Im Test: Klassisch oder altbacken?
Pixelige Hommage an Metroid
Komplett klassisch bleibt das Spieldesign übrigens nicht: Nach einem Unfall in einem Labor wacht ein Wissenschaftler in einer geheimnisvollen Alien-Welt auf, die aber nicht nur von bizarren Kreaturen, sondern auch von flackernden Pixelfehlern heimgesucht wird. Ich will nicht zu viel verraten, aber die Glitches sind kein rein kosmetisches Element, sondern auf coole Weise ins Spieldesign eingebunden. Ist dies ein entfernter Planet? Eine entfernte Zukunft? Oder eine komplexe Computersimulation? Dieser Frage muss ich im Laufe des Abenteuers auf den Grund gehen, während ich durch Unmengen unterirdischer Gänge laufe. Im Metroid-Stil eröffnen mir gefundene Waffen und Fähigkeiten neue Abschnitte: Mit dem höheren Sprung z.B. erreiche ich ein Anhöhe, ein technisches Gadget lässt mich durch Wände beamen und auch die bereits erwähnten Pixelfehler bringen mich an neue Orte. Geheimnisvoll wirken auch die großen humanoiden Robo-Gesichter, die an futuristischen Streben aus der Wand ragen. Nach und nach erfahre ich, wie sie mit der Welt verbunden sind und an welche Orte ich mich möglichst nicht wagen sollte (die ich natürlich trotzdem prompt erforsche).
Hölzerne Handhabung
Ein weiteres Manko ist die altbackene Steuerung: Mein Held läuft von Haus aus recht langsam und beschleunigt trotz der Analogsticks nur digital, wodurch sich Sprungsequenzen deutlich weniger schwungvoll und intuitiv anfühlen als z.B. in Ori. Auch die Kämpfe gestalten sich ein wenig mühsam: Meine Figur beherrscht standardmäßig kein Dauerfeuer und anders als in Hell Yeah! kann ich nicht frei mit dem rechten Stick zielen. Stattdessen darf ich nur in acht Himmelsrichtungen ballern. Solche Einschränkungen sind vor allem dann nervig, wenn ich wieder einmal hunderte von Metern zurück laufen muss und mir auf dem Weg dorthin die zähen Standard-Gegner wiederauferstanden sind. Solche Trips arten oft in Fleißarbeit aus: Ich weiß schließlich genau, dass ich den grell kreischenden Mini-Drachen mehrmals aus seiner Höhle locken muss, um ihm jeweils zwei gut platzierte Schüsse auf Kopf und Schwanzspitze zu verpassen. Wenn die Prozedur aber alle paar Meter mehrere Sekunden in Anspruch nimmt, ist das auf Dauer nicht gerade spannend.
Vielfältige Hilfsmittel
Für Motivation sorgen die gelungenen Waffen und Fähigkeiten: Während ich über Plattformen hüpfe, bearbeite ich allerlei mysteriöse Biester mit den mannigfaltigen Energiegewehren: Ich schleiche mich von unten an eine Koralle heran, damit mich keine der durch die Luft trudelnden Sporen erwischt und zerlege die Killerpflanze schließlich mit ein paar Nahkampf-Blitzen. Komme ich nicht direkt an einen Gegner heran, nutze ich die praktische Schrapnell-Kugel. Einfach abfeuern, ein zweites Mal den Knopf drücken: Schon zersplittert das Projektil und erwischt auch in engen Winkeln versteckte Gegner und Schalter. An ein Pendant zur kleinen Metroid-Kugel für schmale Durchgänge hat der Entwickler ebenfalls gedacht. Untermalt wird das Geschehen von klassisch zirpenden Chiptune-Melodien.
Fazit
Wenn man gerade erst durch die zauberhaft designte Welt von Ori gehüpft ist, wirkt Thomas Happs konservative Interpretation des Metroid-Themas ziemlich altbacken. Die Rahmenhandlung um den rätselhaften Schauplatz hat zwar sofort mein Interesse geweckt, die kargen Kulissen machen die Erforschung des weitläufigen Höhlensystems mitunter aber schrecklich eintönig. Die zahlreichen Waffen und Fähigkeiten sind aber schön mit all den versteckten Kammern der Welt verwoben. Besonders gut gefallen mir die Pixelfehler, die ich geschickt zu meinem Vorteil einsetzen kann. Wenn sich die Freude über neue Gadgets gelegt hat, macht sich wieder Monotonie breit. Auch die zähen Kämpfe mit der altbackenen Steuerung lassen keine flüssigen Spielrhythmus aufkommen. Wer sich mit dem sperrigen Retro-Fokus anfreunden kann, bekommt trotzdem eine solide und äußerst umfangreiche Metroid-Hommage. Ich bleibe lieber bei den zahlreichen Konkurrenztiteln, die das klassische Prinzip mit modernerem Spieldesign aufwerten.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Die umfangreiche Metroid-Hommage besitzt coole Gadgets, leidet aber unter einer altbackenen Umsetzung in punkto Design und Steuerung.
PlayStation4
Die umfangreiche Metroid-Hommage besitzt coole Gadgets, leidet aber unter einer altbackenen Umsetzung in Punkto Design und Steuerung.
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