Nex Machina19.06.2017, Jörg Luibl

Im Test: Vorsicht, Voxelgewitter!

Welches Spiel konnte 2013 den ersten Award auf der PlayStation 4 einheimsen? Richtig: Resogun! Das kleine Arcade-Spiel von Housemarque überraschte als großes Highlight für Sonys neue Konsole. Jetzt haben die finnischen Voxelfeuerwerker einen Nachfolger im Geiste namens Nex Machina (ab 148,00€ bei kaufen) veröffentlicht, der übrigens zusammen mit Eugene Jarvis (Defender, Robotron) konzipiert wurde. Ob der Twinstick-Shooter für knapp 20 Euro begeistern kann, verraten wir im Test.

Spielhalle auf der Couch

Es gibt Spiele, die beamen mich in null Komma nichts zurück in die Zeit der Arcades. Eine Mark rein (oder gar einen Fünfer) und los ging's!  Kein Vorspann, kein Gerede, Vorhang auf und Feuer frei im Jet, im Panzer oder als Held. Krawumm, Explosionen und mitten im Pixelgewitter die eigenen Skills, die einen bis zum nächsten Continue tragen konnten. Für mich gab es als Pimpf nichts Faszinierendes als diese coole Action an Automaten, die pure Hand-Auge-Koordination erforderte.

Wo bin ich? Hoffentlich in der sicheren blauen Schutzbombe.
Nex Machina ist ein moderner Nachfahre dieser uralten Twinstick-Shooter. Und er kommt ohne Story oder Tutorial sofort zur Sache: Kaum landet man in der ersten Arena, stürmen Monster auf einen zu, während man mit dem linken Stick ausweicht und mit dem rechten Stick schießt. Hinzu kommen lediglich zwei Knöpfe: einer für den Sprint, einer für die Spezialwaffe. Aus diesem simplen Quartett an Aktionen entwickeln sich höchst anspruchsvolle sowie ansehnliche Feuergefechte - freut euch auf prächtige Voxelgewitter, die den Bildschirm fluten. Und auf viele Tode, denn Nex Machina heißt nicht umsonst so viel wie "Todesmaschine".

Klein, explosiv, geheimnisvoll

Das explosive Spielerlebnis kann einen unnachahmlichen Sog entwickeln, in

Der erste Boss ist noch leicht besiegt. Nex Machina wurde übrigens in Zusammenarbeit mit Eugene Jarvis (Defender, Robotron und Smash TV) entwickelt, weswegen der Arbeitstitel "The Jarvis Project" lautete.
dem man wie eine Flipperkugel von Stage zu Stage geschossen wird: Kaum hat man eines der kleinen Areale gemeistert, katapultiert einen die schwungvolle Kamera in das nächste - inklusive kurzer, aber cooler Perspektivwechsel in eine Schultersicht. Zu Beginn fühlt sich dieses Stakkato sowie die geringe Größe der Areale vielleicht etwas unbefriedigend an, weil man gar nicht alles entdeckt haben kann, aber wer den Abschuss des immer rosa blinkenden letzten Feindes hinauszögert, kann sich weiter umschauen.

Und was es da alles zu entdecken gibt: Die Areale von Nex Machina mögen klein sein, aber sie stecken voller optionaler Boni sowie Geheimnisse, wenn man wirklich alles an sichtbaren Formationen, Säulen, Kanistern & Co zerstört. Man kann verborgene Menschen, Geschütze sowie Ausgänge finden, die dann einen Bonuslevel freischalten, den man umgehend nach dem Meistern des aktuellen spielt. Ein echtes visuelles Highlight sind die Geheimwege: Wer die richtigen Kisten zerstört, macht Brücken aus flirrendem Staub sichtbar, die sich erst beim Betreten materialisieren - cool!

Resogun lässt grüßen

Wenn man sich in den Arenen austobt, ist die DNA von Resogun sofort spürbar: Man kann in jedem Abschnitt eine bestimmte Anzahl grün markierter Menschen retten, die sich manchmal schon in den Fängen der Aliens befinden - ein Richtungsstrahl zeigt an, wo sie sich befinden und wie es ihnen geht. Zwar scheint es sehr riskant in diesem Explosionsgewitter auch noch Flüchtende zu sichern, aber genau das fördert offensives Spielen, in dem man das Sprinten clever einsetzen muss. Selbst so genannte Menschen-Kombos sind möglich, wenn man sich ratzfatz um sie kümmert.

Man muss sich clever bewegen und vor allem den Sprint einsetzen, um z.B. die rosa Barrieren unbeschadet zu überwinden.
Und hier sind wir bei der zweiten Ähnlichkeit zu Resogun, das Housemarque übrigens weder in einem Tutorial noch in der Steuerung erklärt (hier unser Einsteiger-Guide): Das Sprinten lässt sich sowohl defensiv als auch offensiv einsetzen. Wer z.B. an rosa Lasern oder Barrieren vorbei kommen will, kann das nicht durch das einfache Bewegen, sondern muss sprinten, weil er nur dann für kurze Zeit nicht getroffen wird - aber das kann man nicht endlos. Außerdem kann man so quasi schnell in Aliens "hinein grätschen", um einen Menschen aus ihren Klauen zu retten. Cool ist übrigens die Sekundärwaffe der Sprintbombe: Dann explodiert die Umgebung nach einem Sprint.

