Im Test:
Kampf gegen die Indizierung
Vor sieben Monaten haben die Krieg verherrlichende Darstellung, der zelebrierte Pseudo-Realismus an echten Schauplätzen und der Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen wehrlose Menschen die BPjM veranlasst, das Echtzeit-Strategiespiel auf den Index zu setzen.
Electronic Arts hat sofort Klage eingelegt, aber solche Rechtsmittel benötigen in der Regel längere Zeit. Und weil EA einen Top-Titel vom Markt nehmen musste, haben sich die Entwickler entschieden, eine neue Version extra für Deutschland zu produzieren - Command & Conquer: Generäle (ab 29,00€ bei kaufen).
Ab in die Schlacht, Blechkopf!
Was hat EA verändert? Zunächst wurden alle menschlichen Fußtruppen in Robotersoldaten umgewandelt, so wie im ersten C&C-Teil. Aus dem "Raketenwerfer-Soldaten" ist der "Raketen-Bot" geworden, der "Arbeiter" wird zum
"Arbeitsbot", der "Aufgebrachte Mob" hört nun auf den Namen "Cyborg-Trupp".
__NEWCOL__Und der "Kommandobot" darf natürlich ebenso wenig fehlen wie der "Cyborg-Hacker" oder der "Black Bot". Lediglich die Selbstmord-Attentäter-Einheit wurde gestrichen und durch eine ferngesteuerte, fahrende Dynamit-Bombe ausgetauscht.
Aber nicht nur die Fußtruppen mussten sich die Namensänderung gefallen lassen, auch einige Fahrzeuge haben ein neues Nummernschild bekommen: Der "Toxin-Traktor" ist nun als "Säuretraktor" unterwegs und der "Mao-Panzer" wurde zum "Battlemaster".
Geändert wurden hier also nur die Bezeichnungen. Grafisch hat sich nichts getan, außer bei der fahrenden Bombe mit einem neuen Modell. Die Funktionen und Angriffswerte sämtlicher Truppentypen sind ebenfalls gleich geblieben.
Blut und Superwaffen
Alle Stimmen der Soldaten sind digitalisiert und verfremdet, so dass jede Einheit wie ein Roboter mit metallischem Unterton redet. Blut gibt es natürlich auch nicht mehr. Die Ablebe-Animationen der ehemaligen Fußtruppen sind hingegen 1:1 auf die Roboter übertragen worden. An den Superwaffen hat sich nichts verändert, lediglich Anthrax wurde komplett gestrichen und durch Säure ersetzt.
Weitere Verfremdungen
Um den Realitätsbezug weiter zu verfremden, wurden die drei Kriegsparteien umbenannt. Die USA nennt sich von nun an "Westliche Allianz", China kämpft als "Asiatischer Pakt" und die GBA wird zur "Internationale Befreiungsgruppe".
Jede dieser drei Parteien verfügt noch immer über eine sieben Einsätze lange Kampagne, nur bei der Internationalen Befreiungsgruppe fehlt eine aus Generals bekannte Mission, nämlich der UN-Konvoi-Zerstörungseinsatz. Dieser moralisch zweifelhafte Auftrag wurde ersatzlos gestrichen; entfernt wurden auch alle unschuldigen Zivilisten.
__NEWCOL__Fiktive Schauplätze
Die Entschärfung des Spiels komplettiert Electronic Arts durch die Namensänderung der Handlungsorte. Von jetzt an werdet Ihr nicht mehr in Bagdad kämpfen, sondern in Twin Sword City. Aldastan wird zu Betastan, Astana heißt nun Tarmah, Al Hanad nennt sich nun Sandstorm City und Washington ist stumpf zum Hauptquartier avanciert.
Wertungsabstrich
All diese Änderungen und Verfremdungen schaffen es, C&C: Generäle deutlich von der Realität zu entfernen und damit der Indizierung zu entgehen; sogar eine ab USK-16-Empfehlung konnte das Spiel einheimsen. Dennoch kratzt die Zensierung leicht an der Atmosphäre, vor allem in den Kampagnen, da ein aufgebrachter Menschenmob einfach etwas anderes ist als ein Trupp Cyborgs.
Besonders die Tatsache, dass Roboter mit den uns bekannten realen Waffensystemen gegeneinander kämpfen, stößt negativ auf und raubt Atmosphäre. Im Mehrspieler-Modus hingegen fällt die Zensierung praktisch nicht auf.
Fazit
Als einziges Land auf der Welt müssen wir uns mit einer angepassten Version von C&C: Generals herumschlagen. Anstatt mit virtuellen Soldaten in den Kampf zu ziehen, zieren Roboter das deutsche Schlachtfeld. Die weiteren Namensänderungen und fiktiven Schauplätze verringern das Flair und die Atmosphäre im Spiel, vor allem in der Kampagne. Deswegen wird die ursprüngliche Wertung um zwei Prozentpunkte verringert. Ansonsten bleibt C&C: Generäle ein Highlight im Genre, da die drei Parteien sich vollkommen verschieden spielen und unterschiedliche Taktiken ermöglichen. Die Schlachten an sich gestalten sich sehr flott, actionreich und kompromisslos nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip. Jede Einheit hat also einen wunden Punkt und einige Stärken. Ebenso klasse sind die mit geskripteten Ereignissen schon fast überladenen Missionen, die wirklich Spaß machen. Allerdings fehlt irgendwie die zusammenhängende Story oder Identifikationsfiguren wie Helden. Den größten Pluspunkt bekommt das Spiel aber durch die absolut fantastische Grafik. Hinzu kommen einige Kritikpunkte wie das Fehlen von Formationen, automatisches Aufstellen und einer einfacheren Geschwindigkeitsanpassung sowie die typischen C&C KI- bzw. Wegfindungs-Schwächen. Fans ohne Cyborg-Allergie dürfen also sofort zuschlagen!
Pro
Kontra
Wertung
PC
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