Metalheart16.09.2005, Bodo Naser
Metalheart

Im Test:

Es war einmal ein ältlich daher kommendes Endzeit-Rollenspiel, das die Fluch der Karibik-Machern entwickelten, im Kielwasser von Fallout surfte und in einer weit weit entfernten Galaxis spielte. Ach ja, massig Replikanten, Cyborgs und Mutanten waren natürlich auch mit von der Partie. Hm, noch was? Genau, es frönte einem hoffnungslos in die Jahre gekommenen Gameplay. Ob Metalheart trotz dieser Mankos was geworden ist?

Zurück in die Endzeit

Zu Beginn von

Gestrandet auf einem trostlosen Planeten, auf dem die Gewalt regiert. Das Ganze ohne deutsche Sprachausgabe. 
Metalheart stürzt ihr mit eurem Raumschiff auf dem unwirtlichen Planeten Protion ab, dessen Bewohner ihr Dasein in Knechtschaft fristen. Die Soldaten eines ominösen Imperiums unterdrücken brutal jede Freiheitsregung unter den vier versklavten Völkern, da nur so der stete Rohstofffluss für das Reich garantiert scheint. Ausgerechnet die zwei gestrandeten Spielcharaktere sollen nun den Widerstand in Schwung bringen. Eigentlich wollen sie nur eines - weg vom Planeten. Wenn es aber nicht anders geht, muss eben noch vorher die Welt gerettet werden. Die Story macht vielleicht neugierig, wird aber alles andere als spannend erzählt. So geht es euch auch nicht nahe, was mit dem Planeten und seinen Bewohnern passiert.

Kaum Entscheidungen

Außerdem identifiziert ihr euch kaum mit den Charakteren. Zwar wird immer euer persönliches Verhältnis zu den einzelnen Parteien eingeblendet, wer nun aber glaubt, sich wie bei Knights of the Old Republic auch für die dunkle Seite der Macht entscheiden zu können, ist auf dem Holzweg. Denn nicht nur die versklavte Bevölkerung im Spiel leidet unter einem Mangel an Freiheit, sondern leider auch der vorhersehbare Verlauf. Ihr spielt die Guten und dabei bleibt es auch. Ebenso wenig dürft ihr zwischen verschiedenen Charakteren wählen, denn Cheris und Lathan stehen von Anfang an fest. Immerhin ist es möglich, im späteren Spielverlauf weitere Leute in die Gruppe aufzunehmen, bis ihr sechs Mitglieder habt.

Auf Entdeckungstour

Allerdings sind die Dialoge auch nicht derartig interessant, dass man sie auch noch auf Deutsch bräuchte.
Die Welt durchstreift ihr in unübersichtlicher, isometrischer Perspektive, die sich weder drehen noch zoomen lässt. Die noch unbekannten Teile der über 100 Schauplätze sind nicht einmal per Fog of War abgedunkelt - scheinbar kennt ihr den Planeten schon wie eure Westentasche, obwohl ihr zum ersten Mal dort gelandet seid. Die Orientierung fällt trotzdem schwer, auch weil Ladenschilder, Hinweistafeln oder eine Minikarte fehlen. Die Dialogmöglichkeiten mit den vielen NPCs sind jedoch eher begrenzt, auch wenn ihr manchmal wählen dürft, was ihr sagen oder fragen möchtet. Wenn ihr die Frage wählen dürft, hat es keine Auswirkungen auf den Verlauf, was ihr sagt. Ihr müsst immer alles fragen, denn nur so bekommt ihr Quests. Die wenig interessanten Gespräche sind so letztlich nur Mittel zum Zweck.

