Knights of the Temple: Infernal Crusade09.04.2004, Mathias Oertel
Knights of the Temple: Infernal Crusade

Im Test:

Auf der Xbox konnten die Spieler bereits seit einiger Zeit mit Knights of the Temple ins düstere Mittelalter ziehen und Schwert schwingend die Gegnerhorden dezimieren. Nun ist der neue Titel der Enclave-Macher auch für den PC erhältlich. Im Test verraten wir euch, ob und was sich geändert hat, und ob das Hack&Slay auch auf Rechenknechten zünden kann.

Story Nebensache

Braucht ein Hack&Slay eine gute Story? Ja und nein! Es ist sicherlich hilfreich, wenn man weiß, für welchen guten Zweck man die Gegnermassen mit Schwert, Axt und Bogen dezimiert. In diesem Fall müsst ihr einen längst verstorbenen, aber durch einen Pakt mit Mephisto wieder auferstandenen bösen Bischof jagen und erledigen, bevor er die Welt mit seinen dunklen Ritualen zu einer teuflischen Spielwiese macht.

Doch die Geschichte ist nicht sehr spektakulär erzählt. Obwohl einige überraschende Wendungen auf euch warten, klickt man die Zwischensequenzen eigentlich eher schnell weg, um sich im nächsten Abschnitt seiner Haut zu erwehren.

Enclave in anders

Wer bereits Enclave gespielt hat, weiß ziemlich genau, was auf ihn zukommt: unkomplizierte Hack&Slay-Action, in der neben zahlreichen Hieb- und Stichwaffen auch Pfeil und Bogen sowie neuerdings auch Magie zum Einsatz kommen. Allerdings hat sich das Team von Starbreeze einige Kritikpunkte der vor mehr als einem Jahr erschienenen Metzelei zu Herzen genommen. Die Steuerung lässt z.B. nichts zu wünschen übrig: Sowohl normale Schläge, als auch die nach und nach erlernten Kombos, Konter und magischen Hilfen lassen sich wunderbar einfach abrufen. Wobei allerdings ein Pad zu bevorzugen ist, da man hier mit dem Stick besser auf die Wechsel der festen Kameraperspektiven eingehen kann.

Freut euch auf unkomplizierte Duelle, die dank des etwas überpowerten Blocks etwas an Spannung verlieren. 

Die mit Hilfe von Motion Capturing erstellten Kampfanimationen sehen richtig gut aus und vermitteln sogar das Gewicht der geführten Waffe. __NEWCOL__Allerdings können sie nicht verhehlen, dass das Bewegungsrepertoire letzten Endes relativ eingeschränkt ist. Dafür spritzt bei jedem Treffer das Blut, dass es eine wahre Freude ist. Zudem gibt es immer wieder die Möglichkeit, nicht gerade spektakuläre, aber effektive und verheerende Finisher anzusetzen. Kniet oder liegt ein Gegner nach einem Schlag vor euch und hat nur noch wenig Lebensenergie, setzt ihr einen speziellen Move an, der dem Feind unmissverständlich klar macht, dass er sich nicht mit euch hätte anlegen sollen. Allerdings kommt die Lektion für ihn etwas zu spät, denn nachdem ihr ihm ein Schwert in den Nacken steckt und sauber der Wirbelsäule folgend nach unten filetiert, hat er keine Gelegenheit mehr, sich bei euch zu entschuldigen.

Die mit Motion Capturing erstellten Bewegungsabläufe sind sehenswert.

Monsterblock

Da Angriff vor allem im späteren Spielverlauf nicht immer die beste Verteidigung ist, habt ihr die Möglichkeit, gegnerische Schläge zu blocken, wobei dieses Feature für meinen Geschmack etwas zu komfortabel ausgefallen ist: Setzt ihr den Block an, verpuffen vor allem anfangs sämtliche Angriffsversuche der Gegner wirkungslos - ganz gleich, von welcher Seite sie kommen. Im späteren Verlauf begegnen euch zwar Feinde, die euren Block durchbrechen können, doch trotz allem stellen die Kämpfe auf Dauer keine all zu große Herausforderung dar. Denn mit Geduld und Timing lassen sich auch mehrere angreifende Feinde recht einfach besiegen – zumal sich die KI nicht immer von ihrer Schokoladenseite präsentiert. Nur per Zufall stimmen die Gegner ihre Aktionen aufeinander ab.

Und solltet ihr das Glück haben, einen weiter entfernt stehenden Kontrahenten mit dem Bogen in euer Blickfeld zu bekommen, passiert es immer wieder, dass der Gehrirnknirps auch bei Dauerbeschuss keine Anstalten unternimmt, euch anzugreifen oder gar auszuweichen. In diesem Zusammenhang wird es Bogenfanatiker wahrscheinlich stören, dass die abgeschossenen Pfeile keiner ballistischen Kurve folgen, sondern eher wie moderne Pistolenkugeln geradlinig ihr Ziel ansteuern. Da ich nicht zu dieser Gruppe gehöre, habe ich mich über diese Unkompliziertheit gefreut – obwohl trotzdem irgendwo ein etwas schaler Beigeschmack blieb.

Und wenn alle Stricke reißen, habt ihr im Spielverlauf Zugriff auf diverse Magietypen, die grafisch gut umgesetzt wurden und mal eure Lebensenergie auffrischen, mal die heranstürmenden Gegner braten.

