkusen nur drei Bundesliga-Vereine dabei sind, greifen viele Fans gerne zum Editor. Zwar kann man sich theoretisch aus einem Fundus an Nationalspielern bedienen, die man dann per Transfer in sein Team überträgt, aber da gibt es schon empfindliche Abstriche. Wer den BVB mit Aubameyang, Mhkitaryan, Kagawa, Gündogan oder Sahin füllen will, wird sie nicht finden – Gabun und Armenien sind gar nicht als Mannschaften dabei, Japan hat Shinji nicht im Kader, bei den Türken fehlt Sahin und bei uns Gündogan.

Dann kann man zum Editor greifen, um diese Spieler zu erstellen, wobei man auch Vorbilder als Basismodell wählen kann. Da man neben Körper inklusive Gewicht und Definierung auch Gesicht, Bewegungsarten und Fähigkeiten anpassen kann, lassen sich sehr gute Klone bilden. Schließlich darf man auch Trikots in zig Varianten anpassen und eines der zwölf Stadien umbenennen. Schade ist nur, dass man mit seinem HSV, VFB oder BVB dann lediglich offline loslegen kann. Bisher ist es mir zumindest auf PlayStation 4 nicht gelungen, die Schwarzgelben online auflaufen zu lassen. Selbst wenn ich den Kader um alle selbst erstellten Profis streiche nicht.

Fazit

Warum ist der Online-Modus auf allen Systemen so verdammt wacklig - und das mehrere Tage nach Release? Da muss ich ja teilweise zwanzig, dreißig Versuche starten, bis angepfiffen wird und kann manche Modi gar nicht spielen! Warum enttäuschen die Offline-Modi entweder mit totaler Statik oder komplett steriler Regie? Da hätte man FIFA 15 doch mal an einer Schwachstelle packen können – stattdessen ist man sogar noch dröger. Das einzig Neue: Man kopiert das blöde Sammelkartenprinzip à la Ultimate Team mit seinem myClub und streicht dafür die Online-Meisterliga. Und warum wird der Fußball in drei Varianten auf den Markt gebracht? Modern nur auf PlayStation 4, grafisch mit Defiziten auf Xbox One und technisch abgespeckt auf dem PC. All das regt mich umso mehr auf, weil dieses Pro Evolution Soccer 2015 auf dem Platz endlich wieder eine Stabilität im Spielaufbau und eine situative Eleganz erreicht, die ich sehr lange vermisst habe. Bis auf das lethargische Laufverhalten in der Offensive und die Flachschussblindheit der Torhüter gibt es so wenig zu meckern, dass locker eine gute Wertung drin gewesen wäre! Konami hat auch endlich die Fankulisse auf ein Niveau gebracht, das zum Aufdrehen der Lautstärke animiert. Und deshalb spiele ich dieses Jahr wieder sehr gerne eine Partie. Aber das ist trotz lobenswerter Verbesserungen nicht das kreative, technisch beeindruckende und hinsichtlich Online-Service endlich mal konsequente Comeback, das diesen Fußball wieder an die Spitze gebracht hätte.

Pro

frisches und übersichtliches Menüdesign
klasse Spielaufbau, tolle Tempowechsel
viele elegante Dribbel- & Annahmemanöver
lautstarke, emotionale Fankulisse
krachende Distanzschüsse, Schlenzer und Flatterbälle
zig taktische Feinjustierungen für Offensive und Defensive
neuer myClub-Modus mit Sammelkartenreizen
faire Punkte-Verteilung im myClub-Modus
Training für nahezu alle Manöver
stimmungsvolle Turniereinleitungen & Choreos
Champions, Euro, AFC League & Copa Libertadores
diverse Ligen und Pokale
Online-Ligen und Online-Wettbewerbe
11 gegen 11, Freundschaftsspiel-Lobbys
starker Editor, gute Statistiken

Kontra

sehr wackliger Online-Modus, kaum Spiele möglich
komplett steriler und langweiliger Karrieremodus
Offensivspieler laufen sich nicht gut frei
Gegner-KI spielt zu lethargisch, ist leicht zu besiegen
Meisterliga ohne frische Impulse
myClub-Modus fummelig und zäh
nervige GP-Trophäen-Ausschüttung im Spiel
Torhüter reagieren schlecht auf lahme Flachschüsse
wenig Unterschiede zwischen normalen und sehr guten Spielern
einige wachsige Gesichter, seltsame Oberschenkelanimation
kein aktives Ball abschirmen, manche Finten zu leicht
Online-Meisterliga gestrichen
nur zwölf Stadien
nur Bayern, Schalke, Leverkusen als deutsche Teams
schwache deutsche Kommentare
viele Ladephasen
ärgerliche Grafik-Defizite (Xbox One)
Version nicht auf Konsolen-Niveau (PC)
Ruckler und Eingabeverzögerungen (PC)
nicht immer Einmärsche (PC)
keine Systemeinstellungen (Vollbild etc.) im Spiel (PC)

Wertung

PlayStation4

Die grafisch beste Version von PES 2015. Ärgerlich: Wackliger Online-Modus, sterile Karriere.

PC

Ein technisch abgespecktes PES 2015, das mitunter Ruckelanfälle hat. Ärgerlich: Wackliger Online-Modus, sterile Karriere.

XboxOne

Auf Microsofts Konsole muss man mit grafischen Defiziten leben. Ärgerlich: Wackliger Online-Modus, sterile Karriere.

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