Moto GP25.07.2002, Paul Kautz
Moto GP

Im Test:

Zuckersüß lächelnde Boxengirls, eine im Morgendunst von der Hitze flimmernde Strecke und das mächtige Röhren der Motoren, die Euch in wenigen Sekunden von Null auf 300 km/h beschleunigen - das Leben eines Moto GP (ab 34,52€ bei kaufen)-Fahrers bietet einiges an Aufregung. THQ ermöglicht Euch jetzt, in die Lederkluft eines solchen Helden zu schlüpfen; unser Test sagt Euch, ob sie auch passt.

Spiel für jeden

Ein ordentlich gemachtes Renderintro versetzt Euch gleich zu Beginn in die richtige Rennstimmung, das stylische Hauptmenü lässt das Grinsen des Spielers noch breiter werden: Ob Rennanfänger oder alter Asphalt-Hase, hier kommen alle auf Ihre Kosten - und das nicht nur auf Grund von vier Schwierigkeitsgraden. Vielmehr könnt Ihr Euch gleich ins Renngetümmel stürzen und einen kompletten Grand Prix, eine schnelle Raserei oder ein Arcade-Rennen starten. Oder Ihr lasst Euch Zeit und besucht zuerst die Rennschule. Dort bastelt Ihr Euch ein Alter Ego in Lederkluft und solltet 20 Aufgaben erledigen, die, in zwei Schwierigkeitsgrade unterteilt, unterschiedlich viele Punkte bringen. Diese könnt Ihr dann Rollenspiel-mäßig auf die Eigenschaften Eurer anfangs fürchterlichen Maschine verteilen und so mit der Zeit u.a. Höchstgeschwindigkeit oder Kurvenverhalten verbessern. Nebenbei erlernt Ihr das nicht einfache Handling der Rennöfen (inklusive Wheelies und Endos) und spielt neue Motorrad-Verkleidungen oder Klamotten frei. Praktischerweise ist es im Training auch möglich, Eure Maschine jederzeit frei auf dem Feld zu platzieren - etwa um eine schwierige Kurve zu üben, ohne gleich noch mal die ganze Strecke abfahren zu müssen.

Bescherung

In der Arcade-Variante geht es darum, durch Siege möglichst viel frei zu spielen.__NEWCOL__

Die Entwickler von Climax haben sich nicht lumpen lassen und viele Boni ins Spiel integriert. Durch gute fahrerische Leistungen könnt Ihr später unter anderem einen Cel-Shading-Modus aktivieren, als Boxenmädchen rasen, Motorrad-Legenden frei schalten oder die Strecken invertieren. Eine Besonderheit ist der so genannte Ring-Ding-Ding-Modus, der … nun, das solltet Ihr wohl besser selbst herausfinden. Nur so viel: Alleine dieser Spaß ist das Geld fürs Spiel fast wert! Beim Zeitfahren düst Ihr nicht nur gegen die Uhr, sondern ab der zweiten Runde auch gegen Euch selbst als silbern schimmernden Geist. Das »schnelle Rennen« schließlich ist genau, was der Name verheißt: Ohne große Umwege geht´s auf eine Strecke zum Drauflosrasen.

Sattes Renngefühl

Im Grand Prix spielt Ihr die 2001er Saison der 500ccm-Klasse nach: Zehn Strecken von Le Mans bis zum Sachsenring warten darauf, erobert zu werden. Vor jeder neuen Herausforderung gibt es ein Video mit Wissenswertem über Land und Strecke, leider etwas schlafmützig kommentiert. Danach könnt und solltet Ihr Trainingsrunden drehen, bevor Ihr Euch in der Qualifikation hoffentlich einen der vorderen Startplätze erkämpft. Nach jedem gewonnenen Rennen gibt es erneut Erfahrungspunkte, mit denen Ihr Eure Maschine aufmöbeln könnt. Darüber hinaus gibt es leider keine Tuning-Möglichkeiten.

Rasende Kunstwerke

Grafisch kann Moto GP locker mit Electronic Arts´ Superbike-Reihe mithalten und in einigen Bereichen sogar überrunden. So halten die (leider nur außerhalb des Spiels konfigurierbaren) Grafikoptionen massig Schmankerl für Besitzer flinker Rechner bereit: Aus fünf möglichen Kameraperspektiven gibt es fantastische Lichteffekte auf den sehr detailliert modellierten Maschinen, glaubwürdige Partikeleffekte, akkurate Echtzeit-Schatten und vieles mehr. Auch die Animationen zeugen vom Können der Entwickler, ganz besonders die Sturzbewegungen lassen sofortiges Mitgefühl für den gebeutelten Fahrer aufkommen. Bei besonders hohen Geschwindigkeiten wird in den Außenperspektiven die Darstellung gestreckt, so dass das Geschehen noch rasanter wirkt - leider wurde bei dieser Gelegenheit der von der X-Box bekannte Blur-Effekt gestrichen. Und nicht zuletzt spielt die 3D-Engine auch bei Regen mit ihren Grafikmuskeln: Teile der Umgebung sowie die Maschinen selber spiegeln sich unscharf auf dem Boden, in dem Regentropfen glänzt winzig klein die Landschaft. Und wenn man bei schlechtem Wetter zu nahe an einen Gegner heranfährt, wird schnell die ganze Sicht zugekleistert - aufregend!__NEWCOL__

Aber natürlich gibt es auch Kritikpunkte: Wie schon in der X-Box-Version mangelt es den Strecken an Textur-Abwechslung, außerdem sehen die Reifen der Maschinen merkwürdig blass aus. Die Cockpit-Ansicht ist nicht viel mehr als eine Dreingabe, für vernünftiges Spielen ist sie nicht zu gebrauchen. Und wie in einem Tunnel ein Lensflare entstehen soll, bleibt vermutlich das Geheimnis der Entwickler.

