RPM Tuning10.02.2005, Jens Bischoff
RPM Tuning

Im Test:

Ein Jahr nach den Konsolen-Tunern dürfen nun auch PC-User in RPM Tuning (ab 17,89€ bei kaufen) an den virtuellen Boliden von Babylon Software herumschrauben, um in illegalen Straßenrennen der Konkurrenz die Heckspoiler zu zeigen. Viel hat sich seit dem durchwachsenen PS2-Debüt jedoch nicht getan, obwohl EA und Co. die Messlatte mittlerweile nochmals höher gelegt haben. Sparfüchse könnten angesichts des günstigen Preises aber dennoch in Versuchung geraten.

Allein gegen die Mafia

Wählt ihr den Abenteuer-Modus von RPM Tuning, schlüpft ihr in die Rolle von Vincent Riker, dessen Auto gestohlen wurde.

Riker bekommt einen neuen Wagen zugeteilt: Zwischensequenzen treiben die Story voran (PS2).
Er versucht nun, sich durch illegale Straßenrennen in die Tuning-Mafia einzuschleusen, um sein entwendetes Schmuckstück wieder zu erobern. Natürlich ist dieses Unterfangen genauso schwierig wie riskant und erfordert neben fahrerischem Können auch unauffälliges Vorgehen und viel Geduld.

Geduldiger Undercover-Einsatz

So versucht ihr zunächst, das Vertrauen von niederen Bandenmitgliedern zu erlangen, ein paar kleinere Rennen zu gewinnen und Konflikten mit der örtlichen Polizei aus dem Weg zu gehen. Bevor ihr euer eigentliches Ziel erreicht, gilt es über 50 lineare Herausforderungen zu bestehen und dabei immer wieder neue Autos bis ans Limit zu tunen. Zwar könnt ihr auch freie Spritztouren durchs nächtliche Los Angeles unternehmen, aber bis auf das Sammeln von Ruhmpunkten durch heiße Drifts und gewagte Stunts gibt es dort keine lohnenswerte Beschäftigung.

Alles nach Plan

Schade eigentlich, denn ein paar kleine Rennduelle und Herausforderungen abseits der starren Rahmenhandlung hätten den einseitigen Spielverlauf immens aufgelockert.

LA bei Nacht: Im Spiel stehen euch fast hundert kalifornische Straßenkilometer zur Verfügung (PC).
So düst ihr lediglich von einer Aufgabe zur nächsten und versucht vorgegebene Zeitfahrten, Duelle, Turniere, Drag-Races oder Verfolgungsjagden für euch zu entscheiden. Seid ihr erfolgreich, kassiert ihr Prämien für neue Tuningartikel und werdet mit kurzen, in Spielgrafik präsentierten Zwischensequenzen über den Fortlauf der Story informiert.

Belanglose Alternativen

Alternativ zum Story-Modus könnt ihr auch in vorgetunten Autos Einzelrennen gegen bis zu drei CPU-Fahrer oder einen zweiten Mitspieler absolvieren. Außerdem könnt ihr euch im Tune&Race-Modus einen eigenen Fuhrpark aufbauen und durch im Story-Modus freigeschaltete Wettbewerbe das nötige Kleingeld für euren Auto- und Tuningbedarf verdienen. Eine Rahmenhandlung gibt es dabei natürlich nicht und auch die verfügbaren Tuningteile richten sich nach eurem Fortschritt im Story-Modus.        

Einsame Duelle

Das Mehrspielerangebot beschränkt sich leider auf Einzelrennen via Splitscreen ohne zusätzliche CPU-Beteiligung und Zivilverkehr und bringt auch noch weitere technische Einschränkungen wie verstärktes Pop-Up,

Geschwindigkeitsrausch: Zündet ihr den Lachgas-Turbo, beginnt die Szenerie zu verschwimmen (PC).
fehlende Streckenkarten und keine Perspektivenwahl mit sich. Doch auch spielerisch sind die einsamen Duelle alles andere als prickelnd und im Gegensatz zum Angebot der Konkurrenz ein regelrechtes Armutszeugnis. Wenigstens bleibt die Bildrate in allen Modi stets flüssig und überzeugt bei aktiviertem Lachgas-Turbo mit netten Blur-Effekten.

