Test: Offworld Trading Company (Taktik & Strategie)

von Mathias Oertel



Entwickler:
Release:
28.04.2016
28.04.2016
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
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Man kann natürlich auch versuchen, sich durchzubeißen und eventuelle Defizite auf dem preislich stets in Bewegung befindlichen Markt auszugleichen, der sich am simplen Prinzip von Angebot und Nachfrage orientiert. Natürlich kann man umgekehrt auf diesem Wege auch versuchen, seine Konkurrenz in Schach zu halten, so dass sie ggf. fehlende Rohstoffe teuer einkaufen muss, die daraus resultierenden Produkte aber nicht gewinnbringend verkaufen kann. Eine clevere Mechanik ist dabei, dass man über den Ankauf von Energie zwar Schulden anhäufen kann, die Einfluss auf die Firmenbewertung (sprich: den Aktienkurs) haben, dass man aber alle anderen Waren nur kaufen kann, solange man einen positiven Kontostand hat. Zusätzlicher Druck entsteht durch die limitierte Anzahl an Feldern, die man als "Claim" annektieren kann. Zwar kann mit jeder Ausbaustufe des Hauptquartiers die Zahl der möglichen Bauplätze aufgestockt werden, doch für jede Erweiterung sind bestimmte Rohstoffe oder Produkte notwendig, so dass ein vorausschauendes Bauen vonnöten ist, wenn man nicht irgendwann ohne Claim-Anspruch bei gleichzeitigem Rohstoff-Mangel dastehen will.
Da man den Abbau von Ressourcen sowie die Güterproduktion über das benachbarte Platzieren gleichartiger Fabriken optimieren kann, bekommt die taktisch clevere Bebauung eine weitere Nuance, die man beachten muss.

Freundliche Übernahme?

Mit 13 Rohstoffen bzw. Produkten am Markt, ist der wirtschaftliche Unterbau überschaubar. Trotzdem kommt es gegen bis zu sieben Kontrahenten zu spannenden Auseinandersetzungen.
Mit 13 Rohstoffen bzw. Produkten am Markt, ist der wirtschaftliche Unterbau überschaubar. Trotzdem kommt es gegen bis zu sieben Kontrahenten zu spannenden Auseinandersetzungen.
Um sicherzugehen, dass man nicht das Opfer von feindlichen Angriffen wird, indem die Konkurrenz die in Zehnprozentpaketen verfügbaren Aktien kauft, sollte man also möglichst profitabel arbeiten und den Aktienkurs in die Höhe treiben. Dazu kann man einerseits bestimmte Produktionszweige über Forschung optimieren. Andererseits jedoch kann man versuchen, die Profitabilität der Konkurrenz über Aktionen am so genannten "Schwarzmarkt" temporär zu senken. Hier steht eine ganze Palette an Sabotage-Aktionen zur Verfügung, die von Manipulation der Bedarfserwartung bis hin zu Meuterei, unterirdischen Atomtestes (die den Rohstoffabbau einschränkt), angeheuerten Piraten oder EMP-Schlägen reichen, die ganze Anlagen außer Gefecht setzten. Man kann für viele dieser Aktionen auch kostspielig Gegenmaßnahmen ergreifen, wobei die Auswahl sowohl für die defensiven als auch offensiven Optionen pro Karte zufällig bestimmt wird. Man wird ständig auf Trab gehalten: Die Gegner müssen beobachtet, ihre Versorgungswege analysiert und behindert werden, während man sich selbst dauernd schützen und den Ausbau der eigenen Produktion vorantreiben muss. Es warten Entscheidungen: Lieber abwarten und ein bisschen Geld sparen, um die für den nächsten Ausbau benötigten Rohstoffe am Markt zu kaufen? Das Geld raushauen und die Preise für die beliebtesten Konkurrenz-Produkte in den Keller zu treiben? Oder vielleicht doch die kontrollierte Offensive suchen und die Aktienpakete einverleiben? Spätestens jetzt wird klar, dass hier keine beschauliche Wirtschaftssim wartet, sondern mitunter hektische Echtzeitstrategie mit marktwirtschaftlichem Hintergrund.

