Radical Heroes: Crimson City Crisis29.04.2014, Eike Cramer
Radical Heroes: Crimson City Crisis

Im Test: Grauenhaftes Pixel-Kloppen

2D-Klopper mit Retro-Charme können auch heutzutage gut unterhalten, wie u.a. Scott Pilgrim vs. The World 2010 beweisen konnte. Warum auf „Pixeloptik“ aber nicht zwangsläufig auch „gutes Spiel“ folgen muss, beweist Mad Unicorn Games eindrucksvoll mit Radical Heroes: Crimson City Crisis

Tick-Tick-Tick-Tick-Tick-Tick-Tick

Was? Nein, das ist keine tickende Uhr, auch wenn die Büro-Kollegen das Geräusch vermutlich als ähnlich nervig einstufen würden. Das Dauer-Ticken ist mein Zeigefinger auf der D-Taste meiner Tastatur, während ich wüst kloppend durch die Straßen von Crimson City ziehe. Ninjas, Zombies, Skelette, Geister, Frauen, Hunde, Hasen – alles fällt meinen pixeligen 2D-Fäusten zum Opfer.

Radical Heroes: Crimson City Crisis möchte ein klassischer Brawler sein und setzt dafür auf das einfachste sowie

Pixel hin, Retro-Charme her - die Kulisse kann nicht überzeugen.
primitivste Kampfsystem. Fast jeder Gegner lässt sich durch stupides Hämmern auf die Schlag- oder Tritt-Taste plätten.Taktik? Fehlanzeige. Erst wenn die immer wieder erscheinenden Unholde in riesiger Horde um mich herumstehen lohnt sich eine Spezial-Kombo: Hoch, Runter, Schlag. Wahnsinn.

Selbst die von Zeit zu Zeit stattfindenden Bosskämpfe sind weder anspruchsvoll noch taktisch. Man hämmert einfach stumpf auf die Tasten bis der Feind am Boden liegt. Es gibt keine Schwachstellen, keine Taktik, kein Nichts. Das haben andere schon vor Jahrzehnten besser hinbekommen.

Riesenpixel in einer generischen Stadt

Auch das Artdesign kann mich nicht überzeugen. Ich bewege mich mit einem von vielen freischaltbaren Helden durch eine unheimlich generisch und repetitiv wirkende Stadt. Ständig begegnen einem die gleichen Läden, Fassaden und Gegenstände. Ebenfalls generisch ist das Design – Retro gut und schön, aber warum die Pixel bildschirmfüllend groß und die Animationen ausschließlich zweistufig sein müssen kann mir im Jahr 2014 wohl niemand schlüssig erklären. Titel wie Scott Pilgrim vs. The World fangen das Retro-Flair  sehr viel gelungener ein.

Die spielbaren Helden sind nett - vom Rambo-Verschnitt bis Megaman ist alles dabei.
Dazu kommt, dass die Kombination aus hässlichen Riesenpixeln und einer viel zu eng am Charakter klebenden Kamera bei mir eine körperliche Reaktion auslöst: brennende Augen und einen Anflug von Motion Sickness. Gratulation liebe Entwickler, das hat noch kein Spiel geschafft. Das Schlimme: Radical Heroes unterstützt nativ Oculus Rift. Da ich keinen passenden Notfall-Eimer zu Hand hatte, habe ich mir diese Tortur allerdings erspart.

Klopp-Helfer und Shoppingtouren

In den über die Stadt verstreuten Läden können neben simplen Kombos auch Waffen, Heilungs-Items oder Koffein-Getränke erstanden werden, die mich schneller und länger kloppen lassen. Allerdings sind weder die Waffen noch die Helfer (u.a. Polizeikräfte, oder Turtles-Verschnitte) wirklich sinnvoll, da einem die Waffen schnell abhanden kommen und die Helfer nicht lange durchhalten. Besser ist da schon die Möglichkeit, Gegenstände wie Hydranten oder Zeitungsständer für den Nahkampf zweckentfremden zu können – auch wenn die Prügeleien dadurch ebenfalls nicht wesentlich an Tiefe gewinnen können.

Nett ist auch, dass in Spielzeug-Läden der Charakter gewechselt werden kann. Vom Rambo-Verschnitt bis zum blauen Grinsehasen gibt es viele freischaltbare Helden – die sich allerdings alle gleich spielen.

Fazit

Radical Heroes: Crimson City Crisis ist stumpf, repetitiv und langweilig. Das Kampfsystem basiert auf dem schnellen Drücken von zwei Tasten und simplen Kombos. Es gibt keine Taktik und kaum Anspruch, selbst die Bosskämpfe bestehen aus stupidem Gekloppe. Dazu kommt eine generische Stadt und eine Kulisse, die irgendwo zwischen mäßig bis schmerzhaft liegt. Viel zu große Pixel und eine mitunter viel zu nah am Charakter klebende Kamera haben bei mir körperliche Abwehrreaktionen von brennenden Augen bis zu leichter Motion Sickness hervorgerufen. Wozu man bei diesem Spiel eine Oculus-Rift-Unterstützung braucht (außer vielleicht um mutwillig einen Würgereiz hervorzurufen) entzieht sich meiner Kenntnis. Auch die teilweise witzigen Gegner retten hier nichts mehr.

Pro

recht witzige Gegner
viele Waffen und Begleiter

Kontra

hässliche Pixelkulisse
stupides Kampfsystem
witzlose Kombos
nervige, übelkeitserregende Kamera
völlig überflüssiger Rift-Support
repetitive Umgebungen
generisches Leveldesign

Wertung

PC

Stumpf, generisch, öde: Radical Heroes: Crimson City Crisis zeigt, wie ein 2.5D-Brawler nicht aussehen sollte.

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