Warlords Battlecry 307.07.2004, Bodo Naser
Warlords Battlecry 3

Im Test:

Allen Freizeit-Helden ist die gute alte Warlords-Reihe natürlich noch ein Begriff, deren Echtzeit-Ableger seit einigen Jahren Warlords Battlecry heißt. Der dritte Teil des Fantasy-Strategiespiels ist eben bei Enlight auf Deutsch erschienen: Kann er alte Feldherrengelüste wecken?

Es war einmal...

Früher einmal klang der Name Warlords vielversprechend nach wild zusammengewürfelten Fantasy-Armeen aus Rittern in blitzenden Rüstungen, schneeweißen Einhörnern und mächtigen Drachen. Wie beim rundenbasierten Heroes of Might & Magic oder Age of Wonders ging es darum, mit der von Helden geführten Truppe durch die Lande zu ziehen, um verborgene Ruinen aufzumischen, magische Artefakte zu finden und ausgewachsene Städte einzunehmen. Im Prinzip funktioniert das heute noch genauso; nennenswerte Neuerungen bietet das Echtzeit-Strategiespiel anno 2004 allerdings nicht.

Das Auswahlmenü wirkt stimmungsvoll, wenn auch ein bisschen grob.

Spielumfang

Wer schon einmal Warlords Battlecry 2  gespielt hat, wird sich im dritten Teil von Beginn an zurechtfinden. Das Spiel bietet eine von einer 08/15-Fantasy-Story notdürftig umrahmte Kampagne, einzelne Schlachten und einen Multiplayer-Modus. Zunächst einmal müsst ihr euch einen Helden erstellen, den ihr dann in die von euch auf der großen Karte ausgewählten Schlachten schicken könnt. Ein kurzes Tutorial, das quasi 1:1 aus dem Vorgänger des Jahres 2002 übernommen wurde, führt euch ins Gameplay ein. Im Multiplayer-Modus könnt ihr über LAN und Internet antreten.

Der Beobachtungsturm steht bereits in Flammen. Die Orkbande schickt sich an, den Feind zu vertreiben.
__NEWCOL__Elfen oder Orks?

16 Rassen und 28 Charakterklassen stehen zur Auswahl. Neben den eher klassischen Fantasy-Wesen wie Zwerg, Elf oder Untoter sind fünf neue Rassen mit von der Partie: Die Menschen wurden in schlagkräftige Ritter und magisches Kaiserreich aufgeteilt. Stets einen tödlichen Hauch hinter sich her ziehen die Pestfürsten, die Krankheiten verbreiten. Die schlangenhaften Ssrathi schicken selbstaufgezogene Dinos in den Kampf.

Die gnadenlosen Insektenwesen des Schwarms stammen aus der staubigen Wüste. Mit der Rasse des Helden bestimmt ihr auch euer Volk. Positiv ist, dass sich die Rassen klar voneinander unterscheiden: So kann etwa der Schwarm den Minen seiner Gegner Rohstoffe entziehen. Zwerge hingegen bleiben von ihrer Zahl begrenzt, im Gegendsatz zu den Orks, die auf Masse setzen.

Orks und Trolle mischen die feindliche Station auf. Die Wachtürme sind als erstes dran.

Bau & Kampf

Die Missionen der Kampagne sind recht abwechslungsreich, da sich der Bau von Siedlungen und taktische Schlachten in etwa die Waage halten. Bei Ersterem erstellt ihr eine Station, die aus einer Reihe von umständlich zu bauenden Gebäuden besteht. Diese werden erst nach und nach erforscht und dann mit Hilfe der vier Rohstoffe errichtet.

Durch die Aufwertung der Bauten bekommt ihr immer bessere Einheiten, deren Produktion wie bei einer Hydra schon eine Weile dauern kann. In den taktischen Missionen besitzt ihr eine bestimmte Anzahl von Soldaten, die ihr zuvor ähnlich wie bei Codename Panzers kaufen könnt. Löst ihr kleinere Quests, bekommt ihr einige Einheiten dazu. Die Truppen gewinnen an Erfahrung und steigen auf – nach jeder Mission schließen sich euch erfahrene Gefolgsmänner an.

Heldenhaftes

Schnell entwickelt sich ein persönliches Verhältnis zum eigenen Schützling, was nicht zuletzt an den überzeugenden Rollenspielelementen liegt. Im Kampf wird euer Held immer erfahrener und beim Aufstieg dürft ihr seine Fähigkeiten verbessern. Ausstaffiert mit verheerender Magie, mächtigen Waffen und Artefakten wird er so zum Superhelden. Leider stirbt manch ein Heroe viel zu früh, da ihn seine Recken im Kampf nicht richtig abschirmen – eine eher abwartende Vorgehensweise ist daher anzuraten. Da pro Held nur einmal gespeichert werden darf, solltet ihr das öfter tun. Ein nettes Feature am Rande: Gefallene Verbündete könnt ihr auf dem eingebauten Friedhof besuchen, wo ihrer gedacht werden darf.

