Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall - Episode 230.04.2014, Jan Wöbbeking

Im Test: Auf der Jagd nach der magischen Tafel

Nach einigen Verschiebungen hat Charles Cecil seine mit Kickstarter angeschobene Verschwörungsgeschichte fortgeführt. Nachdem Nico und George in Paris einen fingierten Raubmord untersucht haben, führt sie ein diabolisches Gemälde nach Katalonien. Nimmt das Abenteuer in Spanien mehr Fahrt auf als im etwas altbacken wirkenden Debüt?

Mehr Mystery statt Kalauern

Tatsächlich hat mich die Jagd nach der geheimnisvolle Tafel von Anfang an deutlich mehr fasziniert als der etwas ziellos vor sich hin plätschernde erste Teil. In Spanien setzt das Spiel seinen Fokus endlich auf die klassische Verschwörungsgeschichte: In einem alten Schlösschen und einem bergigen Touristenort finden Nico und George Geheimräume, rätselhafte Drehmechanismen, codierte Briefe und weitere Dinge, an denen ich in der malerischen Landschaft gemütlich herumknobeln kann.

Ist erst einmal der Bock ausgetrickst...
Zunächst muss ich mich aber am schießwütigen Wächter des aus dem Intro bekannten Anwesens vorbeimogeln. Dazu baue ich mir eine Attrappe aus herumliegenden Gerümpel und lenke eine angriffslustige Ziege mit Äpfeln vom Baum ab. Nach erstem Misstrauen erweisen sich der alte Senor Marques und seine Tochter Eva aber als nützlicher Mitstreiter auf der Suche nach dem Artefakt. Das mitgebrachte Gemälde „La Malediccio“ besitzt nicht nur einen emotionalen Wert für den Hausherren, der das von den Faschisten entwendete Bild endlich wieder an den angestammten Platz hängen kann. Wenn ich es genau untersuche, offenbart es auch Hinweise über den Verbleib der Tafel und die im Haus versteckten Mechanismen.

Alte Bekannte

Auch die Hintergrundgeschichte wird geschickt in die Puzzles eingeflochten. Immer wieder erfahre ich ein Stückchen mehr über die Leidensgeschichte verfolgter Katharer und ihrer zwei gegensätzlichen Götter. Auch die geheimnisvolle Tabula Veritatis spielt natürlich eine wichtige Rolle: Im Laufe der Geschichte bemerkt das Duo, dass nicht nur sie das Artefakt suchen, dem manche Menschen diabolische Kräfte zusprechen. Positiv ist außerdem, dass sich auch die Gag-Dichte der veränderten Stimmung anpasst: George gibt zum Glück nur deutlich seltener dämliche Kalauer von sich. Ein paar richtig peinliche Momente gibt es allerdings immer noch - etwa wenn George einen amerikanischen Dialekt imitiert, um wie ein dämlicher US-Touristen zu wirken. Davon abgesehen wirkt die deutsche Synchronisation aber sehr professionell.

...wird die malerische Kulisse erforscht...
Auch der Schwierigkeitsgrad der Rätsel zieht ein bisschen an – wirklich knifflig oder innovativ wird es aber nicht. Meist erstrecken sich die mittelschweren Puzzles auf wenige Bildschirme, ab und zu kommen allerdings alte Gegenstände aus dem Inventar zum Einsatz, z.B. beim Überbrücken der Elektronik im Steuerpult einer Seilbahn. Damit ich nicht im Dunkeln tappe, geben mir meine Mitstreiter im Dialog immer wieder dezente Hinweise wie „Bist du sicher, dass du nicht etwas mit dir herumträgst, das dir dabei helfen könnte?“. Im Notfall hilft nach wie vor die mehrstufige Hilfe weiter – eine Hotspot-Anzeige gibt es aber wieder nicht. Ab und zu wechsle ich automatisch zu Nico, um eine andere Ecke der Umgebung zu untersuchen.

Nicht zeitgemäß

In punkto Präsentation hinkt das Spiel der Konkurrenz immer noch meilenweit hinterher. Im Gegensatz zu Telltale, Daedalic oder The Raven bleiben nahe Einstellungen hier die Ausnahme. Oft tapsen die Helden wie vor rund 15 Jahren als fitzelige Figuren und ohne dynamische Kamera durch die Kulissen.

...die natürlich auch Gefahren bereithält.
Die idyllisch gezeichneten Landschaftspanoramen passen aber deutlich besser zum schnörkellosen Design als die Pariser Innenstadt oder Londoner Anwesen.

Ärgerlich ist die seltsame und schlecht erklärte Einbindung der zweiten Episode ins Spiel. Sie lässt sich nicht aus dem Hauptmenü heraus starten. Stattdessen wird das Spiel aktualisiert und lässt sich am Ende des ersten Teils fortsetzen. Da mein Spielstand auf einem alten Rechner verschollen war, musste ich mir erst einen neuen besorgen, der mich kurz vor dem Beginn der zweiten Episode starten ließ. Ohne ihn hätte ich die nicht besonders spannende erste Episode ein zweites Mal durchspielen müssen.  

Fazit

Schön, dass das Abenteuer von George und Nico in Spanien doch noch die Kurve gekriegt hat. Im Vergleich zu The Raven & Co wirkt die Inszenierung zwar immer noch schrecklich altbacken, doch diesmal konzentrieren sich die Entwickler mehr auf die klassische Verschwörungsgeschichte und dazu passende Rätsel, die ein wenig mehr Hirnschmalz erfordern als in Episode 1. Auch die eingestreuten Hintergründe um verfolgte Gnostiker machen das Spiel interessant – im Gegensatz zu den etwas langweilig formulierten Dialogen. Georges ständige Kalauer wirken nach wie vor etwas aufgesetzt, der Humor hält sich diesmal aber zum Glück mehr im Hintergrund. Wer sich klassisch und gemütlich durch malerische Kulissen knobeln möchte, wird in Katalonien also eine ganze Ecke besser bedient.

Pro

gemütliches Herumschnüffeln
unterhaltsame Verschwörungsrätsel
geschickt ins Spiel eingeflochtene Hinweise
meist sehr gute Synchro...
idyllisch gezeichnete Landschaftspanoramen
mehrstufiges Hilfesystem
interessante Hintergrundgeschichte um verfolgte Gnostiker

Kontra

weder wirklich lustige noch spannende Krimi
Komödie
fades Design ohne markante Handschrift
altbackene Regie mit wenigen Einstellungen
...bis auf Georges übertriebenen US-Akzent
einige platte Kalauer (zum Glück deutlich weniger als in Episode 1)

Wertung

PC

Das klassische Verschwörungs-Adventure im malerischen Katalonien unterhält etwas besser als die alberne erste Episode.

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