Vom Schwert bis zur intelligenten Bombe

Man kann auch ein Schwert finden, mit dem man auch aus nächster Nähe zuschlagen kann. Hinzu kommen mächtige Laser oder Raketen, intelligente Bomben sowie temporäre Schutzschilde als Sekundärwaffen - all das lässt sich

Housemarque wollte das Arcade-Erlebnis aus Spielhallen auf den Bildschirm bringen - und das ist ihnen sehr gut gelungen.
auch in den obligatorischen Bosskämpfen am Ende einer Welt einsetzen. Schade ist allerdings, dass man nicht aktiv zwischen mehreren Waffen wechseln kann, sondern dass man nur jeweils eine zur Verfügung hat. Immerhin hat man im Gelände die Wahl, wenn man nur lange genug vor dem Power-up wartet, denn es wechselt durch.

Das richtige Timing aus Sprint sowie Sekundärwaffe steht im Vordergrund der Herausforderung, für deren Komplettierung mit möglichst hoher Punktzahl man den Level kennen muss. Einen Vorgeschmack zum Üben und Einstudieren bekommt man im Arcade-Modus mit endlosen Continues und recht langsamen und wenigen Feinden auf der Stufe "Neuling", danach geht es auf "Erfahren" mit 99 Continues schon knackiger zur Sache, bevor man auf "Veteran" nur noch zehn Continues und sehr schnelle sowie deutlich mehr Gegner hat, die einen regelrecht überrennen. Vor der höchsten Stufe "Meister" ist man erstmal sicher - die muss man freischalten.

All Humans saved!

Die Gegner sind vielfältig - von statischen Geschützen über Kolonnen in Formation bis hin zu wilden Feuerkreiseln.
Richtig Laune macht Nex Machina auch im lokalen Koop für zwei Spieler. Dann entstehen klassische Szenen wie diese: "Hol du ihn, ich hab ihn sicher. Ich bin links, du gehst rechts lang. Okay, ich aktiviere den Boost und boooom! Mist, da wollte ich wohl zu viel - jetzt musst du durchhalten." Stirbt der Partner, muss man das aktuelle Level alleine meistern. Schön ist, wie sanft die Kamera herauszoomt, so dass man auch weit entfernt in Aktion sein kann. Schade ist, dass die Übersicht trotzdem schnell flöten gehen kann - vielleicht hätte man die Farben der Figuren markanter gestalten sollen.

Abseits des Arcade- und leider nur offline verfügbaren Koop-Modus gibt es allerdings nicht all zu viel Variation, was die Art der Herausforderung angeht, sondern lediglich zwei recht ähnliche Spielmodi: In "Arena" kann man in bis zu sechs Abschnitten um Bronze, Silber oder Gold kämpfen, wobei sich lediglich Feinde, Menschen & Co in Anzahl oder Auftreten ändern; in "Einzelne Welten" geht es in denselben Kulissen nochmal um den Highscore. Das Freischalten von Icons, Farben oder Ausrüstung für den eigenen Avatar über interne Münzwährung ist nicht besonders spannend. Aber natürlich bleibt in allen Modi noch der Ehrgeiz der Platziertung: Es gibt internationale Ranglisten, die ihr auch nach Freunden filtern könnt.

Fazit

Was für ein Voxelgewitter! Nex Machina ist ein klasse Twinstick-Shooter, der euch in null Komma nichts in die Zeit der Spielhallen beamt. Das explosive Erlebnis kann einen unnachahmlichen Sog entwickeln, in dem man wie eine Flipperkugel von Stage zu Stage geschossen wird: Kaum hat man eines der kleinen Areale gemeistert, katapultiert einen die schwungvolle Kamera in das nächste. Dabei ist die DNA von Resogun spürbar, so dass man ähnlich offensiv den Sprint dosieren muss, um sich sowie alle Menschen zu retten. Allerdings hätte ich mir neben einem Online-Koop auch einen taktischen Waffenwechsel sowie etwas mehr Abwechslung in den Spielmodi gewünscht - die Art der Herausforderung istrecht ähnlich. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn Nex Machina rockt. Und man darf nicht vergessen: Bald kommt Matterfall, das sich wieder mehr dem Plattformer nähert - ich bin sehr gespannt, zumal es in der Vorschau von Ben schon Hitpotenzial gezeigt hat.

(Ihr sucht Tipps für Nex Machina? Zum Einsteiger-Guide.)

Pro

klasse Twinstick-Shooter-Mechanik
sehr präzise Steuerung
spielmechanische DNA von Resogun spürbar
ansehnliches Voxelgewitter
tolle visuelle Effekte und Kamerafahrten
cleveres Leveldesign
viele Boni und Geheimnisse zu entdecken
fünf Welten von Wald bis Eis
sehr gutes Multiplikatorsystem
coole Soundeffekte, treibende Beats
mehrere Schwierigkeitsgrade
kooperativer Spielmodus
weltweite Ranglisten mit Freundefilter

Kontra

meist recht kleine Areale
Übersicht im Koop geht schonmal flöten
nur ein aktives Waffensystem, keine Wechsel
etwas wenig Abwechslung in den Spielmodi
keinerlei Tutorial oder Erklärungen
Bosse könnten spektakulärer sein
kein Online-Koop

Wertung

PlayStation4

Was für ein Voxelgewitter! Nex Machina ist ein klasse Twinstick-Shooter. Das explosive Erlebnis kann einen unnachahmlichen Sog entwickeln.

PC

Was für ein Voxelgewitter! Nex Machina ist ein klasse Twinstick-Shooter. Das explosive Erlebnis kann einen unnachahmlichen Sog entwickeln.

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