Test: The Talos Principle (Logik & Kreativität)

von Jörg Luibl



The Talos Principle (Logik & Kreativität) von Devolver Digital / Bandai Namco
Große Philosophie, clevere Rätsel
Entwickler:
Release:
11.10.2017
11.10.2017
11.12.2014
13.10.2015
10.12.2019
31.08.2018
Erhältlich: Digital (Steam)
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Croteam? Das sind doch…richtig: Die Macher von Serious Sam! Aber die Entwickler aus Zagreb lassen den Shooter ruhen und widmen sich aus Egosicht dem Köpfchen – ganz in der Tradition von Portal. Ab sofort könnt ihr auf dem PC und ab nächstes Jahr auf PlayStation 4 in „The Talos Principle“ nicht nur rätseln, sondern über den Menschen und künstliche Intelligenz grübeln. Ob das Knobelspiel mit philosophischem Hintergrund unterhalten kann, klärt der Test.

Im Visier der Laserwachen

Die Grillen zirpen, die Abendsonne leuchtet. Aber irgendwo zwischen den verwitterten Kalksteinruinen schweben Wachroboter, die mich in null Komma nichts wegbrutzeln. Sobald ich in ihre Nähe komme, fächern ihre roten Laser auf und tasten die Gegend ab. Es gibt hier keine Waffen, also schnell hinter einer Säule oder einer Statue verstecken! Da bin ich zumindest kurzfristig sicher und kann mit etwas Timing ihre festen Patrouillenwege für eine Umgehung ausnutzen.

Wie kommt man an den schwebenden Laserwachen vorbei?
Wie kommt man an den schwebenden Laserwachen vorbei? Man kann sie einfrieren...
So idyllisch die antike Kulisse in „The Talos Principle“ auch wirkt und so weise die Stimme des mysteriösen Erzählers zu Beginn klingt: Ich muss in Egosicht ganz schön aufpassen, wenn ich durch die Anlagen spaziere oder spurte. Aber keine Bange, der Spielrhythmus ist eher entspannend als frustrierend: Falls ich mal im Laser sterbe, ist das nicht weiter tragisch, denn es wird an den Anfang des jeweiligen Parcours zurückgespult. Und weil alles angenehm offen angelegt ist, kann ich auch mal eine alternative Route probieren.

Auf der Suche nach Antworten

Jedenfalls habe ich genug Zeit, über die kryptischen Computertexte, die religiösen Anspielungen und den philosophischen Sinn des Ganzen zu grübeln. Kaum hacke ich einige Befehle in die seltsam altmodischen Terminals, frage ich mich: Wem gehört die Stimme, die sich „Elohim“ und mich „Mein Kind“ nennt? Einem Gott?
Zu Beginn kann man nur Barrieren oder Roboter deaktivieren, aber schon bald gilt es, Strahlen clever umzuleiten.
Zu Beginn kann man nur Barrieren oder Roboter deaktivieren, aber schon bald gilt es, Strahlen clever umzuleiten.
Wer hat das eigentlich alles gebaut? Wieso hat man so komische Kunststoffhände? Bin ich etwa ein Roboter? Und falls ja: Warum kann ich mir dann so menschliche Gedanken machen? Fragen über Fragen. Wer sich auf die Story mit ihren drei Enden einlässt, wird angenehm anspruchsvoll und kreativ unterhalten. Im Gegensatz zu den endlosen Monologen eines The Old City, wird man hier viel mehr zum Mitdenken animiert.

Mit der Zeit sammel ich nicht einfach immer mehr Hinweise, die sich aus E-Mails, Botschaften auf Wänden, Usereinträgen oder mythologischen Fragmenten zusammensetzen – es ergeben sich mit der Stimme und dem Computer in Form des „Milton Library Assistant“ auch zwei erzählerische Ebenen, die scheinbar konkurrieren, was richtig neugierig macht. Auch deshalb, weil sie mich direkt ansprechen oder zum Interagieren auffordern: Die göttliche Stimme etwa warnt mich davor, den großen Turm zu betreten. Als ich es dennoch tue, wird über die menschliche Neugier sinniert und als ich den Turm verlasse, wird mein Besuch mit einem strengen "Where have you
An den Computerterminals bekommt man nicht nur Informationen, sondern muss auch philosophische Fragen beantworten.
An den Computerterminals bekommt man nicht nur Informationen, sondern muss auch philosophische Fragen beantworten.
been, child?" kommentiert - sehr schön. Die Terminals wiederum stellen mir des Öfteren philosophische Fragen, die ich beantworten muss - etwa, ob man die Freiheit des Menschen maximal auslegen sollte oder inwiefern man zwischen Mensch und Tier als Persönlichkeiten unterscheidet. Und all das wird scheinbar protokolliert.

