Test: Opus Magnum (Logik & Kreativität)

von Benjamin Schmädig



Opus Magnum (Logik & Kreativität) von Zachtronics
Edler Alchemie-Baukasten
Entwickler:
Publisher: Zachtronics
Release:
07.12.2017
07.12.2017
07.12.2017
Erhältlich: Digital
Spielinfo Bilder Videos
Und dann war Opus Magnum einfach da: Erst veröffentlichte Independent-Entwickler Zach Barth sein neuestes Spiel fast ohne Vorlauf im Early Access auf Steam und dann ist der geistige Nachfolger unseres PC-Spiels des Jahres 2016, Shenzhen I/O, gerade mal zwei Monate später schon fertig. Würden andere Studios nur halb so effektiv arbeiten... Dabei ist es gar nicht die Geschwindigkeit, mit der Barth sein nächstes Spiel veröffentlicht; es ist vor allem die Qualität, mit der Opus Magnum im Test begeistert.

Die Macht der Chemie

Sein Name wird nicht neben Blockbuster-Machern wie Druckman, Cage oder Levine erwähnt, steht aber genau wie seine Kollegen für einige der besten Spiele ihres Genres. Denn Barth erdenkt nicht einfach Puzzles, für die er vertrackte Lösungswege ersinnt – er erstellt Systeme, mit denen man nach Lust und Laune eigene Abläufe entwirft und gibt lediglich Ausgangsmaterialien und das gewünschte Ergebnis vor. Wie man das Letztere erstellt, überlässt er alleine der Fantasie und dem Können seiner Spieler.

Konstruierte man in Infinifactory etwa kleine Fabrikanlagen einschließlich Schweißmaschinen und Laufbändern, programmierte man in Shenzhen I/O selbst platzierte elektronische Module. In Opus Magnum ist man schließlich als Alchemist Anataeus Vaya unterwegs, dessen Fach allerdings nicht das Magische ist, sondern eine Art frei erfundene Chemie.
Man zieht Greiarme und Befehle einfach aufs Spielfeld, um komplexe Abläufe zu erstellen.
Man zieht Greiarme und Befehle einfach aufs Spielfeld, um komplexe Abläufe zu erstellen.
Man verarbeitet also Elemente, die wie einzelne Atome dargestellt werden, und fügt die so gewonnenen Stoffe zu später sehr komplexen Produkten, Molekülen quasi, zusammen.

Drehen, drücken, schieben

Dafür nutzt man sich drehende oder auf Schienen fahrende Greifarme, um z.B. Feuer auf ein Feld zu transportieren, auf dem es zu Salz verarbeitet wird, woraufhin dieses von einem weiteren Arm dorthin gebracht wird, wo es mit Kupfer verschmolzen wird, das man mithilfe mehrerer Einheiten Quecksilber ebenfalls erst herstellen muss. Je komplexer die Moleküle und je mehr Möglichkeiten der Weiterverarbeitung man erhält, desto aufwändiger werden diese Vorgänge. Immerhin muss man jeden Produktionsschritt eigenhändig programmieren, indem man den gewünschten Befehl (greifen, drehen, ein Feld weit auf Schienen bewegen usw.) an die gewünschte Position der Zeitleiste zieht.

Das ist grundsätzlich kinderleicht! Tatsächlich bleibt Opus Magnum sogar etwas zu lange sehr einfach, weil man im Grunde nur relativ überschaubare Abläufe aneinanderreiht – es ist Barths bisher leichtestes Spiel. Erst im letzten Drittel sind die gewünschten Produkte so komplex, dass man sehr genau überlegen muss, wie man
Opus Magnum ist übrigens die Weiterführung eines älteren Konzepts: Zachtronics vereint darin Elemente aus SpaceChem und des noch heute im Browser spielbaren The Codex of Alchemical Engineering.
zeitliche und räumliche Abläufe kombiniert.

Und spätestens, wenn man endlich dabei zusieht, wie die programmierten Abläufe wie ein Uhrwerk ihr Programm abspulen, um ein Produkt nach dem nächsten zu fertigen, ist das Ergebnis unverschämt befriedigend. Opus Magnum ist nämlich auch Barths bisher schönstes Spiel; die edle Steampunk-Ästhetik steht den metallenen Greifarmen, bronzefarbenen Schienen und satt leuchtenden Elementen ganz hervorragend!