Die Umgebungen sind stimmig, deutlich detaillierter als beispielsweise auf der Xbox, bieten aber auch wenig Interaktion.

Unkomplizierte Action mit Widerhaken

Doch trotz sporadisch eingestreuter Rätsel, die allerdings wenig Denkeinsatz verlangen, der nach und nach fordernderen Kämpfe und der spannenden Bosskämpfe kann Knights of the Temple nur verhaltene Begeisterung hervorrufen.

An der akustischen Untermalung liegt es nicht: Der Schlachtenlärm mit klirrenden Schwertern und schreienden Gegnern bietet zwar auf lange Sicht keine Überraschungen, ist aber durchweg sauber produziert. Gleiches gilt für die jederzeit gute Sprachausgabe, die sich allerdings hin und wieder im Zusammenspiel mit den Untertiteln der Lächerlichkeit preisgibt: Wenn unser edler Ritter einen Schlüssel aufsammelt und dabei ein "Was könnte das sein?" murmelt, während euch am unteren Bildschirmrand "Schlüssel für die Hintertür" eingeblendet wird, kommt man um ein Schmunzeln nicht herum.

__NEWCOL__Die Musik hingegen ist tadellos: von dramatisch bis verhalten spannend wird ein jederzeit dichter und stets passender Melodienteppich gewoben.

Woran liegt es dann? Zum einen sicherlich an der nur spärlichen Interaktion mit der Umgebung. Denn obwohl die Entwickler zahlreiche Elemente eingebaut haben, die sich mit den Waffen formschön in kleine Teile häckseln lassen, bleibt der Eindruck von Sterilität zurück.

Zwar sind die Levels abwechslungsreich, in sich stimmig und größtenteils mit schönen Texturen tapeziert sind, aber auch hier wird auf lange Sicht zu wenig getan, um dem düsteren Mittelalter Leben einzuhauchen. Allerdings muss man sagen, dass die PC-Version im Vergleich zur Xbox nochmals grafisch nachgelegt hat und neben den höheren Auflösungen klarere Texturen bietet – und das alles bei angenehm moderaten Anforderungen. Ab einem 1 MHz-Prozessor, mind. 256 MB RAM und GeForce 3 seid ihr optimal gewappnet.

Unkomplizierte Hack&Slay-Action aus der Hölle? Nicht ganz. Trotz kleiner Fehler und Unstimmigkeiten sorgt Knights of the Temple für Spielspaß.

Und auch wenn die FMV-Sequenzen wahrlich nicht berauschend sind, ertappt man sich immer wieder dabei, das Pad bzw. die Tastatur wieder in die Hand zu nehmen und sich durch den nächsten der über 20 Abschnitte zu metzeln. Denn irgendwo tief in mir schlummert ein verkappter Tempelritter, der allen Mankos zum Trotz Gefallen daran findet, sich durch Gegnerhorden zu metzeln, um die schöne Adelle aus den Klauen des Bischofs zu befreien. In sparsam aufgeteilten Dosen macht unkomplizierte Action einfach einen Heidenspaß.

Fazit

Während alles auf einen Enclave-Nachfolger wartet, kommt das nach ähnlich einfachem Prinzip gestrickte Knights of the Temple gerade recht, um die Fans unkomplizierter Action auch auf dem PC zufrieden zu stellen. Doch nach der Euphorie der ersten halben bis ganzen Stunde, in der man sich an guten Animationen, nett inszenierten Kämpfen und natürlich auch an dem zur Genüge fließenden Blut gelabt hat, setzt eine deutliche Ernüchterung ein. Daran können auch die sporadisch eingestreuten, aber wahrlich nicht komplizierten Rätsel, der Magieeinsatz sowie Pfeil und Bogen nicht mehr viel ändern. Denn auf Dauer variiert das anfangs so vergnügliche Gemetzel in keiner Form und bringt nur durch Gegner mit einer höheren Lebensenergie so etwas wie Abwechslung und Herausforderung. Die Bosskämpfe bieten zwar ansatzweise Spannung, kommen aber viel zu selten. Auch die technische Seite ist nicht immer optimal gelöst: Während die Animationen überzeugen, stören Clipping-Fehler, was auf den Rechenknechten aber durch hohe Auflösungen und detailliertere Texturen wieder aufgefangen wird. Einzig die Akustik glänzt mit stimmungsvollen Melodien, herrlich schepperndem Schlachtenlärm und guter deutscher Sprachausgabe. Für eingesessene Action-Fans, die genug vom x-ten Ego-Shooter haben, sicherlich einen Blick wert – allerdings ist ein Probespielchen empfehlenswert.

Pro

einfache Steuerung
schnell zu erlernende Kombos
Rätsel-Einlagen
unkompliziertes Action-Vergnügen alter Schule
Magieeinsatz
atmosphärische Musik
nett anzusehende Finisher
moderate Hardware-Anforderungen
ausreichend Speichermöglichkeiten

Kontra

Clipping-Probleme
schwache KI
wenige Bosskämpfe
auf Dauer eintönig
hin und wieder ungünstige Kameraführung
Leveldesign mit Hang zur Orientierungslosigkeit
wenig Interaktion mit der Umgebung
äußerst linear

Wertung

PC

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