Jagged Alliance 2 - Wildfire22.04.2005, Marcel Kleffmann
Jagged Alliance 2 - Wildfire

Im Test:

Eine 30 Euro teure Modifikation für ein sechs Jahre altes Spiel? Genau dieses Kunstwerk vollbringt Publisher Zuxxez, denn sie haben die Mod Wildfire für das Kultspiel Jagged Alliance 2 nun als Stand-Alone-Version in den Handel gebracht. Welche gravierenden Änderungen ihr erwarten könnt und ob die 30 Euro gut angelegt sind, verrät der Test.

Nostalgischer Rückblick

Taktik-Fans werden sich an Jagged Alliance 2 gerne zurück erinnern: Durchzockte Nächte mit langen Guerilla-Duellen und die unnachahmlich motivierende Jagd nach Verbesserungen für die Söldner machten das Spiel nicht nur zu einem Freizeit-Killler, sondern auch zu einem Klassiker, der selbst heute in Sachen taktische Tiefe die Fahne hoch hält. Seit dem Release des Spiels sind knapp sechs Jahre verstrichen und mittlerweile zeichnet die Community für zahlreiche Mods verantwortlich. Darunter auch Wildfire, das nun zusammen mit dem Ursprungsspiel als Vollpreis-Titel angeboten wird.

Ab jetzt könnt ihr bis zu zehn Söldner mit in einen Sektor nehmen.
Hoffnungslos veraltete Kulisse

Bevor die Installation beginnen kann, gilt es erstmal den CD-Key zu entziffern. Dank der äußerst miserablen Schriftart kann jede 5 ein S sein, jede 0 ein O, jede 6 ein G und irgendwie lassen sich B und D ähnlich schwer bestimmen. Nach rund 26 Versuchen gelang es mir schließlich, den Key korrekt einzutippen. Das fängt ja gut an!

Habt ihr die CD-Key-Hürde gemeistert, fällt dem Kenner das Kultspiels sofort auf, dass sich am eigentlichen Gameplay überhaupt nichts verändert hat: Nach wie vor müsst ihr mit einer Söldner-Einheit und einem Individual-Helden die Bananenrepublik Arulco von der Unterdrückung der bösen Drogenbaronin Deidranna befreien. Dieser taktiklastige Kleinkrieg bietet euch spannende Rundenduelle, zahllose Aufgaben, RPG-typische Charakter-Bildung und eine fast ausnahmslos nicht-lineare Kampagne.

Was hat sich verändert?

Obwohl das Gameplay komplett aus Jagged Alliance 2 übernommen wurde, gibt es auch einige Änderungen, mit denen hauptsächlich Fans der Serie etwas anfangen können: Alle Waffen wurden neu ausbalanciert und verhalten sich jetzt noch realistischer. Neu ist ebenfalls der Sound der Knarren. Manche klingen dadurch besser, andere hingegen nicht - Spieler des Vorgängers müssen sich jetzt neu orientieren, da viele der bekannten Geräusche ersetzt wurden. Hinzu gekommen sind über 20 neue Waffen (z.B. USP, Uzi, UMP, MP5A3, Mini-30, HK33, G36, MP7, etc.) und mehrere frische Söldner, die u.a. den alten Gus ersetzt haben. Ein kleines Detail am Rande: Die Fragen im B.S.E.-Katalog wurden ebenfalls aktualisiert.

Diese neuen Kämpfer fügen sich prima in das Gesamtbild ein und natürlich spielen die Beziehungen der Söldner untereinander auch wieder eine große Rolle, da nicht jeder mit jedem klar kommt. Während ihr im Hauptprogramm gerade einmal sechs Leute pro Trupp gleichzeitig in ein Gebiet schicken konntet, dürft ihr jetzt zehn Guerillas in die Schlacht schicken. Damit ihr bei so vielen Kriegern nicht die Übersicht verliert, haben die Entwickler die Auflösung von 640x480 auf 1024x768 erhöht. Weitere grafische Verbesserungen gegenüber dem Urvater dürft ihr jedoch nicht erwarten. Schon das alte Programm war kein grafischer Überflieger und sechs Jahre nach dem Release ist die Grafik natürlich veraltet - bis auf die vergleichsweise guten Animationen.

Aufgrund des höheren Feindaufkommens und der besseren KI solltet ihr unbedingt mehr Wert auf Deckung legen.
Überarbeitete Sektoren

Jeder Sektor in Arulco bekam eine Frischzellen-Kur verpasst: Gewisse Gegenstände und Objekte haben den Platz getauscht und so manch neue Deckung offenbart sich dem geneigten Taktiker. Diese neuen Schutzmöglichkeiten solltet ihr auch exzessiv nutzen, denn die Feinde haben sich klontechnisch vermehrt und sind tatsächlich schlauer geworden. Der alte Trick nach der Devise "Feinde anlocken durch laute Geräusche" funktioniert längst nicht mehr so effektiv wie damals - manchmal stellt die KI sogar fiese Fallen. Durch diese verbesserte künstliche Intelligenz und die zahlenmäßige Überlegenheit der Feinde steigt der Schwierigkeitsgrad enorm an und daher müsst ihr wirklich ziemlich frustresistent sein. Wer schon JA2 zu hart fand, wird mit Wildfire auf keinen grünen Zweig kommen.

Bug-Parade

Soweit so gut, aber das Spiel leidet an ziemlich vielen Bugs in allen Variationen. Manchmal lässt sich eine Waffe nicht nachladen, dann stürzen Gespräche ab oder mal fliegt ihr einfach aus heiterem Himmel auf den Desktop zurück. So etwas darf eigentlich nicht passieren. Vor allem, weil sogar das alte Ursprungsprogramm in dieser Hinsicht stabiler lief.

  

Fazit

Warum Jagged Alliance 2 Wildfire überhaupt herausgekommen ist, bleibt mir ein Rätsel: schließlich ist das Hauptprogramm schon sechs Jahre alt! Neue Waffen, Söldner, überarbeitete Sektoren und eine bessere Balance sind schön und gut, rechtfertigen aber keinen Vollpreis-Titel. Das Gameplay strotzt zwar immer noch vor Komplexität und unglaublich vielen Handlungsmöglichkeiten, aber der Zahn der Zeit nagt gewaltig. Da hilft auch die Erhöhung der Auflösung nicht viel weiter. Viel schlimmer ist allerdings, dass Jagged Alliance 2 Wildfire an ziemlich vielen Bugs leidet und somit alles andere als stabil läuft. Wenn ihr absolute Hardcore-Fans der Serie seid, ihr Arulco schon x-mal befreit habt und euch die veraltete Technik oder der knüppelharte Schwierigkeitsgrad nicht stören, dann könnt ihr zugreifen. Alle anderen sollten besser die Finger vom Spiel lassen.

Pro

taktischer Kult-Titel
neue Söldner fügen sich gut ein
mehr Ausrüstung
überarbeitete Karte
mehr Deckungsmöglichkeiten
verbesserte KI
höhere Auflösung
gutes Handbuch

Kontra

hoher Schwierigkeitsgrad
total veraltete Optik
Bugs, Abstürze und Crashs
schwer lesbarer CD-Key
zu wenig echte Neuerungen fürs Geld

Wertung

PC

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