Im Test: Zweistick-Action mit Arcadewurzeln
Dualstick-Action mal anders
Moderne Dualstick-Action wird auf Spieler mit guter Hand-Auge-Koordination sowie dazu passenden Reflexen ausgerichtet. Egal ob man auf Geometry Wars 3, Tachyon Project oder Zenzizenzic schaut, geht es meist darum, in der Gegner- sowie Kugelhölle so effektiv wie möglich zu manövrieren, während man parallel dazu seine eigenen Salven in die Feinde jagt. Wenn man Zotrix in dieser Art und Weise spielt, wird man irgendwann scheitern – und das ist gut so. Dabei ist der Titel von dem Indie-Studio ZeroBit Games (so klein, dass der Hauptentwickler noch im Steam-Forum auf Kritik und Anregungen antwortet) auf den ersten Blick gar nicht so weit von den üblichen Zweistick-Shootern weg. Doch man muss sich umgewöhnen. Wer wie immer versucht, sich über elegante Bewegungen aus der Affäre zu ziehen, wird schnell zu einem Häufchen Staub im All. Und das, obwohl man mit seinem Laserfeuer sogar die gegnerischen Projektile zerbröseln kann, bevor sie einem wehtun können. Trotz der Möglichkeit, bis zu fünf Mal (plus ausrüstbarem Schild) herb getroffen werden zu können, bevor der Abschnitt als gescheitert gewertet wird.
Eine Sache des Standpunkts
Die zweite Arcade-Mechanik, die hier zum Einsatz kommt, lässt sich am ehesten mit den zu Beginn jedes Abschnitts in Klassikern wie Galaga oder Galaxians einrauschenden Wellen an gegnerischen Schiffen beschreiben. Allerdings bauen sich die Feinde hier nicht zu einer Kolonne bzw. Formation auf, sondern Welle um Welle rauscht durch und nimmt einen ggf. auch unter Beschuss nimmt. Falls man unvorsichtig ist und sie nicht rechtzeitig ausschaltet, erlebt man in manchen Abschnitten eine wahre Kugelhölle. Daher sollte man wie früher in der Spielhalle eine bestmögliche Position für sein Schiff finden; dann kann man die anrückenden Wellen idealerweise schon aus dem All pustet, bevor sie ihre Schüsse abfeuern.
Teurer Spaß
Die 40 Missionen führen einen dabei stets quer durch die Galaxie, wobei man sich nicht an die vorgeschlagenen Routen halten muss, sondern auch einen eigenen Weg wählen kann. Allerdings muss man hier vorsichtig planen, da man nicht willkürlich zwischen den einzelnen Stationen reisen kann. Von der Startstation Ozhron-7 führen nur Wege zu vier weiteren Stationen. Der Schwierigkeitsgrad hier ist auf allen Pfaden niedrig. Von Sofia führen fünf Pfade, die sich allerdings vom Anforderungsprofil sehr unterschiedlich gestalten, von drei bis zehn (Höchststufe) ist fast alles dabei. Ähnlich sieht es bei den anderen Startpositionen aus. Falls man sich in der Frühphase des Spiels für einen falschen Weg entscheiden sollte, kann man u.U. in Problemzonen reisen, aus denen man nicht wieder so einfach entkommen kann – bei einem Ableben wird man an die letzte besuchte Station zurückgesetzt.
Die Kehrseite
Hinsichtlich des Konzepts sowie der Einbindung der verschiedenen Elemente animiert mich Zotrix immer wieder, eine weitere Mission in Angriff zu nehmen - auch wenn das Spiel zu Redundanz neigt, je weiter man sein Raumschiff aufgerüstet hat und man gegen Ende kaum noch überrascht wird. Die Länge der einzelnen Ausflüge ist nahezu perfekt für „zwischendurch“ und auch die Retro-Kulisse mit ihren 8-Bit-Modellen sorgt für angenehm rustikales Arcade-Feeling. Bei der Akustik hingegen war man sich wohl unschlüssig, in welche Richtung man gehen wollte. Während die Soundeffekte mit ihrem monotonen Ballerstakkato in drei Modulationsstufen (je nach aufgesammeltem Upgrade) zwar für authentisches Spielhallenflair sorgen, hätte hier Abwechslung gut getan. Egal welches Schiff man nutzt, egal welche Bewaffnung man an Bord hat, klingen die Gefechte immer gleich - zumal auch kein Gegenpol durch krachige Explosionen gesetzt wird. Und das kann irgendwann auf die Nerven gehen.
Fazit
Bei Zweistick-Action muss man mich nicht lange bitten. Allerdings war Zotrix keine Liebe auf den ersten Blick. Zum einen weil es die Retro-Kulisse schwer hat, neben dem Hochglanz von Tachyon oder Geometry Wars 3 zu bestehen. Zum anderen, weil die Stakkato-Ballerei einen anderen Fokus setzt als viele andere Zweistick-Shooter. Wie in der guten alten Spielhallen-Zeit von Galaga oder Galaxians ist es wichtiger, sich eine gute Position zu suchen, um Gegner und feindliche Projektile zu vernichten, anstatt wie ein Wilder über den Bildschirm zu jagen und allem auszuweichen. Zu schade, dass die Akustik mehr oder weniger nichtssagend vor sich hin plätschert. Der Elektro-Soundtrack ist in Ordnung, geht aber im Mix von nervenden Schussgeräuschen und schwachen Abschuss-Effekten unter. Mit einem durchdachten Upgrade-System, das eng mit der spielinternen Wirtschaft sowie dem rudimentären Rohstoff-Handel zusammen hängt, hat man ausreichend Gelegenheit, sein Schiff auf die 40 Missionen abzustimmen. Man muss sich an Zotrix gewöhnen, doch dann entwickelt sich eine interessante Freundschaft, bei der man nicht immer auf Äußerlichkeiten achten sollte.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Interessante Weltraum-Ballerei im Retrodesign, die Zweistick-Shooter mit klassischer Arcade-Action à la Galaga & Co verbindet.
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