Nach jeder Schlacht dürft ihr verdiente Truppen in euer Gefolge eingliedern, die ihr beim nächsten Gefecht wieder einsetzen könnt.

Kaum Taktik gefragt

Die Echtzeit-Kämpfe sind trotz Gruppen und vorgegebener Formationen vom Massenangriff geprägt, um den ihr letztlich nicht herumkommt. Taktische Finessen solltet ihr besser gleich vergessen, denn auch in den Schlachten ohne Bau von Einheiten bleibt wenig Zeit zum Nachdenken. Müsst ihr etwa einen Sturm von Conans Verwandten zurückschlagen, kommt es dabei eher auf die Qualität und Zahl eurer Krieger an als auf deren Aufstellung. Die ultimative Einheit gibt es nicht, da auch Riesen, wenn allein an der Front, irgendwann tot umfallen. Die Computergegner greifen aggressiv an, wenn auch mit wenig Geschick. Leider ist es im Getümmel alles andere als einfach, den gegnerischen Helden per Maus anzuklicken, was an der oft ungenauen Kampfsteuerung liegt.

Die vielköpfige Cryohydra, die es auch als feuerspeiende Version gibt, verursacht einen Frostschaden.
__NEWCOL__Uralte Grafik

Verglichen mit der märchenhaften Welt von Age of Wonders sieht Warlords Battlecry 3 (ab 26,90€ bei kaufen) einfach unschön aus, was sicher nicht nur an der hoffnungslos veralteten 2D-Grafik liegt. Vom Stil her ist die Darstellung eher realistisch als etwa das comichafte WarCraft 3 , mit dessen nach wie vor opulenter 3D-Grafik es aber nur schwer vergleichbar ist. Die Umgebung wird allenfalls angedeutet und ist alles andere als überzeugend dargestellt. Dreht ihr die Auflösung nach oben, wird die pixelige Darstellung dadurch nicht ansehnlicher. Immerhin besitzen die Völker auch beim Design ihren eigenen Stil, der sich in den Gebäuden niederschlägt. Zwischen den Missionen gibt es nur Zwischensequenzen aus gezeichneten Einzelbildern, aber keine Filme.

Das Zauberbuch des Pestfürsten, mit dem ihr Unheil beschwören könnt. 

Wundervoller Sound

So altbacken Warlords Battlecry äußerlich wirkt, so wundervoll ist die Musik, die während der Schlachten ertönt. Da gibt es Pompöses zu hören aber auch leise Töne, die von den Musikern der Feen stammen könnte. Das Spiel ist komplett lokalisiert und bei den Stimmen der Einheiten hat das Übersetzungsteam ganze Arbeit geleistet. Dass jeder Ghoul, Kobold und Elf seine eigene Stimme hat, ist keinesfalls selbstverständlich. Euer Held gibt sogar gratis Weisheiten wie "Ich bin der Tod" von sich. Die Zombies geben sich da deutlich volksnaher, wenn sie zu Recht fragen, wann es denn endlich was zum Mampfen gibt!

In den Produktionsstätten der Einheiten könnt ihr deren Eigenschaften verbessern.

Fazit

Warlords Battlecry hat spielerisch einiges zu bieten, was in erster Linie an den unterschiedlichen Rassen und den motivierenden Rollenspielanteilen liegt. Dennoch will der Funke nicht so recht überspringen, da sich das Spielprinzip im Vergleich zum Vorgänger des Jahres 2002 kaum verändert hat. Das liegt auch daran, dass das Fantasy-Abenteuer -wie schon seine Vorgänger- über keine gescheite Handlung verfügt. Auch beim umständlichen Bau von Gebäuden und der Bedienung im Kampf offenbaren sich deutliche Schwächen. Zudem avanciert der Titel zum hässlichen Entlein unter den Echtzeit-Strategietiteln: Die 2D-Grafik ist einfach überholt, die Landschaft wirkt schlichtweg enttäuschend. Kein Vergleich also mit Age of Wonders oder WarCraft 3, die beide wesentlich ansehnlicher auftreten. Aber Aussehen ist im Strategiegenre eben nicht alles, so dass man Warlords Battlecry zumindest den Fans der Serie ans Herz legen kann.

Pro

16 unterschiedliche Rassen
verschiedene Missionen
Einheiten vor Schlacht auswählen
Einheiten in Gefolge eingliedern
Quests am Rande
wundervolle Musik
Sprüche der Einheiten
Editor

Kontra

abgedroschenes Spielprinzip
Taktik kaum entscheidend
teils umständliche Bedienung
ungenaue Kampfsteuerung
dünne Story
nur ein Speicherplatz pro Held
2D-Optik des Vorgängers
schemenhafte Umgebungsgrafik

Wertung

PC

Ich bin als alter Veteran der Reihe enttäuscht: grafisch & spielerisch hat sich kaum etwas getan.

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