Interloper09.06.2015, Jörg Luibl
Interloper

Im Test: Die Fünf-Minuten-Blockade

Wer kennt einen niederländischen Entwickler abseits von Guerilla Games in Amsterdam? Na? Hm? Okay, Monogon Games aus Utrecht fängt ja auch gerade erst an - und zwar mit einem Spiel namens Interloper. Warum das auf dem Independent Games Festival den „Student Showcase“ gewonnen hat und eine Empfehlung wert ist, klärt der Test.

Verflixt und zugenäht!

Warum kann man einer KI eigentlich nicht an die Gurgel gehen? Es ist gut, dass ich gerade nicht online spiele, sonst würde ich nicht nur den Bildschirm verfluchen. Ich habe mal wieder verloren, weil ich meinen Sentinel und meine Drohnen irgendwann zu dumm bewegt habe. Es fing gut an, ich hatte sogar schon über die Hälfte des Gebietes, aber dann hat der Computer gnadenlos zurückgeschlagen.

Ihr bewegt den Sentinel durch die Labyrinthe, der alles hinter sich einfärbt.
Ihr könnt zwischen den drei KI-Typen defensiv, ausgewogen sowie aggressiv und vier Stufen wählen – und die haben es in sich. Aber selbst wenn sie einen immer wieder ins Schwitzen bringen, naht schnell die Revanche: Ein Gefecht dauert nicht länger als fünf bis zehn Minuten. Auch in der Kampagne geht es zum Üben flott vorwärts, denn es gibt weder eine Rahmenhandlung noch besonders komplexe Regeln.

Clevere Blockaden, fiese Zerstörer

Ziel ist es, zwei Drittel einer labyrinthischen Karte mit seiner Farbe zu dominieren – fast wie in einer Art 2D-Splatoon, nur dass man nicht in Egosicht schießt, sondern

Was fast schon gemütlich anfängt, entwickelt anspruchvolles Eroberungspotenzial: Wer kann als Erster 75% des Labyrinthes einfärben?
aus der Draufsicht taktiert und eine Farbspur hinter sich herzieht, während der Feind dasselbe macht.

Man kontrolliert nicht nur seinen Sentinel wie einen Pinsel, sondern auch gleichzeitig Drohnen, die aus Nestern schlüpfen, die einzeln oder in Gruppen bewegt sowie in drei stärkere Einheiten umgewandelt werden können. Tastaturkürzel & Co erleichtern einem die Steuerung, denn man kann sich in der Hitze des Gefechts nur mit der Maus schonmal verklicken.

Für zwei Drohnen bekomme ich einen Wächter, mit dem ich bereits  eingefärbte Bereiche blockieren kann; für drei Drohnen kann ich eine Art Selbstschusswache positionieren, die andere Drohnen in horizontaler und vertikaler Reichweite automatisch attackiert; und für vier Drohnen darf ich den fiesen Zerstörer einsetzen, der mit seinen zwei Schuss sowohl Drohnen als auch Wächter oder statische Hindernisse vernichtet.

Tempo und Spezialisierung

Aber wenn ich vier Drohnen für eine so starke Offensive spare, kann ich diese in der Zeit natürlich nicht einsetzen – obwohl auch einzelne Drohnen die Wege für den feindlichen Sentinel blockieren oder Nester sowie Kasernen besetzen. Und sie können gezielt auf feindliche Drohnen gehetzt werden; dabei bilden sie automatisch Ringe, die sie im Kollektiv stärker machen!

Man kann seine Drohnen in drei Spezialwesen umwandeln.
Es geht also nicht darum, dass man so schnell wie möglich fette Zerstörer baut. Man muss vor allem die strategisch wertvollen Punkte der Karte im Blick haben und Prioritäten setzen: Aus Nestern schlüpfen z.B. viel schneller Drohnen, wenn ich mehr leuchtende Felder mit meinem Sentinel besetze. Außerdem kann ich neutrale Drohnen und Hindernisse für meine Zwecke umwandeln.

Dynamische Labyrinthgefechte

Ihr könnt in der Kampagne gegen diverse KI-Typen und -Stufen oder online antreten.
Meist startet man mit einem tollen Plan, der so lange aufgeht, wie man nicht gekontert wird. Interloper lebt von seiner Dynamik, von Aktion und Reaktion: Plötzlich attackiert die KI nämlich die eigenen Drohnen oder bewacht die Wege zu lukrativen Punkten. Zwar wirkt das Spieltempo zunächst gemächlich, weil man auch auf Nestern oder Kasernen zur Ausbildung verharren muss, bevor sie einem gehören.

Aber sobald man alle Funktionen zur Verfügung hat, schwirren so viele taktische Möglichkeiten durch den Kopf, dass man schon mal hektisch werden kann – schließlich schlüpfen nebenbei immer weitere Drohnen und der Feind färbt gnadenlos ein. Cool: Halte ich die mittlere Maustaste gedrückt, leuchtet mein Sentinel und ich kann ihn durch feindliches Gebiet schleichen lassen, um an einer Seite mit meiner Farbe wieder aufzutauchen – so kann man Blockaden umgehen.

Fazit


Ihr sucht ein Spiel für knackige Gefechte? Keine Action, sondern anspruchsvolle Taktik? Dann ist Interloper genau das Richtige! Es bringt auf kleinen Karten den Kopf zum Rauchen und setzt dabei minimalistisch das um, was Echtzteit-Strategen sonst im großen Stil begeistert: Rekrutierung und Kampf, Blockaden und Eroberungen. Zwar fehlt den Duellen auf Dauer die Abwechslung und das Artdesign ist eher fade als cool, aber früher hätten wir uns damit auf LAN-Partys zwischen CounterStrike & Co hitzige Fünf-Minuten-Duelle geliefert.

Pro

kreative Echtzeit-Eroberungen
Kampagne und Multiplayer
drei KI-Typen, vier Schwierigkeitsgrade
optionale Handicaps, elf Karten
Wiederholungen & Ranglisten

Kontra

fades Artdesign
kein erzählerischer Rahmen
auf Dauer eintönige Missionen
Steuerung mitunter fummelig

Wertung

PC

Interloper bringt den Kopf zum Rauchen und setzt minimalistisch das um, was Echtzteit-Strategen sonst im großen Stil begeistert:

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