Schade ist allerdings, dass es keine direkten Wechselbeziehung zwischen Story und Rätseln gibt, also keine verborgenen Hinweise in Texten, die man dann im Gelände  nutzen könnte. Man muss den unheimlich interessanten, von Tom Jubert (Faster Than Light, The Swapper) entworfenen erzählerischen Hintergrund also nicht unbedingt durchschauen oder ergründen.
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Kommentare

SpookyNooky schrieb am
In VR war dieses Spiel einfach fantastisch.
Eine Frage zur Geschichte:
Show
Mir erschließt sich nicht ganz, wieso die Menschen die künstlichen Intelligenzen in eine Wiederholroutine gesteckt haben. Die einzige Möglichkeit, auf eine Gold-Disk gebrannt zu werden und alldem zu entkommen, ist es, Elohim nicht zu gehorchen und den Turm zu erklimmen. Aber wieso ist das eine Voraussetzung? Im Grunde ähnelt sich die Geschichte der von Prey: So lange eine Test-Simulation durchlaufen, bis der Ausgang erwünscht ist (Nicht-Gehorsam und Logikverständnis in The Talos Principle und Empathie in Prey). Aber welche Vorteile hätten denn bitte Logik und Ungehorsam, um einen Roboter auf die zerstörte Welt loszulassen? Übersehe ich etwas?
Caphalor schrieb am
Ich bin gerade durch mit dem Spiel und bin insgesamt begeistert. Die Rätsel allein sind schon spielenswert, aber die Rahmenhandlung macht das Spiel zu etwas wirklich besonderem. Ich hatte erst einige Zweifel dafür 40 Euro auszugeben, aber das Geld war gut investiert. Für mich definitiv das beste Spiel des Jahres 2014 (gab ja auch sonst nur wenig gutes leider).
Danny1981 schrieb am
Finsterfrost hat geschrieben:Mit Portal bin ich nie warm geworden
Ich muss jetzt nachhaken, weil ich bis vor 3 Wochen dieselbe Aussage getätigt habe :)
Portal seit der Gratis-Aktion in der Bib rumliegen gehabt und P2 auch seit sicher 1 Jahr wegen Bundle, Sale, wasauchimmer....
Irgendwie hatte ich Lust abends mal Portal 2 zu starten. Großer Fehler... Die ersten 20 Mins haben mich so umgehauen von der Inszenierung, der Atmo, allem, dass ich unbedingt wissen wollte, was vorher passierte.
Außerdem will meine Frau unbedingt immer gute Spiele mitverfolgen.
Habe ihr also am nächsten Morgen von Portal vorgeschwärmt und nach viel Generve haben wir dann P1 angefangen.
Ja, das beginnt als "Rätselspiel" und bleibt es auch eine lange Zeit. Aber was währenddessen passiert...wow... Auch wenn Portal 2 den 1. Teil einfach mal um den Faktor 1000 überragt.
Beide Teile wurden am Stück durchgespielt und es sind zu Recht Meisterwerke. Portal 2 dürfte damit in meine Top 5-Alltime-Games gerückt sein.
Meine Frau, die übrigens sonst nur zuschaut (auch wenn sie Journey 13274634x durchgespielt hat....) hat Portal 1 Abends ein paar Tage danach mal gestartet und am STÜCK durchgespielt.
Du verpasst denke ich eines der besten Spiele aller Zeiten, wenn du so wie ich nur mal 60 Minuten in den ersten Teil "reinspielst".... ^^
Finsterfrost schrieb am
Mit Portal bin ich nie warm geworden, habe mir aber gestern mal die Testversion zu Gemüte geführt. Alter ist das ein geniales Spiel. Habs mir direkt gekauft, so müssen Puzzlespiele aussehen. Ich stelle es mir mit Controller aber teilweise sehr ungenau vor, wenn man da auf den Milimeter genau was positionieren muss, damit der Laser auch genau durch die Lücke und danach an der Ecke vorbeigeht.
johndoe1260640 schrieb am
So, hab über die Feiertage das Spiel kreuz und quer durchgespielt mit allen 3 Enden. (Easy, Medium, Hard) und bin nach wie vor schwerst begeistert. Die Rätsel werden immer kniffliger und vor allem manche Fundorte von den Sternen sind echt übel gut versteckt *g*. Zudem gibt es jede Menge Easter Eggs!
War mir jeden Cent wert, solche Spiele gibt es leider viel zu wenige.
Schwierigkeitsgrad der Rätsel fand ich absolut hervorragend.
Bei den schweren hab ich mir schon oft mal ewig lang die Zähne ausgebissen.
Bei einem hab ich sicher mal 2h geknobelt bis es geklappt hat haha.
Großartig Croteam, hoffe da kommt noch mehr von! :mrgreen:
schrieb am

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