Im Test: American Horror Adventure
Mal eine romantische Auszeit nehmen...
...vom Alltag der Ehe mit all ihren Problemen. Los Baby, wir fahren in ein Hotel, schalten ab, pusten durch und alles wird gut! Aber die Beziehung von Joe und Ivy ist nicht nur eingeschlafen oder langweilig, sondern steht kurz vor dem Zusammenbruch. Man erfährt zunächst nichts über die Hintergründe des Konflikts, sondern ist mittendrin in der emotionalen Tristesse. Als die beiden im Hotel ankommen, zieht nicht nur draußen ein Sturm auf, auch das komplette Schweigen der Frau in der Lobby deutet auf Unheil. Und schon hier weiß man, dass das kein romantischer Trip wird.
Willkommen im Wahnsinn
Wer hier nicht zum Desktop flüchtet, wird sich vielleicht wundern, dass auf den zweiten Blick eine interessante Atmosphäre des Grotesken und Dämonischen entsteht. Die wird von einer Collage an stilistischen Motiven getragen. Das vornehmlich
Das ist auch gut so, denn der schwarzhaarige Protagonist war mir nach den ersten auf Englisch gesprochenen Sätzen komplett unsympathisch - irgendwie säuselte dieser Joe seine Frau an wie ein verdammt mieser Kerl. Eigentlich mag ich Bösewichte, aber hier rollten sich die Zehnägel auf. Wer ist der Typ überhaupt? Ohne Biografie oder Intro steckt man in seinen Sneakers. Sobald er den Mund aufmachte, entstand Aversion statt Immersion. Aber je länger ich ihn bewegte desto interessanter wurde es. Als Rollenspieler war ich so geduldig, dass ich ihm eine Chance gab, zumal ich seinen Charakter bis zu einem gewissen Grad interpretieren konnte. Ich entwickelte sogar etwas Verständnis für optionale Wutanfälle, als ich Ivy kennenlernte.
Mit Ivy ist der Teufel los
Auch wenn es einige plumpe Dialoge sowie schnell durchschaute Charaktere gibt, erlebt man eine interessante Horror-Geschichte. Es ist zwar schade, dass sich Downfall nicht etwas mehr Zeit für ein Beziehungsdrama lässt, das sich langsam zwischen den Eheleuten entwickelt, indem man so oder so agiert. Man startet quasi nicht in der Krise, sondern an ihrem tragischen Ende und muss den blutigen Mist ausbaden. Aber weil die Regie mit dem Wahnsinn, dem Zerstörten und Kaputten so schnell zur Sache kommt, kann sich auch psychologischer Terror à la Silent Hill offenbaren - da steht plötzlich ein Irrer mit einer Axt im Flur, durch Bilder an der Wand starrt das Grauen oder man betritt einen Raum voller blutender Frauen. Diese Momente können aufgrund der biederen Inszenierung nicht wirklich schockieren, aber sorgen für unheimliche Atmosphäre, während man sich vorwärts rätselt.
Gehirn gehört ins Glas - aber on the rocks!
Zwar muss man auch mal etwas kombinieren, wie etwa einen Magneten vor heißer Asche benutzen, damit man an den dort glimmenden Schlüssel kommt, aber meist findet man genau das, was man gerade braucht und öffnet Türen mit Schlüsseln. Es gibt weder mehrstufige Kombinationen, clevere Verknüpfungen oder Untersuchungen von Gegenständen noch nennenswerte Dialogrätsel. Das ist alles solide, aber auch schade, denn angesichts einer dem Wahnsinn nahen Spielrealität hätte es ruhig noch etwas abstrakter und damit anspuchsvoller zugehen dürfen.
Fazit
Ihr seid frisch verliebt und denkt an Heirat? Dann spielt erstmal Downfall. Das sorgt nicht nur technisch mit seinem Steinzeitniveau für Fluchtreflexe, sondern lehrt einen inhaltlich das Fürchten. Denn es beginnt da, wo manchmal Beziehungen enden: im Wahnsinn. Dieses düstere Adventure entführt euch in die Abgründe einer Ehe, die Joe und Ivy in einem Hotel retten wollen. Dort sprießt aus der emotionalen Tristesse kein romantischer Frühling, sondern Blut und Verderben. Auch wenn weder die Kulisse noch die Rätselmechanik begeistern können, entsteht eine mitunter eindringliche Stimmung, zumal das Drehbuch für morbide Unterhaltung mit offenem Ende sorgt. Man kann die Rolle des Ehemanns bis zu einem gewissen Grad interpretieren und erlebt im Stile von American Horror Story explizite Gewalt als auch Psychoterror - es gibt einige an Shining oder Silent Hill erinnernde Momente. Aber der Spannungsbogen erschlafft zu schnell: Das liegt nicht in erster Linie an einigen plumpen Dialogen oder zu früh durchschauten Figuren, sondern vor allem daran, dass sich das Beziehungsdrama und damit der Horror nicht langsam aufbaut, sondern sofort eskaliert. Außerdem wirkt selbst das extrem Groteske im Zeitalter von Layers of Fear & Co in dieser 2D-Kulisse eher gemütlich-gruselig als wirklich schockierend.
Pro
Kontra
Wertung
PC
American Horror Adventure: Verstörend, grotesk und bizarr, aber auch hoffnungslos veraltet und in der Rätselmechanik zu bieder.
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.