Empire of Magic28.12.2003, Bodo Naser
Empire of Magic

Im Test:

Es gibt PC-Spiele, die haben inhaltlich nichts zu bieten und es gibt solche, die sind nicht sonderlich schön fürs Auge. Ab und an erscheinen aber auch noch ein paar gurkenverdächtige Machwerke, die eigentlich an beiden Mängeln leiden – wie leider auch Empire of Magic (ab 4,48€ bei kaufen). Warum das rundenbasierte Fantasy-Strategiespiel derart schlecht abschneidet, erfahrt ihr im Test.

Einfallslose Story

Die aus Versatzstücken zusammengeklaute Story stammt zweifellos aus den untersten Gefilden der Fantasy-Mottenkiste: Darin schicken oberfinstere Nekromanten wiederbelebte Tote los, um ein märchenhaftes Fürstentum zu erobern.

Nicht nur im magischen Laden erzählen euch die Leute verworrene Geschichten, die  schon vom Schriftbild her schwer zu lesen sind.

Ein junger Magier namens Artemian wird von der Gilde der Zauberer ausgesandt, um diese Gefahr in 16 Szenarien zu bannen. Vergleichbares bietet eigentlich fast jedes Strategiespiel mit fantastischem Hintergrund im Stil von Heores of Might & Magic, nur eben besser. Die austauschbare Geschichte, die zudem nur in langweiligen Texten mit hässlichen Buchstaben erzählt wird, lockt daher gerade in der kalten Jahreszeit keinen hinterm Ofen hervor.

Spiel zum Abgewöhnen

Das weitgehend spaßfreie Gameplay von Empire of Magic ist simpel und daher rasch erläutert: Bei dem umständlich zu bedienenden PC-Strategiespiel zieht ihr mit Helden und Soldaten los, um den fiesen Untoten in ihren klapprigen Hintern zu treten. Dafür besitzt jede Einheit eine Reihe von knapp bemessenen Aktionspunkten, was die Bewegung enorm in die Länge zieht und Wanderungen zum reinen Geduldsspiel werden lässt. Habt ihr alle Recken bewegt und wollt zur nächsten Runde dann müsst ihr zur Krönung auch noch umständlich "Ja" drücken, damit es weitergeht. Es folgt der nächste Durchgang, der aber eigentlich genauso abläuft. Schließlich gibt es noch bieder angelegte Städte, in denen ihr trainieren, Magie erwerben und neue Einheiten anwerben könnt.__NEWCOL__Einfallslose Skelette

Und was gibt es wohl in einem derart einfallslosen Spiel wohl als Gegner? Schlecht gezeichnete Skelette und das in rauen Mengen – ach wie gruselig! In Wahrheit sind es aber nicht die monströsen Feinde, die euch unangenehme Schauer über den Rücken jagen, sondern die grauenvoll langweilig verlaufenden Kämpfe, die zudem immer nach Schema F ablaufen. Trefft ihr auf Feinde, so kommt es zum Gefecht, bei dem ihr mit den Helden auch zaubern könnt. Warum ihr nur in Gruppen zu je drei Mann gegen die Unholde in den virtuellen Ring steigt, ist eine sehr berechtige Frage. Der blödsinnige Einsatz der Aktionspunkte führt außerdem dazu, dass de facto derjenige gewinnt, der stets als Erster attackiert. Lieber schnell wegklicken - der Button für den automatischen Ablauf der Kämpfe wird so zu eurem besten Freund!

Öde Aufträge

Auch die kleinen und großen Quests in Empire of Magic sind auf Dauer nur öde, so dass die Macher sogar durch manch ein eingestreutes Zeitlimit vergeblich versuchen, Spannung zu erzwingen. Meistens müsst ihr irgendwelche Leute aus den Fängen der hohl agierenden Skeletthorde befreien, was ihr bitte immer hübsch in der vorgegebenen Reihenfolge machen solltet.

Das pixelige Geschehen auf der Stategiekarte seht ihr aus der Vogelperspektive.

Oftmals ein sinnloses Unterfangen, da es den immer gleichen Schlachten auch am richtigen Balancing fehlt, weshalb eure ach so tollen Ritter bereits in einer der frühen Missionen von einer Gruppe Skelette weggeblasen werden. Vielleicht mangelt es ihnen aber auch einfach an den nötigen Aktionspunkten, die ihr euch nämlich wenig praktikabel auch für die Verteidigung in der Runde des Gegners aufsparen müsst!

