Test: Shadows: Heretic Kingdoms (Rollenspiel)

von Mathias Oertel



Shadows: Heretic Kingdoms (Rollenspiel) von bitComposer
Seelenfang statt Beutejagd
Entwickler:
Publisher: bitComposer
Release:
13.11.2014
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
Spielinfo Bilder Videos
Das Hack&Slay-Feld ist mit Titeln wie Torchlight oder Diablo ordentlich bestellt und bietet kaum Platz für Neuankömmlinge. Um gegen die Platzhirsche bestehen zu können, muss man sich dementsprechend etwas Besonderes einfallen lassen. Hat das Team von Games Farm für Shadows: Heretic Kingdoms die richtigen Ideen gehabt? Der Test gibt die Antwort.

Fehler der Vergangenheit

Erinnert sich noch jemand an das etwa zehn Jahre alte Action-Rollenspiel Kult: Heretic Kingdoms? Vermutlich nicht. Denn obwohl die Story mit ihren moralischen Entscheidungen für ein Hack&Slay erstaunlich tiefschürfend war und man sich mechanisch keine allzu groben Schnitzer erlaubt hatte, blieb ihm angesichts der Konkurrenz von Sacred oder Dungeon Siege 2 der Erfolg versagt. Schade, denn die Elemente, die es anders machte, darunter z.B. das Hinzufügen einer Parallelwelt, in die man jederzeit abtauchen konnte oder das "Learning-by-doing-Prinzip" bei der Waffennutzung, waren interessant und motivierend genug, sich in den Königreichen zu verlieren - wenn man die steile Lernkurve bei den Kämpfen mit dem ungewöhnlichen Heilsystem hinter sich brachte. Insofern ist es überraschend, dass das Team vom Games Farm, das seinerzeit unter dem Namen 3D People arbeitete, nach so langer Zeit dieser Welt wieder einen Besuch abstattet. Noch überraschender ist für mich allerdings, dass sie ihrer damaligen Linie treu bleiben und versuchen, dem von Blizzard, Runic Games und mit Einschränkungen Neocore (Van Helsing) dominierten Hack&Slay neue kreative Facetten abzugewinnen.

Für ein Hack&Slay sind die Gefechte in Shadows: Heretic Kingdoms dank des Seelenmanagements erstaunlich taktisch.
Für ein Hack&Slay sind die Gefechte in Shadows: Heretic Kingdoms dank des Seelenmanagements erstaunlich taktisch.
Interessanterweise hält man in einigen Punkten sogar an Elementen fest, die Kult vor zehn Jahren geprägt haben. Dazu gehört erneut eine Parallelwelt, in die man jederzeit abtauchen kann. Möglich macht dies die Hauptfigur des Seelenverschlingers. Dieser Dämon hat sein Zuhause in der so genannten Schattenwelt und wurde von einem Magier beschworen, um zu helfen, das führungslose Reich der Heretic Kingdoms wieder in sichere Fahrwasser zu leiten. Dass der Höllenfürst dies natürlich nicht aus freien Stücken macht, führt immer wieder zu absurden, manchmal auch zu witzigen Dialogen, die mitunter gegen die düstere Grundstimmung gehen, aber das erzählerische Fundament nie ins Wanken bringen. Die zweite Ebene ist die der menschlichen Bevölkerung, quasi die "Oberwelt" mit ihren Städten, Landstrichen und Dungeons. Diese kann vom Dämon nur in Form einer seiner so genannten Marionetten betreten werden, besondere Seelen von Verstorbenen, die wiederbelebt werden können. Drei dieser Seelen stehen zu Beginn zur Verfügung, wobei mit der Magierin, dem Bogenschützen und dem Nahkämpfer klassische Hack&Slay-Archetypen angeboten werden.

