Spartan05.06.2004, Bodo Naser
Spartan

Im Test:

Das rundenbasierte Strategiespiel Spartan (ab 21,96€ bei kaufen) bietet neben historischen Schlachten im alten Griechenland auch jede Menge Forschung, Städteausbau, Handel und Diplomatie, was natürlich verdammt nach Civilization 3 klingt, dem Rundenklassiker schlechthin. Ob das neue PC-Spiel des britischen Entwicklers Slitherine tatsächlich an die enorme Spieltiefe von Sid Meiers Reihe heranreicht?

Zank im antiken Hellas

Seit Petersens Troja-Verfilmung hat die Antike wieder Hochkonjunktur, weshalb Slitherines neues Strategiespiel eigentlich gerade recht kommt. Geschichtlicher Hintergrund ist das zähe Ringen der griechischen Völker um Macht im Angesicht der ständigen Bedrohung durch Persien. Tatsächlich bildeten die Spartaner ab 900 v.Chr. auf der Peloponnes ein martialisches Königreich, das zunehmend in Konflikt mit dem als lebensfroh geltenden Athen geriet. Er gipfelte im Peloponnesischen Krieg, der von 431 – 404 v.Chr. tobte und mit der totalen Niederlage Athens endete. Militärischer Drill und taktisches Geschick siegten über Demokratie und Wissenschaft.

Eine Armee bestens ausgerüsteter Hopliten greift den Hafen Argos an.   

Geschichte zum Nachspielen

Das heroische Intro gemahnt an die enorme Opferbereitschaft der alten Griechen, als sich 480 v.Chr. bei den Thermopylen wenige Hundert spartanische Elitekämpfer unter Leonidas dem riesigen persischen Heer entgegenstellten, um den Rückzug der übrigen Griechen zu decken. Zu Beginn des Spiels fühlt ihr euch ganz ähnlich, wenn die Horden der unterschiedlichsten Gegner gegen euer winziges Reich anbranden. Das besteht aus einer Hand voll Dörfer, die am Anfang mit dem Nötigsten versorgt sein wollen: Zuerst müsst ihr mit dem Bau von einfachen Farmen eine Nahrungsversorgung aufbauen und den Abbau von wichtigen Rohstoffen wie Ziegel, Holz und Kupfer fördern. Könnt ihr euer Land vor dem Untergang bewahren?

Dieses Menü lässt euch Einheiten zwischen zwei Armeen austauschen.

          __NEWCOL__Spielumfang

Spielerisch orientiert sich Spartan an seinen Vorgängern Legion und Chariots of War , obgleich es viele zweckmäßige Verbesserungen beinhaltet. Es umfasst acht historische Kampagnen, die unterschiedlich lang von der Expansion Spartas über das Eindringen der Perser bis zum Peloponnesischen Krieg reichen.

Zehn große Völker existieren, die in zahllose Gruppen zersplittert sind, die sich aber alle recht ähnlich spielen. Drei kurze Tutorials führen euch ins rundenbasierte Gameplay ein. Darüber hinaus könnt ihr das Spiel mit dem integrierten Sandkasten-Modus austesten oder auch gegen einen menschlichen Gegner im LAN bzw. Internet spielen.

Um an Rohstoffe zu kommen, die ihr nicht selbst produziert, könnt ihr handeln.

Historische Krieger

Anders als bei Civilization 3  ist es bei Spartan möglich, von Anfang an größere Armeen auszuheben, da die antiken Soldaten, bis auf die Bauern, nicht mehr wie bei den Vorgängern vom arbeitenden Volk abgehen. Natürlich sind das zu Beginn noch primitive Truppen wie leichte Infanterie oder Speerwerfer, die historisch korrekt Psiloi heißen.

Erst nach und nach erhaltet ihr bessere Kämpfer wie Hopliten, Thraker oder makedonische Reiter. Die heldenhaften Spartiaten sind natürlich auch mit von der Partie, da jedes Volk eigene Einheiten besitzt. Jede Einheit kostet Rohstoffe in der jeweiligen Höhe, die ansteigt, je fortgeschrittener die Krieger sind.

   

Die Taktik eurer Armee müsst ihr stets vor der Schlacht festlegen. Währenddessen dürft ihr dann nur noch wenige Befehle geben.
       

Kaum bessere Kämpfe

Nach endlosen Märschen erreichen die umständlich zu handhabenden Armeen den bisweilen verwirrt agierenden Gegner, was dann in einer grob dargestellten 3D-Massenschlacht gipfelt. Ein erster Patch hilft der verwirrten KI wieder auf die Sprünge und beseitigt gröbste Verhaltensstörungen. Dieses Mal ist auch Bewegung über das Meer möglich, was bei Aufeinandertreffen zu automatisch ablaufenden Seeschlachten führt. Wie bei den Vorgängern müsst ihr eure Taktik vor dem Gefecht festlegen, wobei auch Formation und Position der Kämpfer bestimmt. Ihr dürft eurer Armee aber auch währenddessen einfache Befehle wie Sammeln oder Sturmangriff erteilen. Dann könnt ihr nur noch zuschauen, wie die Lebensbalken der Einheiten sinken.

Die schmucke Stadtansicht, wo ihr antike Gebäude und Produktionsstätten errichten dürft.