Rollenspiel – ganz light!

So etwas Ähnliches wie Rollenspielelemente gibt es natürlich auch noch. Aber wen interessiert es angesichts solch eklatanter Spielspaßbremsen schon, dass das Spiel auch noch 120 pixelig animierte Zaubersprüche umfasst? Während eines der einfallslosen Gemetzel könnt ihr sie aus dem Zauberbuch auswählen.

Drei Gute gegen drei Böse - mehr Recken sind pro Kampf nicht erlaubt!

Von den drei versprochenen magischen Charakteren ist allerdings nicht viel zu sehen: Ihr beginnt als einfacher Magier Artemian, ob ihr wollt oder nicht. Immerhin könnt ihr auf der Landkarte Gegenstände finden, die meistens dort versteckt sind, wo die unschön gezeichneten Leichen herumliegen. Bisweilen kann Artemian dann auch urplötzlich irgendwelche Tränke zubereiten, für die ihr ebenfalls umständlich die Zutaten der Reihe nach auswählen könnt. Was soll man dazu noch sagen!?

Pixelige Pseudo-Darstellung

Wie eingangs erwähnt, ist Empire of Magic auch grafisch keine Wucht - ganz im Gegenteil: Vor allem die pixeligen Figuren, die durch eine fast putzige, von oben gezeigte Fantasy-Welt hetzen, erinnern stark an die Optik der Altvorderen. __NEWCOL__Die auf bunt getrimmte Umgebung ist "Pseudo-3D", was immer das auch heißen mag - überzeugend ist es jedenfalls nicht.

Fast komisch wird es, wenn ihr mit eurem Pixelreiterchen auf (!) den Aussichtsturm hoppeln könnt. Auch die spärlichen Effekte wie Regen oder Blitze sehen irgendwie so aus wie "Viel wollen, aber nur wenig können." Einzig das schwungvolle Render-Intro und die nett gestalteten Menüs beruhigen ein wenig. Rührselig erinnert man sich da an die prächtige Grafik von Age of Wonders.

Dumpfe Schreie

Das "Beste" an Empire of Magic zum Schluss: der Sound. Die trotzdem ein bisschen billig klingende Mystery-Musik passt wenigstens einigermaßen zu dem ansonsten spaßlosen Fantasy-Spiel. Ein Trauerspiel für sich ist aber wieder die Geräuschkulisse, die sich bestenfalls dumpf anhört.

Nachrichten aus irgendeinem ominösen Fürstentum - in etwa so spannend wie unsere News von vor vier Wochen.  

So auch die Schreie eurer Mannen während der Kämpfe, die klingen, als wären sie in einem Blecheimer aufgenommen. Viel zu selten gibt es eine professionelle Sprachausgabe, die euch aber das Lesen der vielen öden Textrollen nicht erspart - wenigstens sind sie fehlerfrei übersetzt.

Fazit

"Empire of Murks" wäre ein viel treffenderer Titel für das rasch öde werdende, rundenbasierte Fantasy-Strategiespiel, dessen Sündenregister ellenlang ist. Den Todesstoß bekommt es aber eindeutig vom missratenen Einsatz der Aktionspunkte, den öden und immer gleichen Quests und der elend lang dauernden Bewegung der Einheiten versetzt. Das krude Fantasy-Strategiespiel von Mayhem ist daher lediglich ein heißer Anwärter auf den Titel "Gurke der Jahres 2003". Es stellt sich also die berechtigte Frage, warum ein einigermaßen vernünftiger Mensch sich ein derart mieses Spiel kaufen soll, wenn es zuhauf weit bessere Alternativen wie Heroes of Might & Magic 4, Age of Wonders oder Disciples gibt. Auch der vergleichsweise günstige Preis ist so nur noch ein schwaches Kaufargument.

Pro

preisgünstig
nettes Intro
passende Musik
Buch der Monster

Kontra

austauschbare Story
Bewegung dauert elend lang
wird rasch langweilig
blödsinniger Einsatz der Aktionspunkte
öde und streng lineare Quests
umständliche Bedienung
pixelige Darstellung
dumpfe Geräusche

Wertung

PC

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