Extras serienmäßig

Gelegenheitsfahrer können aufatmen, Moto GP ist trotz aller Realismus-Ansätze ganz klar ein Arcade-Racer: Nach einem Sturz befindet Ihr Euch blitzschnell wieder auf der Straße, die Computergegner lassen sich »Road Rash«-mäßig von der Straße schubsen und fahren zumindest auf den einfachen Schwierigkeitsgraden sehr berechenbar und im Pulk. Und nicht zuletzt erleichtern Automatik-Schaltung und deaktivierte Motorüberhitzung den Pilotenalltag.

Trotzdem müsst Ihr Euch an die sinnvolle Trennung von Vorder- und Hinterradbremse ebenso gewöhnen, wie an geschwindigkeitsabhängiges Vor- beziehungsweise Zurücklehnen des Fahrers - ohne dieses Wissen ist kaum ein Blumentopf zu gewinnen. Ein Pfeil zeigt Euch früh genug, wie stark die kommende Kurve ist und (rot gefärbt) wann es an der Zeit wäre, kräftig in die Eisen zu steigen. Falls alles versagt, gibt es am Ende jedes GP-Rennens ein speicherbares Replay, in dem Ihr Fehler und sonstige Manöver in Ruhe analysieren könnt.

Die Steuerung ist ein Highlight von Moto GP: Zwar ist die Konfiguration unnötig fummelig, aber dafür lassen sich die Maschinen selbst per Tastatur (und mit etwas Fingerspitzengefühl) problemlos beherrschen. Selbstverständlich ist dennoch ein Joystick beziehungsweise ein analoges Gamepad vorzuziehen, damit wirkt auch das Fahrgefühl ein ganzes Stück realistischer. Dank der fabelhaften Spielphysik spürt Ihr damit auch immer, wann Ihr am Limit fahrt, wann die Maschine auszubrechen droht und wann besser gebremst werden sollte.

__NEWCOL__Laut, lauter, Moto GP

Akustisch setzt Moto GP zu keinem Höhenflug an: Die technoiden Musikstücke sind auf Dauer sehr abwechslungsarm und verleiten schnell zum Leiserdrehen. Netterweise könnt Ihr auch eigene Songs importieren, dafür müssen sie aber im exotischen »Ogg Vorbis«-Format in einem bestimmten Verzeichnis platziert werden. Nettes Detail: Wenn man hinfällt setzt die Musik so lange aus, bis man wieder fest im Sattel sitzt. Die Soundeffekte mühen sich redlich, aber das hohe Gekreische der Maschinen bietet nun mal kein verzauberndes Hörerlebnis, besonders wenn man mal eine Weile allein unterwegs ist. Der Multiplayermodus bekleckert sich ebenfalls nicht allzu sehr mit Ruhm: Zum Einen gibt es einen (hardwarefressenden) Splitscreen für vier Spieler, zum anderen die LAN-Variante für maximal 16 Raser - Internet-Flitzer bleiben leider ausgeschlossen.

Fazit


Aufregend, spannend, rasend schnell - das sind die Rennen in Moto GP. Und für die Idee mit den freischaltbaren Boni kann man den Entwicklern gar nicht genug danken. So haben alle Motorradfreaks etwas von diesem Spiel, sowohl Gelegenheitsraser als auch Profis, die eine gesamte Karriere verfolgen wollen. Liebevolle Grafik und eine nahezu perfekte Steuerung lassen einen fast vergessen, dass dieses Spiel auch schwache Seiten hat, allen voran die schwache Akustik, der fehlende Internet-Modus und die Framerate, die besonders gern bei den unpassendsten Gelegenheiten einbricht. Trotzdem: Wer Motorrad-Rennspiele mag, kommt momentan an Moto GP kaum vorbei.

Pro

<li>sehr gute, schnelle Grafik</li><li>irres Geschwindigkeitsgefühl</li><li>motivierende Spielmodi</li><li>viele frei zu spielende Boni</li><li>sehr guter Trainingsmodus</li><li>clevere Gegner</li><li>realistische Fahrphysik</li><li>realistische Steuerung</li>

Kontra

<li>schwankfreudige Framerate</li><li>kein Internet-Modus</li><li>abwechslungsarme Texturen</li><li>fummelige Steuerungskonfiguration</li><li>wenig aufregende Akustik</li>

Wertung

PC

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