Die Karten werden ebenso zufällig generiert wie die Bestückung des Schwarzmarktes.
Die Karten werden ebenso zufällig generiert wie die Bestückung des Schwarzmarktes.
Wer auf den Schwarzmarkt verzichten möchte (zumindest auf die Offensivaktionen), hat ebenfalls weitere Möglichkeiten, seinen Profit zu steigern. Die sinnvollste ist die Errichtung einer Raketenstation, die in regelmäßigen Abständen Waren in außermarsianische Bereiche exportiert, wo massive Gewinne generiert werden können. Doch Vorsicht: Diese Basis wird natürlich zur perfekten Zielscheibe für Sabotageaktionen. Dass Offworld Trading Company auf den schnellen, kurzweiligen Spaß ausgerichtet ist, merkt man nicht nur an den überschaubaren Inhalten, sondern auch an der trotz Schwarzmarkt-Variation sowie zufälliger Karten (die im Multiplayer nach zahlreichen manipulierbaren Parametern generiert werden) aufkommende Redundanz. Wie bei herkömmlicher Echtzeitstrategie bleiben bestimmte Grundkreisläufe in jedem Spiel gleich. Und leider schaffen es die vier wählbaren Fraktionen nicht, dieses Manko aufzuweichen. Zwar gibt es hier und da Unterschiede wie z.B. die Fabriken der New Meridiens, die direkt auf Rohstoffquellen platziert werden können. Doch unter dem Strich wirken sich diese Differenzen nicht so gravierend auf den Spielverlauf aus wie es z.B. Blizzard mit den Unterschieden von Terranern, Zerg und Protoss vorgemacht hat.

Nett, aber belanglos

Man wird immer wieder Opfer von Sabotage-Aktionen - auch gegen die kompetente KI.
Man wird immer wieder Opfer von Sabotage-Aktionen - auch gegen die kompetente KI.
Auch die Einzelspieler-Kampagne bleibt oberflächlich. Zwar kann man sich nach jeder erfolgreichen Mission über persistente Boni oder zusätzliche Geldmittel freuen, mit denen man sich weitere Vorteile verschaffen kann. Doch die Defizite, die sich in den Scharmützeln und Online-Spielen zeigen, gelten auch hier: Die Zufälligkeit der Karten lässt einem manchmal vor Frust in die Maus beißen. Und die Entscheidung, Aktienpakete zugunsten von stets teurer werdenden Ausbaustufen der Marskolonie fallen zu lassen, die dazu beitragen, dass man die dominante Wirtschaftsmacht auf dem roten Planeten wird, hilft ebenfalls nicht, um mittelfristig für Abwechslung zu sorgen. Doch für ein Spielchen zwischendurch – und sei es nur, um sich auf das nächste Online-Spiel vorzubereiten und seine Klickwege zu optimieren, kann man mit der schwach erzählten Kampagne durchaus ein paar vergnügliche Stunden verbringen.

Kommentare

Ivan1914 schrieb am
Für alle die ob der angesprochenen Negativpunkte - denen ich teils voll zustimme - zweifeln ob sich's lohnt:
Sofern Ihr gute Freunde habt, denen diese Art Spiel gefällt, gab es seit Jahren nichts besseres auf dem Spielemarkt.
Ich persönlich liebe und verachte OTC komplett, was aber daran liegt, dass ich es nur gegen meine besten, langjährigen Kumpels spielen darf.
In der Kombination ist es eines der besten (grausamsten, ach wie es hasse!) Spiele seit langem.
Lil Ill schrieb am
Von der Beschreibung her erinnert mich das irgendwie an Fragile Allegiance, bloß dass man bei FA mehrere Asteroiden ausbeutet und man mehrere Möglichkeiten hat seine Geschäftsgegner auszuschalten z.B. kann man mit einem Asteroidentriebwerk die Asteroiden durchs All bewegen und sie auch mit anderen Asteroiden und dem Gegner kollidieren lassen.
Armin schrieb am
Finds echt gut, bin WiSim fan. Strong buy! :mrgreen:
Mentiri schrieb am
Das Problem kenne ich. Das Wort ist aber auch hinterhältig.
schrieb am