Bonus für Solisten

Einzelspieler werden zudem mit hübschem Reflection- und Environment-Mapping auf ihren Hochglanzboliden sowie zusätzlichem Zivilverkehr, insgesamt sechs Fahrperspektiven (von denen allerdings nur vier wirklich spielbar sind) und einem sichtbaren Schadensmodell bedient. Das hat jedoch keine Auswirkungen auf das Fahrverhalten und bringt auch keine teuren Reparaturen oder Verschleißerscheinungen mit sich. Selbst der Lachgasvorrat für euren Turbo wird nach jedem Rennen wieder gratis aufgefrischt und auch das Umlackieren von Karosserieteilen oder Anbringen von Aufklebern steht euch jederzeit kostenlos zur Verfügung.

Einkaufsparadies für Tuner

So könnt ihr jeden sauer verdienten Cent ins Tunen eurer leider nicht lizenzierten, aber trotzdem unverkennbar bekannten Modellen nachempfundenen Boliden steckenund neben Spoilern sowie motor- und fahrwerksbezogenen Veränderungen

Ende am Laternenmast: Unser Flitzer hat, wie man sieht, schon einige Crashs hinter sich (PS2).
auch Autoradios, Edelfelgen, Spezialscheinwerfer oder neue Außenspiegel erstehen. Die Kombinationsmöglichkeiten sind im Gegensatz zu den verfügbaren Fahrzeugmodellen, die ihr problemlos an den Fingern abzählen könnt, jedenfalls nahezu grenzenlos und perfekt auf das jeweilige Fahrzeug abgestimmt.

Hintergrundwissen vorausgesetzt

Natürlich dürft ihr bei entsprechenden Modifikationen auch am Setup Hand anlegen. Über die Auswirkungen veränderter Federungswerte, Bremskraftverteilungen oder Getriebeeinstellungen müsst ihr euch aber selbst im klaren sein, denn Erklärungen oder andere Hinweise gibt es dabei keine und auch das mickrige Handbuch, das in der PC-Version nur als PDF-Datei vorliegen wird, lässt Genreneulinge diesbezüglich gnadenlos im Regen stehen. Selbst die aufgeführten Spezifikationen der Fahrzeuge sind äußerst spärlich und bieten weder detaillierte Grip- noch Beschleunigungsangaben.         

Lenkfreude mit Einschränkungen

Allzu filigrane Einstellungen sind aber ohnehin nicht möglich und auch die handliche Steuerung setzt trotz Force-Feedback-Support (PS2) und dem so genannten Extrem Control System(per Knopfdruck erhöhte Beschleunigung, Bremskraft und Lenkwirkung)

Individuell: Mit Teillackierungen und Aufklebersets gebt ihr euren Boliden den Feinschliff (PC).
eher auf Arcade- als auf Simulationscharakter. Es gibt nicht einmal eine authentische Cockpit-Perspektive. Schade auch, dass die PS2-Fassung lediglich Logitechs Driving-Force-Wheel unterstützt und das nahezu baugleiche GT-Force-Lenkrad vom selben Hersteller bereits jeglichen Dienst versagt.

Abwarten und Tee trinken

Einschränkungen gibt es auch bei der umständlichen und auf der PS2 äußerst ladeintensiven Menüführung, wo ihr jedes freigespielte Tuningteil in penibler Kleinarbeit ausfindig machen und jede Menge Ladepausen über euch ergehen lassen müsst, die nicht einmal dann ausbleiben, wenn ihr ein bereits begonnenes Rennen nochmals neu starten wollt. Noch ärgerlicher ist allerdings die zumindest auf Konsole fehleranfällige Speicherfunktion, die sich gerade zu Spielbeginn oft partout weigert, alte Spielstände zu überschreiben oder zu laden, was bei einer Verkaufsversion einfach nicht vorkommen darf.