Tempel, Markt und Universität

Da ihr keine neuen Städte gründen dürft, gewinnt der Ausbau der bestehenden Orte große Bedeutung. Dafür stehen euch diverse Gebäude zur Verfügung: Rohstoffzentren, religiöse Bauwerke, Märkte, Bildungsstätten, Gilden, Militärbauten und administrative Bauten. Die Größe eurer Stadt wird durch das Zentrum bestimmt, das ihr immer wieder aufwerten müsst. Sehr wichtig ist die Hauptstadt, die sich wie fast alle Gebäude mit Arbeitern bestücken lässt. Wie der Koloss, das Orakel und die Akropolis erhöht sie die Produktivität eurer Stadt. Die einmaligen Prachtbauten benötigen jede Menge Ziegel, Marmor und eine geraume Zeit, bis sie errichtet sind.

Neue Möglichkeiten

In Spartan machen natürlich nicht nur die Athener neue Erfindungen, denn nur durch die Forschung gelangt ihr an neue Gebäude und Truppen. Diese ist nicht ganz so ausgeklügelt wie bei Civ, so dass das Spiel nicht einmal unterbrochen wird, wenn ihr etwas Neues entdeckt habt. Der Technologiebaum ist auf die Antike beschränkt und ebenfalls wesentlich primitiver obgleich trotzdem beachtlich.       __NEWCOL__Verbessert wurde auch die Diplomatie, die nun viel mehr Möglichkeiten bietet und die durch neu erforschte Bauten beeinflusst wird. Ihr dürft sogar feindliche Abgesandte des Landes verweisen oder gleich einen Kopf kürzer machen. Weitgehend erhalten blieb der Fernhandel, der nun aber mehr Bedeutung hat. Mit Civilization 3 , wo er eine Bedeutung über die bloße Rohstoffbeschaffung hinaus besitzt, kann er aber nicht mithalten.

Unschöne 3D-Schlachten

Immerhin, die 2D-Grafik während der Schlachten gehört der Vergangenheit an, auch wenn die neue 3D-Grafik nicht viel mehr hermacht. Das liegt an den grob gezeichneten Einheiten und der monotonen Umgebung, die so gar nicht an die opulenten Schlachten der Total War -Reihe erinnern will. Für schwächliche Systeme ohne 3D-Grafikkarte lässt sich das aber abschalten.

Die Karte der griechischen Inseln sieht viel interessanter aus als noch beim eher schmucklosen Chariots of War , da sie nun über Höhen und Tiefen, Wasser und Schatten verfügt. Das Design besitzt einen unaufdringlichen, griechischen Touch, der durchaus stilvoll ist. Kleine Animationen lockern das starre Bild auf. Spielt ihr allerdings ein nichtgriechisches Volk wie etwa die Phrygier, passt das dann wieder weniger.

Während der grob inszenierten Schlachten kommt kaum Feldherrenfeeling auf.

Angenehmer Sound

Auch Spartan verfügt wieder über jene unnachahmliche Sprachausgabe, bei der die Einheiten so klingen, als wären sie aus der Zeit der alten Griechen. Das hört sich zumindest authentischer an als bei den Vorgängern. Ansonsten muss ihr aber nicht fürchten, dass eure Kenntnisse in Altgriechisch auf die Probe gestellt werden, denn das Spiel ist komplett auf Deutsch. Musikalisch bietet es recht angenehme Klänge, die sich ins antike Gameplay einfügen. Eher spärlich gesät sind die wenigen Geräusche wie das Gackern der Hühner auf der Farm, was aber bei einem Strategiespiel nicht groß ins Gewicht fällt.       

Fazit

Spartan ist viel besser als seine drögen Vorgänger, obgleich es sicher kein zweites Civilization ist. Dazu fehlt es dem rundenbasierten Strategiespiel schlicht an Tiefgang. Das liegt aber nicht am antiken Szenario, denn das wird abgesehen von einigen historischen Ungenauigkeiten weitgehend überzeugend dargestellt. Schön, dass Spartan auch mit vielen sinnvollen Neuerungen wie etwa der Forschung aufwartet, die dem klassischen Gameplay entscheinende Impulse liefern. Leider haben die neuen 3D-Schlachten so gar nichts mit der eindrücklichen Total War-Reihe gemein, da sie unansehnlich sind und ihr keine volle Kontrolle über das kriegerische Geschehen habt. Wer also Opulentes möchte, muss auf Rome warten. Wer Spieltiefe will, muss hingegen zu Civ 3 greifen. Wer unbedingt in Griechenland kämpfen muss, kann sich das stilvoll gemachte Spartan ja einmal anschauen. Ein Add-On für den trojanischen Krieg soll übrigens bald folgen.

Pro

interessantes Szenario
zahllose spielbare Völker
viele Gebäude
historische Einheiten
Einheiten nicht mehr an Arbeiter gekoppelt
Forschung möglich
mehr Diplomatie möglich
schmucke Kampagnenkarte
stilvolles Menüdesign
angenehme Musik
ausführliche Anleitung

Kontra

Völker spielen sich ähnlich
KI verhält sich seltsam
umständliche Armeesteuerung
keine volle Kontrolle während der Schlacht
kaum beeindruckende 3D-Schlachten
automatische Seeschlachten
nichtgriechische Völker ohne eigenes Design

Wertung

PC

Bisher bestes Spiel der altmodischen Reihe, die mir schon seit Legion nicht gefallen hat.

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