Silence of the Sleep15.10.2014, Eike Cramer
Silence of the Sleep

Im Test: Ein Mann, ein Albtraum

Ein Mann, ein finsterer Albtraum. Das Projekt The Silence Of The Sleep von Jesse Makkonen entführt den Spieler in das düstere Unterbewusstsein von Jacob Reeves. Ob der Horrortrip überzeugt, klärt der Test.

Das Ende ist ein neuer Anfang

Der Horrortrip beginnt mit einem Ende. Nach einer kurzen Einleitung stürzt sich Protagonist Jacob von einer Klippe. Und während man noch rätselt, was den Verzweifelten zum Freitod getrieben haben könnte, erwacht er im

Silence of the Sleep baut streckenweise eine herrlich beklemmende Atmosphäre auf.
schummrigen Moonlight Motel, in dem nur der sonderbare Barkeeper einsam seine Gläser poliert. Er schickt den Gefallenen auf die Suche nach der Wahrheit. Dies sei seine „zweite Chance“.

Ohne Erinnerung an die Geschehnisse vor dem Fall streift man durch die finstere Korridore des Motels und wird urplötzlich mit schrecklichen Monstrositäten konfrontiert, bei denen nur die Flucht bleibt. Immer tiefer gerät Jacob in einen Albtraum, der mehr und mehr einer Vorhölle gleicht. Was ist geschehen? Und ist er wirklich „schuldig“, wie blutige Notizen an der Wand suggerieren?

Terror in der Dunkelheit

Ähnlich wie bei Claire oder The Cat Lady erkundet man Jacobs Albtraum in einer stimmungsvollen 2D-Kulisse. Alle Charaktere sind schemenhafte Schatten, die sich nur durch farbige Accessoires voneinander unterscheiden lassen. Fein gezeichnete Hintergründe, tolle Lichtstimmung und vor allem die grandiose Soundkulisse erzeugen eine dichte

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts: In Jacobs Unterbewusstsein ist es mitunter recht finster.
beklemmende Atmosphäre auf dem Weg durch verbrannte Häuser, düstere Abwasserkanäle oder das verfallene Motel. Hier gibt es einige Gänsehaut- und Schreckmomente.

In den finsteren Gängen begegnet man immer wieder grotesken Monstren, die Jacob mit einem Schlag endgültig erledigen können. Um den fiesen Viechern aus dem Weg zu gehen, muss man sich mit abgeschalteter Taschenlampe hinter Kisten in der Dunkelheit verstecken und mittels eines Minispiels Jacobs Herzschlag kontrollieren. Oft muss man einen Bereich mehrfach durchqueren, daher sollte man sich die Bewegungsmuster der pirschenden Monstrositäten einprägen und ihnen auf ihren Routen entgehen, während man Schlüssel oder Gegenstände sammelt. Dennoch stirbt man oft, was teilweise in störendes Trial-and-Error ausarten kann.

Besonders cool: Oft kann man den Feinden ausweichen, indem man an Türen ihren Schritten und Geräuschen lauscht, ihre Bewegungen durch Türspione beobachtet oder auf Jacobs Beschreibungen vertraut, während er durch Spalten im Gemäuer späht.

Plötzlicher Szenenwechsel

Wie bei Silent Hill wechselt der Schauplatz teilweise unvermittelt zu lichtdurchfluteten und vergleichsweise

Es gibt einige Minispiele. Hier muss die richtige Tonfolge auf einem Piano gespielt werden.
entspannten Passagen, in denen man mit anderen Personen spricht, Minispiele absolviert und Rätsel löst. Im Anschluss gerät Jacob wieder in den Terror seines Unterbewusstseins. Leider ist kein einziger der guten Dialoge vertont, weshalb man viel Zeit mit dem Lesen der Gespräche verbringt.

Dies schadet dem Spielfluss, zumal u.a. The Cat Lady gezeigt hat, wie wichtig gute Sprecher für die Immersion eines Horror-Adventures sein können. So werden selbst dramatische Szenen verhältnismäßig spröde präsentiert, was im starken Kontrast zur gelungenen übrigen Vertonung des Abenteuers steht und teilweise ungemein deplatziert wirkt.

Gehobener Standard

Trotz seiner ansonsten sehr gelungenen Atmosphäre und durchaus spannenden Geschichte, in deren Zentrum die Vergangenheitsbewältigung steht, kommt Kennern von Silent Hill und Abenteuern wie Claire oder The Cat Lady in Jacobs Albtraum einiges sehr bekannt vor. Sowohl der Handlungsverlauf inklusive des obligatorischen Twists gegen Ende als auch die Schleich- und Spielmechaniken sind allesamt bekannt und bewährt. Dennoch wird die Handlung 

Die ruhigen Passagen sind freundlicher und vor allem deutlich heller als die darunter schlummernden Albträume.
ordentlich präsentiert, auch wenn insgesamt nicht die metaphorische Wucht von The Cat Lady erreicht wird. Zudem hat man meist wenig Einfluss auf den Ablauf der Geschehnisse, auch wenn es ab und zu Entscheidungsmöglichkeiten, z.B. im Gespräch mit einem suizidgefährdeten Charakter gibt.

Neben dem klassischen Finden und Kombinieren von Gegenständen gibt es einige Minispiele, darunter das Stimmen einer Gitarre oder eine kurze Piano-Einlage, die den Spielverlauf etwas auflockern.  Bei der Suche nach Gegenständen muss man zudem genau auf Jacobs Umgebung achten, da wichtige Bereiche nicht hervorgehoben werden, sondern meist Bestandteil der Hintergründe sind.

Fazit

Silence of the Sleep bietet soliden Horror ohne große Überraschungen. Düsterer Terror und entspanntes Erkunden wechseln sich routiniert ab. Die ordentlichen Rätsel und Minispiele erfüllen ihren Zweck und die Geschichte bleibt bis zum Ende interessant. Dennoch reichen Atmosphäre und Handlung nicht an das Gold-prämierte The Cat Lady heran, da man auf eine Vertonung der guten Dialoge verzichtet hat. Dies steht in starkem Kontrast zur sehr guten übrigen Geräuschkulisse sowie dem tollen Soundtrack und verwässert die beklemmende Atmosphäre. Zudem bleibt man bei der Erzählung zu konventionell und kann nicht so überraschen wie Silent Hill 2, auch wenn spielmechanische Elemente wie z.B. das Spähen durch Türspione überzeugen.

Pro

tolle Geräuschkulisse und Musik ...
ordentliche Handlung ...
gute Dialoge ...
solide Rätsel
Feinde sind tödlich ...

Kontra

... aber keine vertonten Dialoge
... die insgesamt aber nur Genre-Durchschnitt bietet
... die insgesamt zu spröde präsentiert werden
kein Einfluss auf die Handlung
... und führen oft zu störendem Trial-and-Error

Wertung

PC

Solider 2D-Horror mit tollem Sound und guter Atmosphäre, der spielerisch und inhaltlich aber nicht über das Mittelmaß hinauskommt.

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