Wiederholungen ohne Replays

Schade ist zudem, dass es keine Replay-Funktion gibt und sich die Tastenbelegung nur in der PC-Fassung frei konfigurieren lässt. Auch die neuen Zeitlupen-Crashs bleiben PC-Spielern vorbehalten. Außerdem wiederholen sich die insgesamt knapp hundert verfügbaren Straßenkilometer LAs relativ schnell und auch der Spielverlauf birgt wenig Überraschungen.Und selbst die Kollisionsabfrage sorgt hin und wieder für merkwürdige Ergebnisse und eklatante Clipping-Fehler.

Einsame Duelle: Wer zu zweit spielen will, muss gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen (PS2).
Die Gegner-KI wirkt hingegen glaubhaft und lässt eure Konkurrenten auch mal überraschende Fahrfehler begehen und verwickelt sie in Unfälle mit den eher stumpfsinnigen Zivilverkehrsteilnehmern. Das Crashverhalten ist dabei recht ordentlich und erlaubt auch spektakuläre, wenn auch seltene Überschläge und Massenkarambolagen.

Durchwachsene Technik

Ansonsten ist die technische Umsetzung wenig Aufsehen erregend und nervt vor allem auf Konsole mit matschigen Texturen, gelegentlichen Objekt-Pop-Ups und Textur-Fade-Ins sowie fehlender Kantenglättung. Aber auch am PC sehen die relativ plumpen Fahrzeugmodelle trotz höherer Auflösung und zusätzlicher Grafikeffekte kaum besser aus. Auch die Soundkulisse präsentiert sich durchwachsen: Zwar gehen die englische Sprachausgabe und der abwechslungsreiche Rock-, HipHop- und Elektro-Soundtrack in Ordnung, aber die Motorengeräusche sind geradezu lächerlich und Ambient-FX nahezu nicht existent. Die Lokalisierung beschränkt sich übrigens auf deutsche Untertitel und Menütexte mit teils recht holpriger, fehlerhafter oder gar irreführender Übersetzung.      

Fazit

RPM Tuning dürfte den Ansprüchen der Tuningfraktion wohl alles andere als gerecht werden. Zum einen gibt es viel zu wenige Fahrzeugmodelle, die darüber hinaus nicht einmal Originalfabrikate darstellen und beim Gasgeben wie ein Rudel Nähmaschinen klingen. Zum anderen wirkt die technische Kulisse auch in der dezent aufgebohrten PC-Fassung alles andere als zeitgemäß. Zudem wird der Spielfluss durch die unausgereifte Menüführung und die auf der PS2 äußerst zähen Ladezeiten immer wieder ausgebremst - von der fehleranfälligen Speicherfunktion der Konsolenfassung ganz zu schweigen. Schade auch, dass einem der Story-Modus keinerlei Freiheiten lässt und völlig linear daher kommt, während das Mehrspielerangebot nicht der Rede wert ist. Dabei können Steuerung, Gegner-KI und Schadensmodell durchaus überzeugen - auch wenn Letzteres rein optischer Natur ist. Auch die Tuning- & Setup-Möglichkeiten sind ausreichend, während sich PS2-Besitzer mit einem Logitech Driving-Force-Lenkrads sogar über Force-Feedback-Unterstützung freuen können. Nicht ganz so anspruchsvolle Tuningfans, die knapp bei Kasse sind oder Need for Speed Underground 2 & Co schon durch haben, können ja mal Probe fahren.

Pro

günstiger Preis
stabile Framerate
handliche Steuerung
glaubwürdige Gegner-KI
dynamische Streckenkarte
hübsches Schadensmodell
Force-Feedback-Support (PS2)
unzählige Tuningkombinationen
nette Spiegelungen & Blur-Effekte
niedrige Hardware-Anforderungen (PC)

Kontra

keine Replay-Funktion
nur PDF-Anleitung (PC)
durchwachsene Technik
extreme Ladezeiten (PS2)
keine Original-Fahrzeuge
völlig linearer Spielverlauf
mickriges Handbuch (PS2)
lächerliche Motorensounds
mageres Mehrspielerangebot
viel zu wenige Fahrzeugmodelle
nervige Speicherprobleme (PS2)
spärliche Fahrzeug
& Setup-Infos
zähe & umständliche Menüführung

Wertung

PC

Günstiger Tuning-Racer mit knappem Fuhrpark und unspektakulärer Technik.

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