Randal's Monday13.11.2014, Jan Wöbbeking

Im Test: Und täglich grüßt Randal

In der Filmwelt wurde „Und täglich grüßt das Murmeltier“ bereits mehrmals neu interpretiert – jetzt verarbeiten der spanische Entwickler Nexus und Daedalic das Thema in einem Adventure. Der egozentrische Lebenskünstler Randal durchlebt ein und denselben Montag immer wieder – angereichert durch Unmengen von Videospiel- und Popkultur-Zitaten. Ein Traum für Geeks?

Ich mach mir die Welt…

Der chronisch blanke Randal hat es nicht leicht: Ständig steht der plärrende Vermieter auf der Matte und sein Chef beim Paketdienst hat kein Verständnis für seine flexibel ausgelegte Arbeitszeiten oder unkonventionelle Methoden. Wenn man schon nicht am Arbeitsplatz surfen darf, muss man sich den Bürocomputer eben mit nach Hause nehmen – zumindest in Randals selbstgerechtem Weltbild. Sein Hang zur Kleptomanie geht so weit, dass er nach einem Saufgelage sogar seinem besten Freund die Brieftasche und den Verlobungsring stiehlt. Von Schuldgefühlen hat der schlagfertige Randal trotzdem noch nie etwas gehört. Während er wie die sprichwörtliche offene Hose durch die Welt tapst, legt er sich in seinen Gedankengängen alles so pragmatisch zurecht, wie es gerade zur Situation passt – was immer wieder zu lustigen Mono- und Dialogen führt.

Im Intro am Sonntagabend ist die Welt noch in Ordnung...Im späteren Spielverlauf erreicht man immer mehr Orte mit der U-Bahn und muss auch einige gefundene Gegenstände anderswo einsetzen.
Kleptomanie ist schließlich eine ernst zu nehmende Krankheit – das betont Randal immer wieder, allerdings eher beiläufig als in einem selbstrechtfertigenden Ton. Und wenn der Vermieter aufdringlich wird, erzählt Randal ihm eben, dass er endgültig genug von seinem klammernden Verhalten hat und ein wenig Abstand braucht, um die Beziehung zu retten. Als er auch noch per Handy vom Vermieter beschimpft wird, gibt Randal das geliehene Mobiltelefon schnell seinem Besitzer zurück und schleicht sich im Treppenhaus am cholerischen Hausbesitzer vorbei – praktisch!

Mein Schatz!

Als Randal den Verlobungsring seines Freundes (der natürlich stark an Herr der Ringe erinnert) in einem Pfandhaus vertickt, hat er offenbar eine Grenze überschritten. Ich will nicht zu viel verraten, aber sein Kumpel und dessen Freundin geraten in ernsthafte Schwierigkeiten. Um den Fluch zu lösen, muss Randal das Problem offenbar wieder gerade rücken - zumindest rät ihm das der in geheimnisvollen Phrasen faselnde Obdachlose in einer dunklen Gasse. Von nun an muss er den Montag offenbar immer wieder erleben, kann im Gegensatz zu Bill Murray allerdings einige Dinge in der Welt dauerhaft verändern.

Droggelbecher lässt grüßen: Randals Mitbewohner im Chewbacca-Look verständigt sich nur durch Grunzlaute.
Die mit der Teleskop-Ente zerlegte Feuerleiter ist z.B. auch am zweiten Montag noch kaputt. Auch der Riesenstapel Geld für den verkauften Ring befindet sich noch in meinem Inventar, welches sich Daedalic-typisch bequem mit dem Mausrad ausklappen lässt. Der Rest der Steuerung geht ähnlich einfach von der Hand, auf Wunsch mit Zwei-Tasten-Schema oder einem sich öffnenden Kreismenü. Weniger schön ist das ständige Tearing, welches bei unserem Testspiel das Bild zerriss, obwohl das Abenteuer in einer gezeichneten Welt spielt. Als wir die GTX770 im Nvidia-Menü zur vertikalen Synchronisation gezwungen hatten, mussten wir danach mit leichtem Ruckeln leben.