Qual der Wahl

Die Schattenwelt des Verschlingers wird auch zur Lösung von Rätseln eingesetzt.
Die Schattenwelt des Verschlingers wird auch zur Lösung von Rätseln eingesetzt.
Sehr schön: Mit der initialen Wahl legt man nicht nur quasi die "Primärklasse" fest, sondern auch die zur Verfügung stehenden Nebenmissionen. Jede der Figuren hat ihre eigene Rachemär, der sie folgt und die mehr oder weniger parallel zu den Hauptgeschehnissen abläuft. Und die Gespräche zwischen Dämon und Vasallen, die neben Büchern und Briefen einen weiteren Einblick in die Historie der Heretic Kingdoms erlauben, sorgen für eine interessante Fortführung der Hauptgeschichte, die allerdings größtenteils spröde inszeniert wird. Insgesamt können einem in Shadows über ein Dutzend "„Helden" zur Verfügung stehen, von denen man neben dem Verschlinger als feste Figur drei weitere mitführen und sich ihre Spezialfähigkeiten im Kampf zu Nutze machen kann. Der Clou: Man kann jederzeit zwischen den Charakteren und ggf. sogar ad hoc zwischen den Welten springen. Und dieses Element nutzt Games Farm reichlich. Mal muss man Rätsel lösen oder Fallen ausweichen, die nicht nur Geschick erfordern, sondern die einen Wechsel der Dimension erzwingen - und sei es nur, um in Dämonenform einen Hinweis auf die Lösung zu bekommen. Ebenso wichtig ist der Wechsel im Kampf. Nicht nur, weil man auf eine andere Figur schalten kann, bevor die Lebenspunkte zu Ende gehen. Sondern auch, weil ein Magier oder Bogenschütze gegen diesen Gegnertyp effektiver sein kann und ein Nahkämpfer besser gegen jenen funktioniert. Oder weil ein Wiederbeleber in der Schattenwelt seine Schergen in der Oberwelt ständig reanimiert. Darüber hinaus kann man den Ehrgeiz entwickeln, um besondere Kombos zu entdecken, bei der die einzelnen passiven oder aktiven Fähigkeiten in möglichst effektiver Reihenfolge eingesetzt werden.

Man kann die Umgebung auch zu seinen Gunsten einsetzen.
Man kann die Umgebung auch zu seinen Gunsten einsetzen.
Das Heilsystem erinnert in Grundzügen ebenfalls an den Vorgänger. Nur dass man hier zusätzlich zur Verwendung klassischer Heiltränke die aufgenommen Seelen der getöteten Feinde durch Druck auf die Leertaste in Lebensenergie verwandelt. Die Quelle ist allerdings begrenzt. Zum einen durch die Maximalanzahl an Seelen, die man mitführen kann. Zum anderen durch das begrenzte Gegneraufkommen im jeweiligen Level. Wobei das Kampfsystem bzw. dessen Balancing alsbald erste Risse bekommt. Während man über einen Großteil der Zeit auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad in einem angenehmen Tempo vorwärts kommt und gelegentlich hinsichtlich des Seelenmanagements gefordert wird, trifft man auch immer wieder auf störende Ausreißer. Sprunghaft steigt der Schwierigkeitsgrad an, man ist nahe an der Frustgrenze und auch ein taktischer Wechsel der Figuren hat keinen Erfolg. Wohl dem, der kurz vor solchen Auseinandersetzungen von der Schnellspeicher-Funktion Gebrauch gemacht hat - oder noch ein paar Missionen in anderen Gebieten hat, auf die man ausweichen kann.

Kommentare

Smer-Gol schrieb am
Ja, das hab ich auch schon auf der Liste. Schön das ihr einen Test gemacht habt.
Marobod schrieb am
Hmm, klingt interessant.
Mal beobachten.
Solon25 schrieb am
Erinnert sich noch jemand an das etwa zehn Jahre alte Action-Rollenspiel Kult: Heretic Kingdoms?
Jop, daher kam mir der Name bei Shadows auch so bekannt vor :)
Der Test zeigt das man wohl noch 1-2 Patches vor dem Kauf abwarten sollte. Ich habe es schon auf der Wunschliste und verfolge mal das Forum auf Steam ob/wann sich da was bezügl. patchen tut.
schrieb am