Team Indie10.10.2014, Jan Wöbbeking

Im Test: Ein Dreamteam für die grauen Zellen?

Nach Nintendo und Sony wagen sich auch einige Indie-Entwickler an ein Mashup ihrer Stars und Sternchen: Braid-Protagonist Tim, Dustgirl aus Dustforce, Clunk von den Awesomenauts und sieben weitere Helden treffen aufeinander. Im Gegensatz zu Mario & Co verkloppen sie sich aber nicht gegenseitig, sondern lösen kooperativ knackige Plattformrätsel. Geht die Mischung auf?

Gemeinschaftliche Katzenrettung

Das Prinzip erinnert an Blinx und The Misadventures of P.B. Winterbottom. Zunächst hüpfe ich mit Protagonist Marvin the Cat durch klassische Plattform-Levels. Die vom Berliner Entwickler Brightside Games erschaffene Katze ist der einzige Neuling im Spiel. Da es dem gutgelaunten Stubentiger an Fähigkeiten mangelt, müssen bekannte Gesichter einspringen: Sobald ich einen der Speicherpunkte berühre, flitze ich mit einer anderen Figur weiter. Mit dem explosiven Clunk aus Awesomenauts laufe ich unter drei schwere Felsbrocken und schleudere sie mit meiner Sprengkraft in Richtung Himmel.

Auf den ersten Blick enthält das Spiel alles, was die Zielgruppe mag: Katzen, Hacker, rätselreiche 2D-Welten und bekannte Gesichter aus Indie-Knoblern.
Danach schlüpfe ich in die Haut des Endlos-Renners Commander-Video aus dem Titel Runner 2: Da er unaufhörlich weiter läuft, muss ich im richtigen Moment starten und unter den Felsbrocken hindurch rutschen. Kurz vorm Speicherpunkt aktiviere ich noch einen Schalter, damit eine Plattform herabgelassen wird, die auch Katze Marvin erreichen kann – und schon spaziere ich ins Ziel.

Praktischer Wackelpudding

Praktisch sind auch die Fähigkeiten von Wackelpudding Jitters: Der knallgrüne Wabbler kann einem glucksenden Flutsch-Geräusch kleine Plattformen in die Luft pflanzen, welche ich danach im zweiten Anlauf mit Marvin überquere. Da zwischendurch immer wieder die Zeit zurückgespult wird, wirbeln nach und nach immer mehr Figuren der vorigen Durchgänge gleichzeitig über den Schirm – wie in P.B. Winterbottom. Clunk sprengt ein paar Felsbrocken aus dem Weg, Jitters baut im passenden Rhythmus Plattformen und zur Krönung durchquere ich mit Marvin das Gewusel. Nur er kann auch die versteckten Errungenschaften einsammeln. Ebenfalls dabei sind Super Crate Box Guy aus dem gleichnamigen Spiel, Black Fluff Ball aus Badland, Tiny aus Tiny & Big oder Mi aus Knytt Underground.

So schlicht kann eine Jump-n-Run-Kulisse im Jahr 2014 aussehen. Oben düst übrigens gerade Dustgirl aus einem früheren Durchlauf an der Decke entlang.
Die zahlreichen Fähigkeiten der zehn Helden werden immer wieder schön miteinander verwoben – die Rätsel wirken allerdings nicht ganz so geschickt ausgetüftelt und durchgeknallt wie bei Winterbottom oder dem Klassiker Braid. Ein echter Stimmungskiller ist zudem die mitunter hakelige Steuerung: Vor allem Dustgirl aus Dustforce gleitet nicht immer wie gewollt mit ihrem Staubsauger an Wänden und Decken entlang. Manche Levels musste ich daher gleich dutzendfach angehen, weil wieder mal irgendeine Bewegung nicht richtig erkannt wurde. Zum Glück lässt sich die Zeit immer wieder per Knopfdruck zurückspulen (oder auch beschleunigen). Trotzdem wird es im späteren Spielverlauf immer wieder ziemlich knifflig und teils frustig, weil der Schwierigkeitsgrad nach dem leichten Einstieg zu plötzlich ansteigt. Zu allem Überfluss ist das Spiel manchmal auch noch in den unpassendsten Momenten abgeschmiert.

Copy & Paste

Die Figuren werden wahlweise mit Tastatur oder 360-Controller gesteuert. Das Menü lässt sich leider nicht mit dem Controller bedienen.
Schwach wirken auch die an Rayman angelehnten Gebirgskulissen, welche viel weniger Details als das Vorbild bieten. Einige schlichte Plattformen und Objekte wurden einfach hundertfach kopiert und eingefügt.

Gut gefallen hat mir dagegen die Musik. Die locker-flockigen Synth-Stakkatos und kurzen Streicher-Klänge erinnern sofort an Amiga-Klassiker wie Mr. Nutz. Auch die Geschichte wird zwar schlicht präsentiert, rahmt das Hüpfen aber passend ein: Immer wieder nimmt der an der Tastatur sitzende Entwickler Kontakt mit der in der Videospielwelt gefangenen Katze auf und hackt die Spiele der Indie-Kollegen, damit sie zur Hilfe eilen.

Fazit

Im Prinzip steckt hinter Team Indie eine coole Idee: Die mehr oder weniger bekannten Gesichter aus diversen Plattform-Knoblern bringen nach und nach ihre Stärken ein, bis Katze Marvin schließlich sicher durch die mit Stachelkugeln und Gegnern verseuchte Welt ans Ziel hüpfen kann. Das ständige Zurückspulen und die geschickt untereinander verwobenen Koop-Aktionen mit den vorhergehenden Läufen machen ähnlich viel Spaß wie bei P.B. Winterbottom. Oft funkt aber die hakelige Steuerung dazwischen, so dass man unnötig oft die Rückspul-Taste drücken muss. Auch der steil ansteigende Schwierigkeitsgrad und die sehr schlichten Kulissen dämpfen den Spaß am zeitmanipulierten Koop-Knobeln. Wer die Originale schon kennt und dringend neuen Nachschub braucht, kann trotzdem einen Blick riskieren – mit Titeln wie The Swapper oder dem Klassiker Braid gibt es aber deutlich bessere Alternativen.

Pro

coole Kombinations-Rätsel mit vielen Fähigkeiten
üppiges Aufgebot an Plattformknobler-Stars
locker-flockige Musik erinnert an Amiga-Klassiker
kurz gehaltene, aber sympathische Rahmenhandlung

Kontra

mitunter hakelige Steuerung (z.B. Dustgirl)
frustrierend steil ansteigender Schwierigkeitsgrad
sehr schlichte Hintergründe und Animationen
gelegentliche Abstürze
keinerlei Bestenlisten, Online-Geister oder Ähnliches

Wertung

PC

Die zahlreichen Fähigkeiten sind geschickt miteinander verwoben, doch eine hakelige Steuerung und Balance-Probleme machen den Plattformknobler mitunter frustrierend.

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