Test: The Book of Unwritten Tales 2 (Adventure)

von Jan Wöbbeking



Entwickler:
Publisher: Nordic Games
Release:
02.02.2017
02.02.2017
02.02.2017
20.02.2015
18.09.2015
kein Termin
18.09.2015
Erhältlich: Digital (Steam, Gamersgate), Entwicklerseite, Einzelhandel
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ab 6,19€
Spielinfo Bilder Videos
Haarige Rätsel

Noch mehr Spaß haben mir die Passagen mit Freibeuter Nate und seinem extrem coolen Begleiter, dem haarigen „Vieh“ gemacht. Nachdem ich den Wächter-Vogel eines Kopfgeldjägers mit einem Trick in ein Fass gelockt und eine magische Lampe aus einer fliegenden Piratenfestung stibitzt habe, läuft die Situation natürlich doch wieder aus dem Ruder. Der herbei gerufene Flaschengeist Benny stellt sich als unbegabter Azubi heraus: Statt ein Schloss zu knacken sprengt er den plärrenden Vogel aus dem Versteck, der natürlich prompt Alarm schlägt und Nate den gelinkten Kopfgeldjäger auf den Hals hetzt. Kurz danach bekomme ich auch eine Ahnung, warum Nate bereits im Intro aus großer Höhe gefährlich schnell in Richtung Boden segelt. Hier zeigt sich wieder Jan Theysens Gespür für Situationskomik: „Ist ja fast nix passiert, Benny“, bemerkt Nate trocken, “allerdings kommt der Boden immer noch näher!“. Selbst als Nate Interesse an den Wehwehchen des Dschinns heuchelt und näher nachhakt, bleibt der Flaschengeist bockig: „Ich fühle mich heute wirklich nicht danach!“

Auch ein klassisches Cocktail-Rätsel darf nicht fehlen: Das Vieh muss dem verkaterten Freund Nate mit aberwitzigen Verrenkungen einen Katerkiller mixen.
Auch ein klassisches Cocktail-Rätsel darf nicht fehlen: Das Vieh muss dem verkaterten Freund Nate mit aberwitzigen Verrenkungen einen Katerkiller mixen.
Gelungen sind auch die zahlreichen Anspielungen auf aktuelle Themen oder Fantasy-Universen - z.B. wenn der Erzmagier von seinem Live-Rollenspiel als LKW-Fahrer im Stau schwärmt (besser als der ganze langweilige Hokuspokus und Fantasy-Schlachten).  Cool ist auch der als Hausmeister fungierende Troll, der natürlich exakt wie ein Forentroll argumentiert. Egal, wie Wilbur es versucht, der Troll weiß alles besser, argumentiert stets destruktiv und drückt sich mit Hilfe seiner Diskussions-Erfahrung um jegliche Arbeit.

Mit vereinten Kräften

An manchen Stellen des Spiels kann ich zwischen mehreren Helden wechseln, die im Grüppchen unterwegs sind: Beim oben erwähnten Ablenkungsmanöver lockt z.B. das Vieh den Vogel mit Erdnüssen auf den nächsten Bildschirm, damit Nate ungestört den Geist aus der Lampe befreien kann. Auch als die beiden zusammen mit Ivo in der Wüste auf die altbekannte vergessliche Mumie treffen, wird immer wieder gewechselt, um diverse Fallen und Apparaturen zu überlisten. Der Großteil der Rätsel wirkt zwar nicht besonders innovativ, sorgt mit seinem logischen Aufbau aber für einen guten Spielfluss. Innerhalb der Fantasy-Logik bleiben die nicht übermäßig schweren Puzzles mit diversen Zaubersprüchen meist nachvollziehbar und erstrecken sich über ein überschaubares Areal.

Endlich ist die Idylle vorbei: Ivo freut sich über das sich anbahnende Abenteuer.
Endlich ist die Idylle vorbei: Ivo freut sich über das sich anbahnende Abenteuer.
Manchmal bremst die Vielzahl der Rätsel allerdings auch im späteren Spielverlauf die Geschichte aus. Die mit Hilfe der Kickstarter-Kampagne ermöglichten optionalen „Neben-Quests“ sind dagegen eine schöne Sache: In der Bibliothek schafft Wilbur es z.B., in die Vergangenheit zurück zu reisen – die allerdings ganz anders aussieht, als ich es mir vorgestellt hätte. Ich verrate lieber nicht zu viel, um nicht den Gag vorwegzunehmen. Zur Belohnung bekam ich einen hinterher einen extrem hässlichen Papierhut – hurra!

Kein technisches Debakel wie bei The Raven?