Entspannung im Garten

Umso reizvoller ist es, nicht nur effektive Produktionswege zu erstellen, sondern auch besonders schicke. Gelegentlich habe ich jedenfalls darauf gepfiffen, dass die Online-Rangliste jeder Lösung anzeigt, wie teuer die verwendete Anlage im Vergleich zu denen anderer Spieler ist, wie lange sie für das Herstellen ihres Produkts benötigt und wie viel Platz sie einnimmt. Das ist natürlich gerade im Wettstreit mit Freunden ein großer Anreiz und Grund genug, manche Lösung noch lange nach ihrem
Das Minispiel Sigmar
Sigmar's Garden ist eine gelungene Abwechslung vom Alltag als Alchemist und könnte sogar auf eigenen Füßen stehen.
Erstellen zu optimieren. Bedauerlich finde ich nur, dass man nicht hin und wieder begrenzten Platz zur Verfügung hat, mit einem limitierten Budget auskommen oder auf ganz andere Bedingungen Rücksicht nehmen muss.

Fordernd wird das Spiel mit der Alchemie dafür spätestens mit den den von Spielern erstellten Aufgaben – zum großen Teil ausgesprochen anspruchsvolle Kopfnüsse, bei denen es schwer fällt, überhaupt eine funktionierende Produktionskette zu entwerfen. Wer seine grauen Zellen mit vertrackten Aufgaben antreiben will, findet also mehr als genug Gelegenheiten.

Unterhaltsam ist außerdem die Solitaire-Variante Sigmar's Garden, in der man in richtiger Reihenfolge die Elemente des Alchemie-Baukastens vom Spielfeld räumen muss. Zum einen würde das Minispiel locker als eigenes kleines Spiel durchgehen. Zum anderen ist sogar ein unbedeutender, aber trotzdem interessanter Teil der Geschichte an die Anzahl gewonnener Partien gebunden. Überhaupt stellt der Plot um den ebenso begabten wie über Norm von sich überzeugten Anataeus Vaya dem edlen Alchemie-Baukastens einen angenehm unterhaltsamen Rahmen.

Kommentare

Usul schrieb am
Hmm... und das auch noch mit einer wirklich toll nachvollziehbaren Begründung.
Astorek86 schrieb am
chrische5 hat geschrieben: ?17.12.2017 22:08Hallo
Ich würde das gern auf der Couch mit meiner Frau spielen. Sind denn auch andere Versionen geplant? Ich fände ps4 toll.
Christoph
Meines Wissens hat es leider noch kein Zachtronics-Spiel auf irgendeine Konsole geschafft; eine Controller-Unterstützung gibts ebenfalls nicht...
chrische5 schrieb am
Hallo
Ich würde das gern auf der Couch mit meiner Frau spielen. Sind denn auch andere Versionen geplant? Ich fände ps4 toll.
Christoph
Astorek86 schrieb am
Hab bisher "nur" das Tutorial gespielt, aber was ich schonmal sagen kann: An der Spielmechanik erkennt man sehr schnell, dass das ein typisches Zachtronics-Spiel ist. Wie im Test erwähnt dank Tutorial deutlich zugänglicher als frühere Zachtronics-Spiele; lt. diversen Testberichten soll das Hauptspiel wohl nicht ganz so komplex und schwierig sein wie seine spielmechanischen Vorgänger, was aber für Hardcore-Fans mit zusätzlichen, vom Hauptspiel losgelösten Aufgaben und der Steam-Workshop-Unterstützung verschmerzbar ist.
Spiel würde ich mir sehr gerne für die Switch wünschen, meinetwegen auch nur mit Handheld-Unterstützung (wegen der Benutzeroberfläche, die sich so nicht ohne Weiteres auf Controller übertragen lässt).
Ist schon faszinierend: Zachtronics bedient einen eher kleinen Markt, aber was sie abliefern, ist genau das, was die Zielgruppe in der Regel auch will...
schrieb am