Im Test: Bleihaltige Polit-Satire
Wahlschlappe?
Der direkte politische Bezug, den Roll7 bei der PC-Veröffentlichung von Not a Hero parallel zu den letzten britischen Parlamentswahlen herstellen konnte, fehlt beim PS4-Release zwar. Doch die satirisch angehauchte Politposse funktioniert nach wie vor. Immerhin geht es hier um einen Kandidaten, der versucht, die Macht an sich zu reißen. Pardon: die britische Bevölkerung davon zu überzeugen, ihm beim nächsten Urnengang die Stimme zu geben. Dass es sich hierbei um ein lilafarbenes Riesenkaninchen mit menschlichen Zügen aus der Zukunft namens BunnyLord handelt, ist vielleicht ein Grund des Misstrauens, aber kein Hindernis. Denn BunnyLord hat eine einfache Formel zum Sieg: Verbrechen. Genauer gesagt: Das Auslöschen der Kriminalität. Der Wahlkampf-Organisator Steve (und acht seiner Kollegen) ist mit seiner Vergangenheit als Auftragskiller genau der richtige, um die über 20 Aufträge durchzuführen und die Stimmen für BunnyLord zu sichern.
Pixel-Gewalt
Den zahlreichen Feinden, die natürlich allesamt bewaffnet sind und die teilweise auch überraschend beim Überschreiten bestimmter Punkte getriggert werden, kann man mit zahlreichen Methoden den
Zudem gibt es für jeden Level drei Sonderaufgaben, die das Ergebnis der Stimmauszählung beeinflussen - was sich aber letztlich nur darin zeigt, dass zusätzliche (Nicht-)Helden freigeschaltet werden. Da jede der insgesamt neun Figuren jedoch mit unterschiedlichen Spezialfähigkeiten sowie Bewaffnung durch die Gegend rennt, kommt der Figurenwahl zumindest rudimentär eine taktische Bedeutung zu. Hat man z.B. Abschnitte, in denen es bei den Sekundäraufgaben auf Geschwindigkeit oder eine bestimmte Abschussquote ankommt, ist Jesus mit seinen eleganten Exekutionen sowie dem großen Magazin erste Wahl. Doch auch Samantha, die ihre Waffe während des Laufens abfeuern kann oder der durchgeknallte Mike mit seiner abgesägten doppelläufigen Schrotflinte sind für einige Nebenaufgaben unabkömmlich. Mit dem gesamten "Wahlkampf-Komitee" hat man die Option, das Spiel seinen Vorlieben entsprechend zu spielen. Allerdings wird dadurch der generell anspruchsvolle sowie sprunghafte Schwierigkeitsgrad, der seine Spitzen aus mitunter fiesem Trial-and-Error sowie inkonsistentem KI-Verhalten zieht, nochmals zu einem Geduldsspielchen. Wenn man z.B. von den Gegnern nicht geschlagen werden darf, aber mit seiner Pumpgun gezwungen ist, auch Tuchfühlung zu gehen, sind Probleme vorprogrammiert.
Humoristische Wahlkampf-Tour
Der andere, nicht zu unterschätzende Faktor ist der Gute-Laune-Faktor, der auch vom Humor aufgebaut wird. Angefangen von der Lounge, in der man seine Figur auswählt und die Umschalt-Sounds harmonisch zur wunderbar im Hintergrund plätschernden Fahrstuhlmusik passen bis hin zu den Einsatzbesprechungen und der Nachlese durch BunnyLord höchstpersönlich. Im Vergleich zu den Figuren, die mit knapper, aber cooler Sprachausgabe den Wahl-„Kampf“ kommentieren, spricht BunnyLord allerdings irgendein Kauderwelsch, gegen das Simlisch eine leicht verständliche Weltsprache ist. Das schadet dem Spaß aber nicht, denn die gut geschriebenen Texte gehen süffisant auf die zu erwartende Action ein und lassen keinen Zweifel daran, dass man mit den Verklausulierungen usw. die einschlägigen Wahlkampfreden genau studiert hat.
Fazit
Not a Hero war und ist das Pixelkunst-Gegenstück zu vielen Filmen mit Jason Statham: Die zweidimensionale Action ist brutal, hoffnungslos überzogen und neigt zu Redundanz – ist aber enorm unterhaltsam. Dabei muss ich dem Team von Roll7 zugestehen, dass sie in den über 20 Abschnitten, die man mit neun unterschiedlichen Nicht-Helden angehen kann, spannende Deckungsgefechte inszenieren. Mitunter neigt die KI allerdings zu Aussetzern und das Verteidigungsverhalten der Gegner ist manchmal erschreckend inkonsistent. Dass der hier entstehende Frust durch fiese Trial-and-Error-Abschnitte sowie sprunghafte Änderungen des Schwierigkeitsgrades zusätzlich nach oben getrieben wird, ist schade. Doch wenn alles bei Not a Hero ineinandergreift, werden schnelle sowie adrenalinhaltige Ballereien in Szene gesetzt. Und die sorgen zusammen mit dem gelungen Humor dafür, dass man nicht lange auf BunnyLord und seine Gegner sauer sein kann.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Unterhaltsamer sowie kompromissloser Deckungs-Shooter im Retro-Design, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt.
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