Verquere Logik

Das größte Problem von Randal’s Monday sind aber die zu durchgeknallten Rätsel, dank derer man ziemlich oft in der Sackgasse landen kann. Im Laden des Pfandleihers muss ich z.B. den Schlauch einer Bierbong in das Loch einer Kuckucksuhr schieben sowie den Wasserbehälter daneben zum Kochen bringen , damit genug Druck entsteht, um eine Billard-Kugel aus der Uhr zu schießen, die wiederum eine Pyramide aus Cola-Dosen umwirft und so den Ladenbesitzer ablenkt. Bevor die Aktion starten kann, muss man die Materialien dazu durch Unmengen bizarrer Aktionen an anderen Orten zusammensuchen. Im Gegensatz zu Spielen wie Deponia geben die Gespräche und das Untersuchen von Gegenständen kaum Hinweise auf mögliche Verwendungszwecke. Zur Not kann man sich mit der eingebauten Komplettlösung schrittweise helfen, aber ein durchdachtes Rätsel-Design sollte das nicht nötig machen.

Auch Jay und Silent Bob treten im Spiel auf. Synchro und Untertitel lassen sich übrigens frei zwischen Deutsch, Englisch und Spanisch umschalten. Ab und zu leidet die Vertonung allerdings unter Lautstärkeschwankungen oder stillen Pausen - vor allem in der englischen Fassung.
Deutlich besser gelungen ist der Humor: Randals egozentrische Art erinnert ein wenig an Rufus aus Deponia – allerdings ohne die überbordende Selbstverliebtheit und den Größenwahnsinn. Auch die Dialoge sind bei weitem nicht so bizarr und albern wie auf dem Schrottplaneten – trotzdem haben mich Randals pragmatische Sprüche immer wieder  zum Schmunzeln gebracht.

Geek-Overkill

Auch Anspielungen an Science-Fiction, Videospiele oder Popkultur gibt es an jeder Ecke zu entdecken, oft übertreiben es die Entwickler aber. Im Comic-Laden oder auf der Convention passen die Anspielungen auf Big-Bang-Theory & Co natürlich. Doch in der U-Bahn frage ich mich, warum die unfreundliche ältere Kassiererin ihr Kabuff mit einem Poster des legendär schlechten E.T.-Spiels vom Atari VCS dekoriert hat. Oft wirkt der Overkill an Zitaten einfach zu aufgesetzt.

Fazit

„Wie zum Teufel soll ich denn bitte darauf kommen?“ – das war beim Spielen von Randals Monday einer meiner häufigsten Gedanken. Man merkt dem Adventure von Entwickler Nexus leider immer wieder an, dass hier keine erfahrenen Rätsel-Designer am Werk waren. Oft steckt eine viel zu verquere Logik hinter den komplexen Puzzles und es mangelt an Hinweisen in Gesprächen, um dem Spieler auf die Sprünge zu helfen. Schade um das unterhaltsame Thema, die eigenwillige Hauptfigur und den gelungenen Humor. Randals trockene Kommentare sind zwar nicht zum Brüllen komisch wie die Dialoge in Harveys Neue Augen, trotzdem ist es unterhaltsam, durch die Welt des egoistischen Kleptomanen zu laufen, der sich nicht einmal von metaphysischen Zeitverschiebungen aus der Ruhe bringen lässt. Wer sich von einer bizarren Rätsel-Logik und einem Mangel an Hinweisen nicht  abschrecken lässt, kann sich trotzdem durchbeißen – notfalls mit der eingebauten Komplettlösung – mir sind Daedalics durchdachtere Titel aus eigenem Hause aber deutlich lieber.

Pro

flapsiger Humor und viele ironische Kommentare
unterhaltsames Zeitschleifen-Thema
egozentrischer Lebenskünstler Randal nimmt nichts und niemanden ernst
lustige Anspielungen aus Nerd-, Spiel- und Pop-Kultur...
eingebaute stufenweise Komplettlösung

Kontra

viele frustrierend verschrobene, teils unlogische Rätsel
kaum Lösungs-Hinweise in Dialogen
fader Comic-Stil ohne prägnante eigene Note
...das Spiel übertreibt es aber mit teils unpassenden Popkulturrefrenzen
leichtes Ruckeln oder Tearing trotz gezeichneter Grafik
gelegentliche Lautstärke-Probleme und Sound-Aussetzer

Wertung

PC

Unterhaltsame Adventure-Komödie, die aber unter einigen unlogischen und arg verschachtelten Rätseln leidet.

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