Im Gegensatz zu den letzten Adventures von King Art läuft das Spiel technisch meist sauber. Ausnahmen sind die Mausklicks, welche manchmal erst beim zweiten Versuch registriert werden. Das Inventar lässt sich bequem mit dem mittleren Mausknopf aus- und einklappen – ganz so komfortabel wie das Drehen des Mausrades bei Daedalic funktioniert das System aber nicht. Mit der optionalen Controller-Steuerung kann man das Spiel auch auf die Couch verlegen und die Figuren direkt mit dem linken Stick steuern; nahe Hotspots werden dann automatisch eigeblendet. Das funktioniert zwar passabel, geht aber bei weitem nicht so intuitiv von der Hand wie mit Maus und Tastatur.

Vorsicht, Falle!
Vorsicht, Fallen!
In seltenen Fällen blieb auch mal die deutsche Synchro stumm, so dass ich den Text nur mit Hilfe der Untertitel mitbekam. Rund 150.000 Wörter wurden diesmal eingesprochen: Promis wie Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Marion von Stengel (Angelina Jolie), Santiago Ziesmer (Spongebob Schwammkopf) und Dietmar Wunder (Daniel Craig) liefern wieder einen richtig guten Job ab. Benny Oschmann zeigt außerdem, was ich oft bei anderen orchestralen Spielesoundtracks vermisse: Der junge Komponist hat erneut richtig schön mystische, beschwingende und dramatische Melodien abgeliefert, die mir noch Stunden nach dem Spielen im Ohr hängenblieben. Diesmal wurden die Stücke übrigens mit dem "The City of Prague Philharmonic Orchestra" eingespielt.
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Kommentare

dx1 schrieb am
Und Du hast soviel Potential ignoriert. Ich meine, wer außer Doktor Morbus Scheuermann beugte sich 2018 noch über den Bildschirm?
johndoe824834 schrieb am
USERNAME_1588196 hat geschrieben: ?18.03.2018 08:57 Klassische Adventure-Spiele funktionieren im Jahre 2018 einfach nicht mehr.
Wer kann sich allen Ernstes noch stundenlang über einen statischen 2D-Bildschirm beugen,
um mit der Inventarmechanik zu kämpfen?
Ich kann es und Stell dir vor es macht mir auch nach dem vierten durchspielen soviel Spaß wie am Anfang.
Klassische Adventure-Spiele funktionieren selbst 2021 genauso Wunderbar wie sie auch
schon vor mehr als 20 Jahren funktioniert haben.
Und auch Klassische Beat ?em ups , Klassische Shoot ?em ups oder Hack and Slay Spiele funktionieren
2021 noch Problemlos und erfreuen sich großer beliebtheit.
Warum sollte Spielspaß überhaupt ein Verfallsdatum haben?
Das ist der dümmste Kommentar den ich hier je gelesen habe, auch wenn der User seit Ende 2019
nicht mehr aktiv war konnte ich soviel Arroganz nicht unkommentiert lassen.
PS: Ich hoffe immer noch das irgendwann ein dritter Teil von BoUT erscheint. :Buch:
USERNAME_1588196 schrieb am
20h Spielprinzip frisch aus den 90ern hört sich für mich nach Folter an.
OK, es gibt zwischendurch ein wenig Slapstick, aber allein schon das Kapitel mit der Elfe in Teil 1 hat mich dazu bewegt das Spiel zu beenden und nie wieder zu starten. Ich kann mir keinen belangloseren, langweiligeren und farbloseren "Protagonisten" vorstellen...
Klassische Adventure-Spiele funktionieren im Jahre 2018 einfach nicht mehr. Das hatten wir 1990, weil es nicht besser ging. An Guybrush konnte man die Pixel noch von Hand abzählen...
Seit 2010 gab es Dear Esther, Gone Home, KONA, Event[0], Firewatch, SOMA, What Remains of Edith Finch [jetzt mal in einer Entwicklungslinie von Unbeholfen bis Meisterwerk].
Wer kann sich allen Ernstes noch stundenlang über einen statischen 2D-Bildschirm beugen, um mit der Inventarmechanik zu kämpfen?
mindfaQ schrieb am
Deshalb lohnt es sich mMn Deponia, wenn schon, dann in Englisch zu spielen. Dort ist die Vertonung und Besetzung in Ordnung.
Todesglubsch schrieb am
Hab Deponia eigentlich nie gespielt, von daher kann ich wegen dem Humor nichts sagen - aber ich kann Rufus einfach nicht hören. Ich mag ja Monty Arnold eigentlich, aber ich finde ihn hier sowas von fehlbesetzt. Da hätte ich lieber noch ein weiteres mal Sascha Rotermund ertragen.
schrieb am

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