Test: FIM Speedway Grand Prix 15 (Rennspiel)

von Benjamin Schmädig



FIM Speedway Grand Prix 15: Techland wagt sich mit Vollgas auf die Sandpiste
Schmutziger Kreisverkehr
Entwickler:
Publisher: -
Release:
01.12.2015
Erhältlich: Digital (Steam)
Spielinfo Bilder Videos
Kreisverkehr? Her damit! Als FIM Speedway Grand Prix 15 angekündigt wurde, habe ich mich umgehend drauf gestürzt. Motorsport ist ja nicht nur das Ausbremsen von Kontrahenten nach einer schnellen Gerade. Eine wichtige Facette ist auch das ständige Bewegen eines Fahrzeugs im Grenzbereich, während man in einer langgestreckten Kurve Rad an Rad um Positionen kämpft. Die Streckenführung ist doch egal – packende  Wettrennen sind das Entscheidende! Ob das Rennspiel der Dying-Light-Macher die bieten kann, zeigt der Test.


Vom Wilden Westen zum Rennpferd

Techland betritt ja kein Neuland: Die Macher von Call of Juarez und Dead Island haben sich immer auch Rennspielen gewidmet. Xpand Rally haben sie herausgebracht, Nail'd ebenso und vor dem aktuellen schon ganze sechs Speedway-Titel. Diesmal lassen sie die Saison 2015 Revue passieren, einschließlich lizenzierter Fahrer und Kurse. Einzelrennen gibt es natürlich ebenfalls, Online- sowie LAN-Veranstaltungen ebenso.

Eine Karriere durchlebt man leider nicht, man erstellt keinen eigenen Profi; man wählt einfach einen der bekannten Raser. Die Wahl fällt leicht, denn die Gasgeber unterscheiden sich nicht und jeder von ihnen beginnt die Saison mit einem einfachen Motorrad, das man durch den Kauf neuer Teile (je besser die Platzierung nach einem Grand Prix, desto höher das Preisgeld) zu einem mächtigen Rennpferd züchtet.

Kaputt geht’s sowieso

Während der Veranstaltungen entsteht richtig gute Rennatmosphäre! Eigene Videos stimmen auf jede der zwölf Sandpisten ein und die Originalschauplätze sehen nicht überragend aus, sind aber oft in stimmungsvolles Licht getaucht! Wichtig ist natürlich das Spielerische und da darf man vor einem Grand Prix schon beliebig lange üben. Man
Die Stadien sehen nicht überragend aus, fangen die Stimmung der Speedway-Rennen aber überzeugend ein.
Die Stadien sehen nicht überragend aus, fangen die Stimmung der Speedway-Rennen aber überzeugend ein.
stellt maximale Umdrehungen, Drehmoment, Getriebe und Reifendruck ein, um dem Bike etwa eine größere Höchstgeschwindigkeit oder bessere Beschleunigung zu verpassen. Neue Reifen sollte man aufziehen und schon im Vorfeld dafür sorgen, dass sich genug Ersatzmaterial in der Box befindet.

Denn sämtliche Teile verschleißen spürbar während einer Veranstaltung. Die besteht nämlich aus mehreren Läufen, so dass jeder mindestens einmal gegen jeden fährt – vier Maschinen gehen für die jeweils vier Runden dauernden Läufe an den Start. Und jeder Lauf zieht das Material gehörig in Mitleidenschaft: Reifen sollte man nach zwei, spätestens drei Läufen austauschen und man muss ein Auge auf den Motor haben. Dreht der zu hoch, verschleißt er jedenfalls so rapide, dass er das Krad spätestens im  Halbfinale nur noch müde hinterher schiebt. Also stellt man ihn erst mal sanft ein, um im Finale dann alles rauszuholen. Die ersten Läufe gleichen zwar einem etwas zu leichten Warmfahren, trotzdem entsteht durch das ständige Anpassen an neue Umstände aber eine lebendige Quasi-Simulation.

Ach, und unbedingt auf das Drehmoment achten! Einmal hatte ich es gewagt und einfach das Maximum aus der Maschine gekitzelt – im vorletzten Lauf ging der Motor dann einfach aus. Cool war das, weil dieses Risiko ein spannendes Element ist. Bedauerlich war, dass das Spiel den zerschossenen Motor auch dann noch als solchen abstempelte, als ich ihn längst repariert hatte. Aufgrund eines Programmfehlers wollte einmal sogar mein zweiter Motor nicht mehr anspringen und dank eines zweiten Fehlers drehte sich mein Motorrad beim Start nur auf der Stelle. Solche Bugs sind vor allem deshalb ärgerlich, weil ein Neustart des Spiels zwar den Fehler beseitigt; abgebrochene Grand Prix' werden allerdings als ergebnislos verbucht.

Wo lang?

Eine halbe Stunde lang musste ich übrigens Probefahren, bis ich die Steuerung des Sandstrecken-Schlitterns verinnerlicht hatte. Zum einen liegt das an den Besonderheiten des Sports; immerhin gehen die Maschinen im
Neuer Motor rein, frische Reifen in die Box und auf jeden Fall reparieren: Den Zustand der Maschine muss man immer im Auge behalten.
Neuer Motor rein, frische Reifen in die Box und auf jeden Fall reparieren: Den Zustand der Maschine muss man immer im Auge behalten.
extremen Drift in jede Kurve. Zum anderen ist daran aber auch das oberflächliche Nachahmen der Physik Schuld. Ich habe hier jedenfalls nicht das Gefühl, ein Motorrad zu fahren. Vielmehr verleiht das Programm den wie auf Schienen gleitenden Bikes lediglich die Eigenschaft, mit ausreichend Schräglage und Geschwindigkeit flott durch Kurven zu ziehen – man denke an Ridge Racer.

Die Illusion auf einem Speedway zu rasen, entsteht dabei allemal. Zumal ein in allen Varianten freiwillig wählbarer Simulationsmodus auch das Lehnen über den Lenker erfordert, um am Start nicht vom Wheelie zu kippen und anschließend richtig einzulenken. Weder das rüde Rempeln gegen die Kontrahenten noch deren meist viel zu nachgiebige Fahrweise reichen allerdings über den Anspruch eines Arcade-Rennspiels hinaus.

Eine große Stärke der virtuellen Sandpisten ist dafür das Abnutzen der Ideallinie im Verlauf einer Veranstaltung. Es gibt ohnehin mehrere schnelle Spuren und spätestens in den fortgeschrittenen Läufen ist die Außenbahn deshalb oft eine lohnenswerte Alternative. Diese Dynamik hatte ich schon im gefühlt uralten Dirt Track Racing genossen, im letzten Sega Rally sowieso und sie hat bis heute nichts von ihrem Reiz verloren!

Kommentare

ButterKnecht schrieb am
Ich dachte mir schon das, das Spiel aus Polen kommt.
Polen sind verrückt nach Speedway:)
schrieb am