           

Runde um Runde

Betretet ihr

Eure Charaktere dürft ihr sogar recht frei ausrüsten und aufbauen. Sogar Implantate könnt ihr einbauen.
eines der oft leeren Häuser, bedeutet das erst einmal wieder nachladen. Sobald ein Kampf ansteht, wechselt das Spiel automatisch in den rundenbasierten Modus. Zwar läuft eigentlich das ganze  Rollenspiel in Runden, es fällt aber nicht weiter auf, da diese ohne Unterbrechung hintereinander ablaufen. Jeder Charakter besitzt eine Anzahl an Aktionspunkten, die als Lichter unten am Bildschirmrand zu sehen sind. So könnt ihr pro Runde ein paar Mal feuern, schlagen oder die Position wechseln. Ohne großartigen Schutz sind die Kämpfe zu Beginn fast ein Himmelsfahrtskommando. Das ständige Ableben wird nur durch das Einnehmen von sündhaft teuren Medipacks verhindert, die euch langsam heilen. Gruppenbefehle gibt es eben so wenig wie Formationen.

Künstlicher Arm gefällig?

Pimp my body! Wer nicht darauf warten will, dass seine Leutchen langsam durch das bisweilen recht eintönige Lösen von Quests aufsteigen, der muss seine Credits in Implantate investieren. Es gibt künstliche Glieder und Teile, die eure Kampfkraft steigern. Aber auch künstliche Ohren, die euch besser hören lassen. All das kostet viel Geld und benötigt außerdem Kenntnisse in Robotik und Medizin, die ihr euch erst umständlich anlesen müsst. Die ebenfalls nicht ganz billigen Lehrbücher dafür kann aber nur lesen, wer über genügend Intelligenz verfügt. Da es keine Charakterklassen gibt und ihr eurer Leute frei aufsteigen lassen dürft, könnt ihr euch so das nötige Köpfchen dafür erwerben.

Schlichtes Äußeres

Die pixelige Grafik ist gar nicht postmodern sondern eher von vorgestern.
Über die altbackene 2D-Grafik mit Iso-Sicht braucht man eigentlich kein Wort mehr zu verlieren, denn sie ist schlicht nicht mehr zeitgemäß. Wenn sie wenigstens ansprechend gestaltet wäre, würde niemand etwas sagen, aber nicht einmal Design, Stil oder Grad an Details überzeugen letztlich. Gerenderte Filme kommen nur ganz selten einmal vor. Der Spieltitel verspricht Metalklänge, die aber fehlen: Die Musik klingt eher nach Westerngedudel und ist daher einfach unpassend. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht. Es gibt deutsche Untertitel, die auf bitter nötig sind, da die englische Sprachausgabe wegen undeutlicher Aussprache kaum zu verstehen ist. Auch die Untertitel sind nicht immer brauchbar, da ihre monotone Schrift schwer lesbar ist.

     

Fazit

Bei Metalheart fragt man sich wirklich, für wen das endzeitliche Rollenspiel eigentlich produziert wurde. Das nostalgische aufgemachte Gameplay soll wahrscheinlich Fallout-Fans anlocken, die aber sicher Besseres erwarten. Sie werden nach viel zu kurzer Wiedersehensfreude mit dem Rollenspiel aus dem Hause Akella keinen großen Spaß mehr haben. Alle anderen werden sicher durch das hoffnungslos altbackene und außerdem unschöne 2D-Äußere abgestoßen, das einfach ein Witz ist. Auch das rundenbasierte Geschehen, das uninspiriert erzählt wird und dessen Quests auf Dauer langweilen, lockt sicher keine Spieler in Scharen an. Wer also Fallout sein Eigen nennt, sollte lieber das noch einmal herauskramen oder zum aktuelleren The Fall greifen. Auf diese Weise könnt ihr ohne weitere Kosten in Erinnerungen an die Endzeit schwelgen.

Pro

rundenbasiertes Rollenspiel im Stil von Fallout
bis zu sechs Gruppenmitglieder
freie Charakterentwicklung
Fülle von Implantaten

Kontra

wenig Freiheit beim Vorgehen
fummelige Steuerung
Dialoge ohne Auswirkung
eintönige Quests
unübersichtlich
keine Mini-Map
Karte nicht verdeckt
altbackene 2D-Grafik
keine deutsche Sprachausgabe
unpassende Musik
häufiges Nachladen

Wertung

PC

Unschön, veraltet und schnell langweilig

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