Infinifactory03.07.2015, Benjamin Schmädig

Im Test: Graue Zellen auf dem Grill

"Infinifactory (ab 14,87€ bei kaufen) gehört zu den besten Feuerzeugen, die die grauen Zellen in diesem Jahr zum Qualmen bringen!" Das habe ich geschrieben, nachdem ich schon mit der ersten, im Rahmen von Early Access veröffentlichten Fassung mehr als zehn Stunden verbracht hatte. Inzwischen sind es ein paar Stunden mehr – und an der Einschätzung hat sich nichts geändert.

Von A nach B

Es ist so einfach: "Transportiere zehn Quader vom Eingang zum Ausgang." Wie in Minecraft klicke ich Blöcke nebeneinander, auf denen die Würfel wie auf einem Laufband ans Ziel befördert werden. Kniffliger wird es, wenn ich drei verschiedene Quader so verbinden muss, dass sie als ein Ganzes den Ausgang erreichen. Dann baue ich an zwei nebeneinander liegenden Stellen statt der Laufbänder funktionslose Blöcke und installiere daneben Blöcke, welche die Quader zusammenschweißen. Zwei Würfel stehen dort so lange auf den funktionslosen Steinen, bis ein dritter die Gruppe auf das dahinter liegende Laufband schiebt und gleich mit verschweißt wird – fertig ist das gesuchte Bauteil.

Das Hühnchen ist zynisch!

"Bauteil" deshalb, weil ich von großen grünen... Männchen gemopst und in eine vielleicht sechs Quadratmeter große Zelle gesteckt wurde. Dort steht ein Bett, es fallen Nahrungswürfelchen aus der Wand – gut, dass ich den Großteil meiner entführten Tage nicht dort verbringe, sondern auf kleinen Asteroiden und in Fabrikhallen Antriebe für Raumschiffe oder Raketen zusammenstelle. Und vielleicht gelingt mir eines Tages ja sogar die

Im Handumdrehen entstehen komplexe Konstruktionen.
Flucht.

Nein, Infinifactory nimmt sich und seine Handlung nicht ernst. Die fiesen Aliens und ihre zynischen Geschenke (ich musste ein lebendiges Huhn verspeisen!) erfrischen das Kopfqualmen aber und die in vielen Levels liegenden Tagebuchaufzeichnungen meiner toten Vorgänger erzählen eine unterhaltsame Geschichte.

Knusprig im Kopf

Es qualmt wirklich sehr: Spätestens dann, wenn man komplexe Gebilde aus mehr als zwei Grundbausteinen konstruieren muss, knuspern die grauen Zellen wie auf dem Gartengrill. Da müssen Sensoren so angebracht werden, dass sie beim Passieren der gewünschten Würfel eine Sperre öffnen oder weit entfernte Quader auf ein zweites Laufband schieben. Quader können teleportiert und in die Luft gehoben werden, komplette Bauteile lassen sich drehen.

Warum das so faszinierend ist? Weil ich ein klares Ziel, aber keinen Weg vor mir sehe. Genau wie im geistigen Vorgänger SpaceChem darf ich bauen, was mein Herz begehrt. Infinifactory ist kein Puzzlespiel im klassischen Sinn, bei dem ich den einen richtigen Weg finden muss. Es ist Problemlösen, das auf spielerischem Weg reale Herausforderungen simuliert.

Das freie Bauen motiviert enorm!

Wege bauen statt Wege finden

Und es ist enorm befriedigend, eine Lösung zu finden! Die entstandene Fabrik ist ja immer meine eigene – dieser kreative Faktor ist ungemein motivierend, gar nicht zu vergleichen mit der Erkenntnis "Ach, diesen Schalter sollte ich umlegen." Wer sich gerne ohne Vorgaben austobt, darf in Levels ohne Aufgabenstellung außerdem völlig frei experimentieren.

Dabei geht es nicht nur um das Errichten funktionierender Anlagen, denn die eigentliche, nie gestellte Frage ist: Wie kann man deren Produktionsweg optimieren? Mich spornt es jedenfalls mächtig an, wenn meine Konstruktion im internationalen Vergleich ausgesprochen viele Bauteile benötigt oder unendlich lange braucht, um die gewünschten Produkte herzustellen. Meine Maschinen sollen effizient arbeiten!

Fazit

Wer eng baut, verliert in komplexen Anlagen schon mal die Übersicht und manche Aufgaben gleichen sich doch sehr. Trotzdem fesselt Infinifactory auf herrlich motivierende Art! Der Aufbau effizienter Fertigungsanlagen belohnt kreative Problemlöser, die frei konstruieren anstatt nach einem Lösungskorsett suchen wollen. Mit wenigen Handgriffen entstehen aufwändige Installationen, Freidenker toben sich in offenen Levels ohne Vorgaben aus. Interessant: Nachdem Klötzchenwunder Minecraft von Infiniminer inspiriert war, zeigt dessen Erfinder Zachary Barth mit Infinifactory, was in Würfeln noch alles drin steckt!

Pro

freies Problemlösen statt vorgezeichneter Lösungssuche
sehr fordernde Aufgaben
Gestalten eigener Maschinen im freien Modus
unkomplizierter Zusammenbau komplexer Anlagen
motivierender Vergleich der Effizienz mit anderen Spielern
bis zu drei komplett verschiedene Konstruktionen pro Leve
unterhaltsame Geschichte

Kontra

Bau enger, komplexer Anlagen kann umständlich und unübersichtlich sein
viele Herausforderungen gleichen sich

Wertung

PC

Freies Knobeln ohne spielerische Vorgaben: Infinifactory belohnt kreative Baumeister.

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