Im Test: Ein Klon-Killer in der Hightech-Klinik
Klaviersaite muss draußen bleiben
Dieses Mal muss man sich auf jeden Fall kreativere Methoden einfallen lassen, um seine beiden Opfer auszuschalten, denn als Patient in der luxuriösen Anlage trägt man zunächst lediglich einen Kimono – das übliche Mordequipment wie die schallgedämpfte Pistole oder die bewährte Klaviersaite zum Strangulieren kann die ICA nicht einschmuggeln. Aber 47 hat sich ja bereits in den vergangenen fünf Episoden als sehr einfallsreich erwiesen, seine Ziele auf eher unorthodoxe Art und Weise zu erledigen.
Leichte Opfer
Standen in Colorado noch vier Zielpersonen auf der Liste, kehrt man jetzt wieder zum üblichen Duo zurück: Da wäre zum einen Yuki Yamazaki, eine Anwältin mit Yakuza-Vergangenheit, die wertvolle Daten besitzt und mit ihren Leibwächtern durch die Anlage spaziert. Einfacher hat man es beim zweiten Ziel, seinem alten Bekannten Eric Soders, den die ICA zum Abschuss freigegeben hat. Denn der Verräter liegt bereits servierfertig auf dem Operationstisch, kann sich also weder zur Wehr setzen noch fliehen. Tatsächlich fällt es nach Colorado auch hier relativ leicht, die beiden Attentate erfolgreich auszuführen. Nach den vielen gemeinsamen Stunden mit dem Hitman (ab 18,80€ bei kaufen) weiß man aber auch langsam, wie der Hase läuft: Erneut warten die üblichen Ablenkungsmanöver wie überfüllte Waschbecken, Münzen oder ein lautes Radio, um sich Zugang zu den benötigten Klamotten zu beschaffen. Das macht trotz so manchem KI-Aussetzer immer noch Laune, doch die spannende Mischung aus Stealth-Action und Erkundung wird mittlerweile immer mehr zu einer Routine, die abseits ausgefallener Gelegenheiten nur noch selten überraschen kann.
Fazit
So, jetzt ist die erste Staffel von Hitman also abgeschlossen – und sie endet nach dem viel versprechenden Auftakt in Paris, der darauf folgenden Highlight-Episode in Sapienza sowie dem Auf und Ab bei weiteren Reisen rund um den Erdball eher enttäuschend. Nach Bangkok zählt die die Hightech-Klinik in Japan zu den schwächsten Schauplätzen. Als Profi-Killer hat man die bekannten Mechaniken rund um Ablenkungsmanöver, Verkleidungen und Observation mittlerweile durchschaut. Obwohl IO Interactive über die gesamte Staffel hinweg mit kreativen Tötungsmethoden überraschte und mitunter für gute Unterhaltung sorgte, führte man die Aufträge mit jeder neuen Episode immer routinierter aus. Zumal auch die kleinen Story-Häppchen für zu wenig Spannung sorgen. Die anfänglichen Befürchtungen hinsichtlich der Wahl auf ein Episodenformat haben sich dagegen nicht bestätigt. Im Gegenteil: Vermutlich hat das Konzept einen entscheidenden Teil dazu beigetragen, dass man die Wartezeiten mit neuen Schleichtaktiken oder der Suche nach Geheimnissen nicht nur sinnvoll überbrückte, sondern die Schauplätze auch viel besser kennenlernte. Dazu kamen neben den Escalation-Aufträgen die schwer zu fassenden Ziele, um die Motivation aufrecht zu halten. Nicht zu vergessen die Herausforderung, Missionen für eine bessere Bewertung ohne große Aufmerksamkeit und mit perfekter Tarnung abzuschließen. Die KI agiert dabei nicht immer clever, leidet mitunter sogar an Aussetzern oder ist zu berechenbar. Außerdem wirken sich die Attentate bei gefundenen Leichen zu wenig auf die Spielwelt aus – die Figuren, darunter auch andere Zielpersonen, gehen einfach weiter ihrem Alltag nach, als sei nichts geschehen. Hier wäre es z.B. schön gewesen, wenn sie nach einem entdeckten Mord stärker geschützt werden, sich irgendwo verschanzen oder eine andere Route auf ihren geskripteten Rundgängen einschlagen würden. Die Qualität der Szenarien mag schwanken, aber eines haben alle sechs Schauplätze gemeinsam: Sie bieten sehr weitläufige Areale mit zahlreichen Möglichkeiten und alternativen Wegen. Außerdem sorgt die Weltreise für viel Abwechslung – nicht nur innerhalb der Orte, sondern auch im direkten Vergleich zueinander. Schaut man sich z.B. die Gassen im sonnigen Marokko rund um den großen Basar mit vielen kleinen Händlern an, wirkt das im Vergleich zur Farm in Colorado oder Sapienza mit seinem Mittelmeer-Feeling wie eine andere Welt. Technisch hat sich der Hitman im Laufe der Staffel ebenfalls weiterentwickelt: Vor allem die langen Ladezeiten wurden spürbar verkürzt und befinden sich endlich auch auf den Konsolen in einem akzeptablen Bereich. Auf PS4 und Xbox One wurde zudem die Darstellung optimiert, obwohl die Bildrate manchmal immer noch an Schluckauf leidet oder der Ton zwischenzeitlich nur verzerrt aus den Boxen kommt. Kleinere Bugs trifft man ebenfalls noch an, denn vor allem die Kollisionsabfrage oder das Ziehen von Körpern bereitet manchmal noch Probleme. Trotzdem: Im Großen und Ganzen ist Hitman auch in Episodenform eine gelungene Fortsetzung rund um die Einsätze des glatzköpfigen Auftragskillers und beinhaltet einige der besten Schauplätze der Reihe.
[Einschätzung der ersten Episode: Ein guter Einstieg, der angenehm viele Freiheiten beim Meucheln bietet und dank Online-Aufträgen trotz des knappen Umfangs zum Weiterspielen motiviert. - gut]
[Einschätzung der zweiten Episode: In Sapienza wartet ein riesiges Areal voller Möglichkeiten auf den Hitman, das den gelungenen Auftakt in Paris übertrifft. - gut]
[Einschätzung der dritten Episode: Das Niveau der zweiten Episode wird zwar nicht erreicht, aber auch Marrakesch ist mit vielen Freiheiten, abwechslungsreichen Arealen und kreativen Eliminierungen für alle Auftragsmörder eine Reise wert. - gut]
[Einschätzung der vierten Episode: Dem Schauplatz fehlt (kulturelles) Flair, vielen Gelegenheiten das gewisse Etwas. Die Bangkok-Episode ist nur Durchschnitt. - befriedigend]
[Einschätzung der fünften Episode: In Colorado warten viele kreative und unterhaltsame Attentat-Gelegenheiten. Auch die Story bekommt durch weitere Erkenntnisse endlich neuen Schwung. - gut]
Pro
Kontra
Wertung
PC
Das Staffelfinale enttäuscht, aber insgesamt hinterlässt der Hitman im Episodenformat trotz anfänglicher Skepsis und schwankender Qualität einen guten Eindruck.
XboxOne
Das Staffelfinale enttäuscht, aber insgesamt hinterlässt der Hitman im Episodenformat trotz anfänglicher Skepsis und schwankender Qualität einen guten Eindruck.
PlayStation4
Das Staffelfinale enttäuscht, aber insgesamt hinterlässt der Hitman im Episodenformat trotz anfänglicher Skepsis und schwankender Qualität einen guten Eindruck.
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